Schwetzingen

Besucher flanierten beim Concours d’Elegance durch den Schlossgarten

Seltene Oldtimer bewundert - Liebevoll gepflegte Raritäten

06.09.2020 UPDATE: 07.09.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 52 Sekunden
Schmuckstücke auf vier Rädern: Viele neugierige Besucher nahmen die Gelegenheit wahr, um beim Concours d’ Èlegance im Schwetzinger Schlossgarten seltene Oldtimer aus der Nähe zu bewundern und mit ihren Besitzern zu plaudern. Foto: Lenhardt

Von Harald Berlinghof

Schwetzingen. Er ist der letzte seiner Art. Oder besser gesagt: seines Typs. Damit dürfte er der seltenste VW der Welt sein. Gleichzeitig ist er nicht von VW gebaut, sondern von der Firma Rometsch, die auf der Grundlage eines Käfers ihre nur 150 Mal gebauten Rometsch-Autos fertigte. Ein einziger hat – soweit bekannt – überlebt, und der war jetzt bei der Classic-Gala Concours d`Elegance im Schwetzinger Schlossgarten zu bewundern. Rundlich, windschnittig und einmalig.

In einer Lackierung die man als grünblau-metallic bezeichnen könnte. In der Version, die der Designer Johannes Beeskow 1951 geschaffen hat. So stand er am Wochenende im Schlossgarten und ließ sich von den Besuchern bewundern. Da sie für den heimischen Markt zu teuer waren, wurden die Wagen vor allem in die USA verkauft. Die Schauspieler Audrey Hepburn und Gregory Peck sollen Rometsch gefahren sein.

Egon Hofer aus Salzburg, der mit seinem Ferrari 212 E / 206 S gekommen war. Foto: Lenhardt

Noch seltener geht gar nicht, denkt man. Aber direkt neben dem Haupteingang stand unter einer goldenen Barock-Statue ein Auto, das nur ein Mal gebaut wurde. Er ist also nicht nur der letzte, sondern auch der einzige seines Typs. Im unrestaurierten Zustand lässt der Bergrennwagen beim Betrachter ein beinahe authentisches Rallye-Gefühl aufkommen. "Ich habe den Wagen 1969 direkt bei Ferrari gekauft, allerdings ohne den Motor. Den wollten sie nicht heraus rücken", erzählte der Salzburger Kommerzialrat Egon Hofer, dem der Wagen gehört. Nachdem das Auto 48 Jahre lang verschwunden war, tauchte es bei einem Schwedischen Sammler wieder auf. Dann hat es der Oldtimer-Fan einfach ein zweites Mal gekauft. "Die Summe war höher als beim ersten Mal", sagte er. Wie hoch der Preis war, wollte er allerdings nicht verraten.

Der Schwetzinger Schlossgarten ist am Wochenende wieder zum El Dorado für Oldtimer-Liebhaber geworden. In Zeiten von Corona galten aber verschärfe Einlassbedingungen. Maskenpflicht bestand allerdings im Freien nicht, das Abstandsgebot dagegen schon. Der Schutz der historischen Anlage wurde wie immer mit Backofenblechen unter den Oldtimer-Motoren gewährleistet, falls eins der in die Jahre gekommenen Autos einen Tropfen Öl nicht halten kann. Aber bei vielen Oldtimern waren nicht mehr die beinahe schon historischen Metallbleche unter dem Antriebsaggregat zu sehen, sondern solche aus Plastik. Die erfüllen denselben Zweck, sind aber billiger.

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Vom Haupteingang ausgehend werden traditionell beim Concours auf der Hauptachse in Richtung Arionbrunnen und Hirschbrunnen die ältesten Fahrzeuge präsentiert. Der Detroit Electric von 1913, eins der ersten Elektroautos der Welt und Vorbild für Oma Ducks Autochen, war dabei – ebenso wie der Adler von 1909 und auch der Ford Model T von 1909. Autos aus einer Zeit, als die Kutsche als Vorbild noch deutlich erkennbar war. Mit viel Messing drumherum. Die Messingära endete in den 1920er-Jahren. Aber glänzen sollte es auch weiterhin. Der Chrom hielt Einzug und feierte fröhliche Urstände in der amerikanischen Straßenkreuzer-Ära der 1950er- und 1960er-Jahre.

Ohne viel Schnickschnack kommt die Blechliesel daher. So wurde das Ford-Model Tin Lizzy in Deutschland vom Volksmund bezeichnet. Im Schlossgarten stand eine dunkelblaue Blechliesel. Aber Moment: Hatte Henry Ford nicht behauptet, seine Autos seien alle Schwarz, wegen der Kosten? "Nein", erklärte die stolze Besitzerin der historischen Tin Lizzy. Anfangs wurde das Auto nur in schwarz hergestellt, weil die Farbe schneller trocknete als die anderen. Doch später gab es auch dunkelblaue, dunkelgrüne und dunkelrote Tin Lizzies. Das Modell wurde von Ford seit 1908 gebaut. Das waren aber noch keine "Fließband-Autos". Die Blechliesel im Schlossgarten stammt aber aus dem Jahr 1925 und ist ein echtes Fließband-Modell.

Schnittig unterwegs: Rudi Lapoehn und sein Beifahrer Alexander Gerne in einem Automobil aus dem Haus Grade, Typ F 2, aus dem Jahr 1921. Foto: Lenhardt

Den Flaneuren im Schlossgarten wurde einiges geboten, beispielsweise eine Henry-Ford-Allee, in der zahllose Mercedes Oldtimer mit Baujahren zwischen 1953 und 1988 gezeigt wurden. Besonderer Hingucker war ein Ford Taunus aus dem Jahr 1952 in "Dynamosilber" lackiert und mit sogenannten Bordsteinkratzern am unteren Bereich der Kotflügel. So konnte der Fahrer hören, wenn er zu nahe an den Bordstein kam und die Gefahr bestand, dass er die schicken Weißwandreifen beschädigte.

Der Micro Concours mit kleinen Au-tos aus der Wirtschaftswunderzeit gehört seit Jahren zum beliebtesten Teil der Oldtimer-Präsentation. Vom Goggomobil über den Messerschmitt Kabinenroller bis zur BMW Isetta mit Miniwohnwagen reichte dabei das Spektrum. Versteht sich von selbst, dass die Isetta die zugstarke Version mit 600 Kubik und 22 PS war. Üblich waren 250 Kubik und 13 PS. Das Wohnwägelchen bietet Platz für zwei Schläfer, wobei die sich mit einer Innenraumbreite von 1,07 Meter und einer Länge von zwei Metern begnügen müssen. Nicht minder spannend waren die Vertreter der amerikanischen Straßenkreuzer. Der Cadillac Fleetwood Coupe von 1959 ist dabei mit seinem Chromanteil, den spitzen Heckflossen und Raum auf der Rückbank für einige müde Partygäste nicht zu überbieten. Cadillac, Chevrolet, Buick, Pontiac und Elvis gehören zusammen. Nebenan beim "Elvis Presley will never die Club" sorgten seine Hits stilgerecht vom Band für musikalische Unterhaltung.

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