Der Deckel ist noch nicht drauf
Bürgermeister Ralf Göck hat noch Hoffnung

Öder Ort: Auf diesem Platz war das gescheiterte Projekt gestartet. Foto: Lenhardt
Brühl. (alb) Wo einst das wahrscheinlich ambitionierteste Energieprojekt in der Region startete, ist heute ein trauriger, öder Ort übrig geblieben. Der mächtige Bohrturm am südlichen Ortsrand von Brühl ist längst weg. Noch vor zehn Jahren waberten dichte Dampfschwaden über dem Gelände und weit darüber hinaus. Mit dem Geothermiewerk sollte Wärme aus der Erdkrustenschicht direkt zur Stromerzeugung abgezapft werden. Um den notwendigen Wasserdampf zu erzeugen, sollte kaltes oder heißes Wasser in ein Bohrloch gepumpt und über ein Rohr in eine Turbine geleitet werden, die einen Generator antreibt.
Erste Tests des Investors Geoenergy waren erfolgreich. Sowohl der Druck als auch die Temperatur des Wassers aus dem gut 3250 tiefen Bohrloch verliefen vielversprechend. Doch es blieb bei Probebohrungen. Denn die Euphorie im Ort war bereits zuvor verflogen. Wenige Monate, nachdem der Technische Ausschuss 2008 dem Bau des Geothermiewerks zugestimmt hatte, kam es bei einem Projekt in Landau zu kleineren Erdstößen, die möglicherweise einige Häuser beschädigten.
Dieses Ereignis löste massiven Widerstand in der Brühler Bevölkerung aus. Von da an begleiteten Proteste der mittlerweile gegründeten "Bürgerinitiative Tiefengeothermie Brühl/Ketsch" die Bohrarbeiten. Im selben Jahr reichte der Gemeinderat mit großer Mehrheit eine Räumungsklage gegen Geoenergy für das gepachtete Zusatzgelände ein, das die Firma längst hätte zurückgeben müssen. Gerichte bestätigten die Räte.
Seit Frühjahr 2014 ruhten die Arbeiten. Ein Jahr später meldete Geoenergy, das nach eigenen Angaben mehr als 20 Millionen Euro in die Anlage gesteckt hatte, Insolvenz an. Zwei Interessenten sprangen 2016 ab - das Aus für die Anlage. Heute ist das Gelände umzäunt, sind zwei Bohrlöcher von massiven Platten abgedeckt. Nach dem Scheitern des Projekts hatte sich Bürgermeister Ralf Göck beim Bergamt erkundigt, das die Kosten für den Rückbau auf mehrere Millionen Euro bezifferte.
Der Pachtvertrag für das Hauptgelände läuft 30 Jahre. "Wer weiß, vielleicht findet sich ja noch ein Investor", sagte Bürgermeister Ralf Göck gestern der RNZ. Er ist ein Befürworter der Geothermie. Aktuell liegt die Gemeinde mit dem Insolvenzverwalter im Clinch. Die Kommune verlangt rund 300.000 Euro Pacht. "Da sind Strafzahlungen nicht mit drin", so Göck. Wie der Bürgermeister berichtet, fordert der Insolvenzverwalter wiederum circa 100.000 Euro von der Gemeinde - für Pachteinnahmen in einer Zeit, als die Insolvenz von Geoenergy absehbar gewesen sei.