Wasser der Badeseen ist sauber zum Saisonstart (Update)
Keine Beanstandungen der Wasserqualität - Betreiber von Badeseen und Freibädern in der Region wollen klare Ansagen vom Land

Rhein-Neckar. (RNZ) Auch wenn zu Beginn dieses "Corona-Sommers" lange unklar war, unter welchen Bedingungen Schwimmbäder und Badeseen öffnen dürfen, sind die Vorbereitungen zumindest an den Badegewässern im Rhein-Neckar-Kreis seitens des Gesundheitsamtes schon vor einigen Wochen angelaufen. So wird die Wasserqualität in den neun Badeseen im Landkreis bereits vor Beginn der Badesaison von Mitarbeitenden geprüft. Und wie das Landratsamt am Freitag mitteilt, gibt es derzeit keine Beanstandungen.
Für die Badeseen, die im Rhein-Neckar-Kreis als offizielle Badegewässer ausgewiesen sind – also Altlußheim (Blausee), Brühl (Kollerinsel), Heddesheim (Badesee), Hemsbach (Wiesensee), Ketsch (Hohwiesensee), St. Leon-Rot (Badesee), Weinheim (Waidsee und FKK-See Miramar) sowie Walldorf (Badesee) – liegen nun die Werte der Wasserproben vor, die in dieser Badesaison erstmals am 12. Mai genommen wurden.
"Alle Befunde ergaben mikrobiologisch keine Beanstandungen", teilt Albert Karras vom Gesundheitsamt mit. Die strengen Anforderungen der Badegewässerverordnung Baden-Württemberg und die Vorgaben der Europäischen Union (EU) seien damit erfüllt.
Über die Nutzung der Badegewässer aufgrund der Corona-Pandemie entscheiden die jeweiligen Städte und Gemeinden als Betreiber und die zuständigen Ortspolizeibehörden. "Aktuell gibt es keine Untersuchungen dazu, ob und wie das Coronavirus im Wasser übertragen wird." Allerdings sind sich die Virologen einig, dass eine Übertragung über Wasser sehr unwahrscheinlich ist.
Das eigentliche Risiko besteht vor und nach dem Schwimmen. Hauptübertragungswege für das Coronavirus Sars-CoV-2 sind direkte Infektionen von Mensch zu Mensch über virushaltige Tröpfchen sowie Schmierinfektionen durch Übertragung dieser Tröpfchen aus dem direkten Umfeld infizierter Personen über die Hände auf die Schleimhäute.
Auch interessant
Schon Anfang Mai hatten sich einige Bäderbetreiber im Rhein-Neckar-Kreis und das Gesundheitsamt über mögliche Betriebsformen unter Pandemiebedingungen ausgetauscht. Nun hat eine Arbeitsgruppe der Landesregierung aus kommunalen Landesverbänden, Sozialministerium und Landesgesundheitsamt ein Konzept erarbeitet, wie unter aktuellen Bedingungen der Schwimmbetrieb aufgenommen werden kann.
Info: Die genauen Regelungen und Vorgaben finden sich in der neuen Corona-Verordnung Sportstätten des Landes Baden-Württemberg vom 4. Juni 2020, die hier abrufbar ist.
Interessierte können die aktuellen Werte im Internet in einer Liste der überwachten Badestellen abrufen: www.lubw.baden-wuerttemberg.de/wasser/badegewaesserkarte
Update: Freitag, 5. Juni 2020, 15.03 Uhr
Rhein-Neckar. (RNZ) Voraussichtlich ab kommenden Samstag, 6. Juni, dürfen die ersten Freibäder und Badeseen in Baden-Württemberg wieder öffnen – unter strengen Hygienevorgaben und auf der Grundlage eines detaillierten Betriebskonzeptes. Allerdings muss eine entsprechende Verordnung noch erarbeitet werden. Ist die Region vorbereitet? Die RNZ hat sich umgehört.
Weinheim: Mit rund 700.000 Gästen im Jahr ist das Spaß- und Freizeitbad Miramar eines der am stärksten frequentierten Bäder der Region. Laut Geschäftsführer Marcus Steinhart ist eine Wiedereröffnung Mitte des Monats realistischer als am 6. Juni. Der Betreiber mehrerer Bäder in Deutschland und Österreich hat mit Verwunderung auf das Vorgehen des Landes reagiert. Vertreter der Stuttgarter Regierung hätten zunächst jedes Wiedereröffnungskonzept des Miramar pauschal abgelehnt, um nun die eigene Linie vorzugeben. Bei Großbetrieben wie dem Bad in Weinheim sei aber eine enge Abstimmung nötig, um die Besucher zu schützen und rechtliche Vorgaben umzusetzen.
Auch die Stadt Weinheim, die das öffentliche Strandbad am Waidsee unterhält, arbeitet vor. Im Rathaus wartet man ebenfalls auf detaillierte Angaben des Landes. Stadtsprecher Roland Kern geht von einer Öffnung am 8. Juni aus. (web)
Heddesheim: Rund 300.000 Gäste sind allein im vergangenen Jahr an den Badesee gepilgert. Ein Besuchermagnet. "Jetzt hoffen wir auf eine baldige klare Ansage vom Land", sagt Bürgermeister Michael Kessler. "Solange die Verordnung nicht vorliegt, können wir unseren potenziellen Badegästen weder eine planbare Perspektive aufzeigen, geschweige denn ein Wiedereröffnungskonzept erarbeiten", bedauert er. Was auch mit Blick auf das benötigte Personal gilt. Kopfzerbrechen bereitet der Verwaltung vor allem die zu erwartende Einlassbeschränkung. "Was machen wir mit Hunderten von Besuchern, die von weiter her gekommen sind, aber nicht mehr auf das Gelände dürfen?", fragt sich Kessler. (keke)
Wiesloch/Walldorf/St. Leon-Rot: Das Wieslocher Freibad hat aus Kostengründen noch keine Vorbereitungen für eine Öffnung getroffen: "Alles ist unklar", sagte Rüdiger Kleemann, Leiter der Stadtwerke, in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Seine Mannschaft benötigt etwa drei Wochen, um das Bad für eine Öffnung vorzubereiten. Man müsse noch weitreichende organisatorische Vorarbeiten leisten und warte auf detaillierte Vorgaben des Landes.
Auf Widersprüche in den Landesverordnungen weist Matthias Gruber, Geschäftsführer der Walldorfer Stadtwerke, hin: Die alte sei noch in Kraft, der zufolge die Freibäder erst am 14. Juni öffnen dürfen, die neue mit der Öffnung ließe auf sich warten. Daher sei die Irritation groß, zumal Details zur Umsetzung der neuen Verordnung fehlten. Das Walldorfer Aqwa sei intensiv dabei, sich auf eine Öffnung vorzubereiten, die werde aber frühestens Mitte Juni erfolgen, da man Vorbereitungszeit benötige, gerade was Einlass- und Anwesenheitskontrolle und Überwachung der Hygienerichtlinien angehe.
Ähnlich sieht es Georg Grimm vom St. Leoner See: Ein konkretes Konzept für die Öffnung müsse noch erarbeitet werden, viele Fragen seien ungeklärt. Das dauere sicher länger als bis zum 6. Juni. (seb)
Kraichgau: Im Sinsheimer Freibad bereitet man sich auf die Eröffnung vor, maximal 1000 Gäste dürfen dort zunächst rein, ins Wasser deutlich weniger. Dies soll ein Sicherheitsdienst kontrollieren, zudem müssen sich Besucher anmelden, bevor sie kommen. Oberbürgermeister Jörg Albrecht befürchtet vor diesem Hintergrund, dass die Schutzmaßnahmen für viel Unzufriedenheit sorgen werden.
"Wir sitzen auf glühenden Kohlen", sagt Christian Thom, stellvertretender Badeleiter in Reichartshausen. Erst wenn klar ist, wie genau das Konzept der Landesregierung aussieht, kann die Gemeinde entscheiden, ob dieses überhaupt umsetzbar ist. Wenn Stuttgart das Okay gibt, heißt das aber noch nicht, dass das Bad am nächsten Tag öffnen kann. So braucht es zum Beispiel zehn Tage, um das Wasser zu heizen.
Auch Martina Wanke, Vorsitzende des Turnvereins Neckarbischofsheim, der das August-Schütz-Freibad betreibt, hofft auf "umsetzbare, realistische Vorgaben". Sie empfindet die derzeitige Situation als sehr schwammig. Ihr wäre es lieber, wenn es klare Vorschriften gebe, die das Freibad dann umsetzen könne.
Im Imre-Gutyan-Bad in Gemmingen ist man bei den Vorbereitungen schon recht weit und will auf jeden Fall aufmachen. Im Bad Rappenauer Freibad muss noch das Solewasser in die Becken gefüllt werden. (cbe/fds/jou)
Eberbach: Ab Montag, 8. Juni, ist das städtische Freibad in der Au für Schwimmkurse der Schulen, der Vereine und der DLRG geöffnet. Freigegeben ist das Bad auch für die Abiturklassen des Hohenstaufen-Gymnasiums. Wie der Leiter der Stadtwerke, Günter Haag mitteilte, sieht das Sicherheitskonzept vor, dass maximal zehn Schwimmer in die Anlage dürfen. Wann das Freibad für das allgemeine Publikum geöffnet wird, stand bislang noch nicht fest. "Wenn die genaue Verordnung vom Land da ist, muss erst ein Hygienekonzept entwickelt werden", teilte Haag im Gemeinderat vergangenen Donnerstag mit. Dann käme noch das Gesundheitsamt zur Überprüfung. "Erst wenn das Gesundheitsamt überzeugt ist, können wir für die Allgemeinheit öffnen", so Haag. Und so könnten ganz schnell zehn Tage vergehen, vom Eingang der Verordnung bis zur Eröffnung. (mabi)
Mosbach: Normalerweise hätte am 1. Mai das Freibad "faMos" wieder aufgemacht, das regelmäßig mehr als 100.000 Gäste pro Saison anlockt. Selbst wenn sich das Land für eine baldige Lockerung der Einschränkungen entscheidet, steht derzeit in den Sternen, ob das "faMos" überhaupt noch einmal seine Tore öffnet. "Man müsste schon ganz genau abwägen", sagt Jürgen Jaksz, Geschäftsführer der Stadtwerke Mosbach, die das Bad betreiben. Dazu muss man wissen, dass das "faMos" selbst in normalen Zeiten mit üblichen Besucherzahlen ein Zuschussbetrieb ist. Und die Bilanz der Stadtwerke – und somit Kommune – im Schnitt mit einer halben Million Euro Verlust pro Jahr belastet. (schat)
Vorsichtig sein: Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft warnt vor Leichtsinn an Flüssen und Baggerseen. In einer Mitteilung rief der DLRG-Bezirk Mannheim dazu auf, nicht in unbewachten Gewässern zu baden. Angesichts des schönen Wetters und der wegen Corona noch geschlossenen Hallen- und Freibäder in Baden-Württemberg erwarten die Wasserretter einen "dramatischen Anstieg an Ertrinkungsfällen an unbewachten Gewässern". So hätten sich bereits in den vergangenen Wochen an den Ufern von Rhein und Neckar sowie an Seen viele Menschen getummelt, die auch Abkühlung im Wasser gesucht hätten.
"Die Wassertemperaturen sind noch kühl. In dieser Zeit passieren viele Badeunfälle, da der Körper mit diesen Temperaturunterschieden zu kämpfen hat", so die DLRG. Auch Alkohol und Leichtsinn führten zu Badeunfällen. Grundsätzlich sei das Schwimmen in Rhein und Neckar verboten, so die DLRG Mannheim.
Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Heidelberg macht zudem darauf aufmerksam, dass das Schwimmen und Baden besonders im Bereich von 100 Metern oberhalb bis 100 Metern unterhalb von Wehr- und Schleusenanlagen, einschließlich der Schleusenvorhäfen, Kraftwerksanlagen, Hafeneinfahrten und Brücken aufgrund von Schiffsbetrieb und Strömungen lebensgefährlich und deshalb nicht erlaubt ist. (alb)