An den Luftfiltern scheiden sich die Geister
Elterninitiativen sorgten in Hockenheim und Schwetzingen für die Ausstattung der Schulen mit mobilen Geräten.

Von Volker Knab
Schwetzingen. Von endgültigem Aufatmen kann bei vielen Schulen derzeit noch keine Rede sein. Denn im Herbst droht eine weitere Corona-Welle – und damit die nächste Schließung. Bund und Land bieten den Schulträgern für die Anschaffung von Luftfilteranlagen eine Förderung an. Während in Hockenheim alle städtischen Schulen mit mobilen Luftfiltergeräten ausgestattet sind, verfügt in Schwetzingen lediglich die Hirschacker-Grundschule über solche Geräte.
In beiden Städten sorgten Elterninitiativen für die Anschaffung der Luftfilter, deren Nutzen bei der Eindämmung von Covid-Infektionen umstritten ist. In Hockenheim wurden bereits im vergangenen Jahr sämtliche Schulen mit mobilen Luftfilteranlagen ausgestattet. "Wir hatten hier den glücklichen Umstand, dass die Anschaffung der Luftfilter in Eigeninitiative von den Eltern ausging und finanziert wurde. Der Einsatz funktioniert gut", erklärt Stadtsprecher Christian Stalf. Darüber hinausgehende Maßnahmen mit fest verbauten Luftfiltern seien in Hockenheim nicht geplant. Nur wenn solche Anlagen vom Land vorgeschrieben werden, "muss und wird die Stadt als Träger sie umsetzen", betont Stalf. Wie in vielen anderen Kommunen fürchtet man sich in der Rennstadt vor den hohen Investitionen für den Kauf und Einbau festverbauter Anlagen – auch wenn es dafür Fördergelder gibt.
Am Nutzen der mobilen Luftfilter scheiden sich die Geister. Die hohen Anschaffungskosten sind für den Schwetzinger Oberbürgermeister René Pöltl ein wesentlicher Grund für die ablehnende Haltung seiner Kommune gegenüber solchen Geräten. Eine neuerliche Studie bestärkt Pöltl in seiner Haltung, die viele andere kommunale Entscheidungsträger teilen (RNZ vom 17. Juli). Demnach bringen die mobilen Luftfilter in belüfteten Räumen keine weiteren Vorteile. Das regelmäßige Lüften sei ohnehin unerlässlich, betont Pöltl. "Die Kosten für die Beschaffung mobiler Lüftungsgeräte für alle Schwetzinger Schulen in ausreichender Anzahl würde viele Millionen Euro kosten. Wir sehen davon ab, da es bislang keine einzige verlässliche Studie oder Erkenntnis aus der Praxis gibt, dass die Geräte eine signifikante Sicherheitsverbesserung bringen", erklärt der Rathauschef. "Ich halte nichts davon, solche Anschaffungen zu tätigen und ein trügerisches Sicherheitsgefühl zu erzeugen."
In Schwetzingen verfügt nur die Hirschacker-Grundschule über mobile Luftfilteranlagen. Wie in Hockenheim ging die Anschaffung auf eine Elterninitiative zurück. Die Stadt lehnte als Schulträger eine finanzielle Kostenbeteiligung ab, begrüßte die Elterninitiative aber. Nach Angaben der Stadt hat sich bislang keine weitere Elterninitiative an die Verwaltung gewandt.
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Sollte es also im Herbst zu einer neuen Corona-Welle kommen, wird es an den Schwetzinger Schulen "vor allem bei der grundlegenden und bewährten Strategie der Schnelltestungen, der Beachtung der Hygieneregeln und dem ständigen Lüften bleiben, wie dies auch das Kultusministerium Baden-Württemberg vorgibt", sagt der OB. Der Träger wird den Schulen bei Bedarf zusätzlich CO2-Ampeln zur Verfügung stellen.
Die wichtigste Maßnahme sieht Pöltl bei nicht geimpften Schulkindern im regelmäßigen Testen. Bei einer Infektion müsste laut der derzeitigen Vorgabe des Gesundheitsamts in jedem Fall die gesamte Klasse in Quarantäne, weil die Delta-Variante deutlich ansteckender ist. "Daran ändern weder Masken noch Lüftungsgeräte etwas", so Pöltl.
Am Gauß-Gymnasium in Hockenheim zieht Schulleiterin Anja Kaiser zufrieden eine erste Bilanz über die rund 50 mobilen Luftfilteranlagen, die die Eltern im Herbst vergangenen Jahres gekauft und in sämtlichen Klassen- wie Fachräumen sowie im Sekretariat und Lehrerzimmer aufgestellt haben. "Die Initiative ging vom Elternbeirat und dem Förderverein aus", erinnert sich Kaiser. Die Eltern kümmern sich auch in den Sommerferien um die Wartung und den Austausch der Filter durch Fachpersonal.
Nach dem Einschalten zeigten die Geräte auf einer Farbskala von Grün bis Rot die Veränderung der Luftqualität an, erklärt Kaiser. "Während des Unterrichts werfe ich regelmäßig einen Blick drauf." Verändert sich die Farbe ins Rötliche, weiß sie, dass sie reagieren muss – zum Beispiel durch Stoßlüften. Außerdem verfügt das Gerät über verschiedene Belüftungsstufen.
Am Gauß-Gymnasium sieht man die mobilen Luftfilter als einen Baustein, der in Kombination mit den anderen vorgeschriebenen Maßnahmen wie Stoßlüften oder Hygiene- und Abstandsregeln zusätzliche Sicherheit bringt. Das grundsätzliche Problem solcher Geräte sei, dass sich die Wirkung der Luftverbesserung nicht richtig messen lasse, sagt Kaiser. "Eine psychologische Wirkung haben die Geräte aber in jedem Fall, und sie werden an der Schule gut angenommen."