Tafelladen "Appel + Ei" hat wieder geöffnet
"Anders geht es nicht" - Freiwillige geben vorgepackte Einkaufstaschen mit Lebensmitteln aus

Von Stefan Kern
Schwetzingen. Für viele Menschen ist die Schließung der Tafelläden eine Katastrophe. Etwa die Hälfte der rund 1000 Einrichtungen in Deutschland musste wegen der Corona-Krise zumachen. Was das bedeutet, wird klar, wenn man sich die Zahlen des vom Caritasverband Rhein-Neckar-Kreis betriebenen Tafelladens "Appel + Ei" in Schwetzingen ansieht.
"Derzeit haben wir 550 Berechtigungsausweise ausgegeben", sagt Laden-Leiter Klaus Stürmer. Dahinter, so ergänzt sein Stellvertreter Norbert Holter, stünden 1600 Menschen, unter ihnen 530 Kinder. Sie alle waren seit dem 17. März vom Lebensmittelangebot des Tafelladens komplett abgeschnitten. Entsprechend groß war für das Helferteam der Druck, einen Weg zu finden, um die Versorgung wieder herzustellen. "Wir wollen den Menschen helfen", sagt Stürmer. Und das ist inzwischen gelungen.
Am Montag ist der Betrieb wieder aufgenommen worden. Nicht wie gewohnt im Tafelladen, sondern im Hof. Damit, so Stürmer, könne man die Hygienestandards gewährleisten und das Ansteckungsrisiko weitestgehend minimieren – sowohl für Kunden als auch Mitarbeiter. Gerade bei den Letzteren sei höchste Vorsicht geboten. Viele der ehrenamtlichen Helfer sind im fortgeschrittenen Alter und gehören in Sachen Covid-19 zur Risikogruppe.

Das Verkaufsprozedere ist einfach, auch wenn selbstbestimmtes Einkaufen derzeit der Vergangenheit angehört. Die Mitarbeiter packen Tüten mit verschiedenen Grundnahrungsmitteln, die der Kunde dann gegen eine kleine Spende mitnehmen kann. "Nicht ideal, aber anders gehe es nicht", stellt Holter klar. "Dabei achten wir darauf, dass möglichst abwechslungsreich gepackt wird."
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Neben Nudeln, Mehl und Öl sind in den Tüten auch immer Obst und andere frische Waren zu finden. Da hat der Tafelladen aber Beschaffungsprobleme. "Ich wähle mir gerade die Finger wund, um Waren in den Laden zu kriegen." Die Grundversorgung sicherzustellen, sei gerade keine leichte Aufgabe.
Um sich für diese mühselige Aufgabe etwas Motivation zu holen, muss Norbert Holter nur mit seinen Kunden sprechen. Für sie lohnt sich der Einsatz. Gaby ist seit vielen Jahren Kundin. Die Schließung habe sie ins Schleudern gebracht, erzählt sie und fügt hinzu:"Gott sei Dank ist die Versorgung wieder am Laufen." Andrea erklärt, dass sie die Verteilung der Tüten finanziell gerettet habe. Gefreut hat sie sich auch darüber, dass jeder Kunde eine nicht-medizinische Schutzmaske geschenkt bekam. Diese Idee stammt von den Mitarbeitern. Denn die Maske ist nicht per se für den Eigenschutz, sondern den Schutz des Gegenübers.
Vor Ostern ist der Tafelladen mittwochs und donnerstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Nach Ostern gibt es die Tüten dienstags, mittwochs und freitags zwischen 9 und 12 Uhr. Und im darauffolgenden Normalbetrieb sind es dann die Tage Montag, Mittwoch und Freitag jeweils zwischen 9 und 12 Uhr. Für die normale Tüte wird eine Spende von zwei Euro erbeten, und für die Süßigkeiten von einem Euro.



