Hommage an drei bedeutende Frauen
Drei neue Motivbänke in Schwetzingen erinnern an Liselotte von der Pfalz, Elisabeth Auguste und Stéphanie de Beauharnais

Von Marion Gottlob
Schwetzingen. Es ist eine besondere Art, die Geschichte einer Stadt zu erzählen: Seit dem 1250. Jubiläum der Stadt vor fünf Jahren werden in Schwetzingen immer wieder sogenannte Motivbänke aufgestellt. Mit bunten Bildern und geschwungenen Formen "erzählen" sie von Themen und Personen, die in der Entwicklung der Stadt eine Rolle gespielt haben. So ist ein regelrechter Parcours entstanden, der mittlerweile 28 Bänke umfasst und in Deutschland vermutlich einmalig ist.
"Wir hatten nicht erwartet, dass die Menschen die Motivbänke so gern annehmen", erklärt Oberbürgermeister René Pöltl. Die letzten drei Sitzbänke sind erst vor Kurzem dazugekommen. Sie stehen auf dem Gelände des Schlosses bei der Stadtbibliothek sowie beim Eingang am Dreibrückentor und sind drei hochadligen Damen gewidmet, die Stadt und Region geprägt haben. Eine Bank ist zum Beispiel für Elisabeth Charlotte (1652 – 1722), auch Liselotte von der Pfalz genannt, reserviert. Sie zählte zu den berühmtesten Bewohnern der Schlösser in Heidelberg und Schwetzingen. Mit 19 Jahren heiratete sie den Bruder des Sonnenkönigs Ludwigs XIV. und verbrachte den Rest ihres Lebens am französischen Hof. Heute wäre Liselotte vielleicht eine berühmte Influencerin, die ihre Follower in den Sozialen Medien an ihrem Leben teilhaben lässt. Damals schrieb sie mehr als 60.000 Briefe, von denen rund 5000 Exemplare erhalten sind. Sie sind wie ein Tagebuch und zeichnen ein lebendiges Selbstporträt.

Liselotte von der Pfalz hat ihre Heimat nach der Heirat nie wieder gesehen. Ihr Schwager zettelte in ihrem Namen den pfälzischen Erbfolgekrieg an. Liselotte litt mit ihren Landsleuten unter den Zerstörungen. "Wenn ich Mannheim, Schwetzingen und Heidelberg wiedersehen sollte, glaube ich, dass ich es nicht würde ausstehen können und vor Tränen vergehen müsste", heißt es in einem ihrer Briefe. Und ihr Zeitgenosse Saint-Simon schrieb über sie: "Madame war eine Prinzessin nach altem Stil; sie hielt auf Ehre, Tugend, Rang, Größe und war unerbittlich in Hinsicht auf Schicklichkeit. Eine gute und treue Freundin, zuverlässig, wahrhaftig, aufrichtig, leicht einnehmbar und verletzlich; schroff und voll eigener wunderlicher Grillen."
Eine weitere Motivbank erzählt vom Leben der Elisabeth Auguste. Ihr Geburtstag, der 17. Januar 1721, war der eigentliche Anlass für die Aufstellung der Bänke. Wegen der Corona-Krise kommt das Geschenk zum 300. Geburtstag allerdings verspätet. Elisabeth Auguste wurde mit 21 Jahren mit ihrem Cousin Carl Theodor, dem späteren Kurfürsten, verheiratet. "Sie war eine willensstarke, einflussreiche und lebenslustige Persönlichkeit, die Musik, Theater und die Jagd liebte", erklärt Barbara Gilsdorf, Kulturreferentin der Stadt Schwetzingen. So förderte Elisabeth Auguste zum Beispiel Opernaufführungen im Rokokotheater. Die Kurfürstin stand mit diesem Glanz und Glamour für die Macht ihres Staates und ihres Ehemanns. Die Ehe zwischen Elisabeth Auguste und Carl Theodor war keine Liebesheirat, nach dem Tod des lang ersehnten Stammhalters entfremdete sich das Paar. Elisabeth Auguste starb 1794 in Weinheim, wohin sie vor den französischen Truppen geflohen war.
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Die dritte im Bunde ist Stéphanie de Beauharnais (1789 – 1860). Sie war die Adoptivtochter des französischen Kaisers Napoléon und heiratete Karl Ludwig, den Erbprinzen von Baden. "Legendär ist ihr Schicksal als Mutter. Nur drei von fünf Kindern überlebten das Kindesalter," erzählt Gilsdorf. Stéphanie hielt sich in den Sommermonaten oft im Schwetzinger Schloss auf.
Der Grafik-Designer Klaus-Peter Deimann hat die Motivbänke gestaltet. "Ich freue mich und bin dankbar für diese Aufträge", sagt er. Inzwischen gebe es sogar Privatleute, die sich eine solche Bank wünschen.



