Mörtel soll die neue Prunkvase halten
Die Befestigung am Schloss lief problemlos – Gesamtkosten belaufen sich auf rund 35 000 Euro

Die neue Prunkvase sitzt wieder an ihrem angestammten Platz. Foto: Lenhardt
Von Harald Berlinghof
Schwetzingen. Die barocken Prunkvasen, die am Schwetzinger Schloss die beiden Zirkelbauten zierten, sind nach aufwändigen Reparaturarbeiten wieder an Ort und Stelle. Am vergangenen Dienstag nahmen die Beauftragten der Bildhauerei Rudi Steigert die vierte Prunkvase an den Haken ihres Krans. Der Firmenchef persönlich hatte zuvor Mörtel in eine Öffnung am Boden der Vase geschoben. Der Mörtel soll das fast zwei Meter hohe 150-Kilo-Schmuckstück auf dem Gesims des südlichen Schlosszirkels fest mit dem Sandsteinfundament und einem darin eingebetteten Stahlstab verbinden. Damit nicht noch einmal solch ein Malheur passiert wie im Sommer 2016.
Damals fiel eine der weitgehend identischen Prunkvasen plötzlich vom Dachgesims des südlichen Schlosszirkels und zerbrach. Zum Glück kam dabei niemand zu Schaden, und ein großer historischer Verlust war die zerbrochene Vase auch nicht, denn es war eine Epoxidharz-Kopie mit einer Sandsteinpatina aus Farbe und gelbem Sand. So wie viele Skulpturen des Gartens durch relativ unempfindliche Kopien aus gegossenem Epoxidharz ersetzt wurden, und einige wenige sogar durch Marmorkopien. Die wertvollen Originale befinden sich im Lapidarium (lat.: Sammlung von künstlerischen Steinarbeiten) der Orangerie des Schlossgartens.
"Die Originale aus Sandstein sind unserer aggressiven Luft und den säurehaltigen Niederschlägen auf Dauer nicht gewachsen", erläutert Guido Jordine, Projektleiter von Vermögen und Bau Baden-Württemberg Bauleitung Schwetzingen, der die Aufstell-Aktion am Dienstagvormittag überwachte.
Auch die beiden kunsthistorischen Experten bezüglich Schloss und Schlossgarten, Ralf Wagner und Professor Hartmut Troll, sowie Sandra Moritz, Leiterin der Schlossverwaltung, waren anwesend, als die restaurierten Vasen endlich zurückkamen an ihre angestammten Plätze auf dem Dach. Rund 35.000 Euro kostet die Sicherung, Sanierung und Wiederaufstellung der Vasen.
Wegen der schädlichen Umwelteinflüsse hatte man in den 1970er Jahren die meisten der Sandsteinobjekte im Garten bei der Ladenburger Steinmanufaktur Dursy kopieren lassen. Bei diesem Kopiervorgang wird ein Gemisch aus Gesteinsmehl und flüssigen Epoxidharz-Kunststoffen gegossen, das dann aushärtet. Die Ergebnisse lassen sich optisch nur schwer von den Originalen unterscheiden und sind wesentlich unempfindlicher gegen Umwelteinflüsse. "Für die Ewigkeit ist aber noch nicht einmal Epoxidharz, wie man 2016 gesehen hat", erklärt Jordine: Im Innern der Prunkvasen waren Stahlstützen eingebaut, die anfingen zu rosten. Das Epoxidharz hat sich, seiner stählernen Stabilität beraubt, verformt. Eine der Vasen habe dadurch den Halt verloren und sei herab gestürzt.
Die zerstörte Vase habe man nun noch einmal nachbilden lassen und alle Prunkvasen mit Edelstahl im Innern verstärkt, um einer künftigen Verformung vorzubeugen. Die originalen Vasen wurden 1753 von dem Bildhauer Matthäus van den Branden für Schwetzingen gefertigt, wie Ralf Wagner, zuständiger Konservator der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, erläuterte.
Der Bildhauer wurde 1719 in Heidelberg geboren, starb 1788 in Mannheim und arbeitete überwiegend in der Kurpfalz.



