Clubbetreiber zwischen Lust und Frust
Gegen das Clubsterben fordern Betreiber und auch Musiker mehr Fördergelder für Rock-Pop- und Jazz-Bereich in der Region

Gut besucht war die Diskussion in dem neuen Mannheimer Jazz-Club. Foto: Gerold
Von Peter Wiest
Mannheim. Stirbt die Live-Musik-Kultur in der Region langsam, aber sicher aus? Wird es in absehbarer Zeit vielleicht überhaupt keine Musikclubs mehr geben - wie mehrere Schließungen innerhalb kurzer Zeit in Heidelberg vermuten lassen? Und falls ja, liegt dies daran, dass in solche Locations keine öffentlichen Gelder fließen? Diesen Fragen widmete sich eine Podiumsdiskussion im neuen Mannheimer Jazz-Club "Ella & Louis", zu der die Regionalgruppe Rhein-Neckar der Kulturpolitischen Gesellschaft geladen hatte. Hintergrund war eine Studie zur Veranstaltungswirtschaft in der Region, die deutlich macht, dass das Clubsterben in Teilen bereits Realität geworden ist.
"Wir müssen Impulse geben, sodass über diese bitteren Wahrheiten gesprochen und etwas dagegen getan wird", betonte Moderator David Maier, einer der Sprecher der Regionalgruppe, die sich als "Lobby für Kulturschaffende" versteht. Dabei sei es wichtig, verschiedene Meinungen, Konzepte und Möglichkeiten kennenzulernen.
Ein Modell für einen funktionierenden Club ist derzeit das vor drei Monaten eröffnete "Ella & Louis", dessen Geschäftsführer Thomas Siffling über "bisher fast immer ausverkaufte Veranstaltungen" berichtete. Öffentlich gefördert wird der Club nicht, vielmehr arbeitet er nach einem von Siffling ausgedachten Konzept, bei dem 20 Gesellschafter so viel Geld geben, dass die Finanzierung für die nächsten fünf Jahre gewährleistet ist.
Danach allerdings wird der Geschäftsführer, wie er deutlich machte, institutionelle Förderungen beantragen: "Und ich erwarte dann ein klares Bekenntnis der Stadt zu ihrem Club." Anträge auf Zuschüsse stellt Margit Gehrisch schon lange nicht mehr. Das von ihr vor 20 Jahren gegründete Musiktheater Rex in Bensheim funktioniert auch so: "Ich habe es aufgegeben, um Geld zu betteln, das uns doch keiner gibt." Stattdessen hat sie ein Musik-Programm konzipiert, in dessen Mittelpunkt Cover-Bands stehen, die regelmäßig so viel Publikum anziehen, dass der Club schwarze Zahlen schreibt.
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Auch nicht klagen kann Felix Grädler, Geschäftsführer der Halle 02 in Heidelberg und Vorsitzender des Vereins Eventkultur Rhein-Neckar. Sein Haus laufe gut - auch deshalb, weil es der Stadt gehöre. Generell seien die Rahmenbedingungen gerade für kleinere Clubs allerdings schwieriger denn je.
"Fakt ist", so Grädler, "dass es strukturelle Veränderungen und vor allem Fördermaßnahmen braucht, um bestehenden Clubs ihre Existenz zu ermöglichen und vielleicht sogar neue gründen zu können". Wie schwierig es ist, alle Interessen im Bereich Live-Musik und Clubs in einer Stadt unter einen Hut zu bringen, berichtete Hendrik Meier, erster Mannheimer Nachtbürgermeister. In der "City of Music" gebe es zwar "eine richtige Szene" mit mehr Musik-Institutionen als in anderen Städten: "Aber gerade in der Innenstadt fehlt auch bei uns ein kleinerer Club für vielleicht 200 Gäste im Rock-Pop-Bereich."
Auch Grädler wünschte sich, dass der der Bereich mehr öffentliche Zuschüsse erhält - nach einem Förderkonzept, bei dem die Kommunen einzahlen und es gemäß eines Schlüssels an die Clubs verteilen. "Allerdings", so schränkte Grädler ein, "sitzen in den zuständigen politischen Gremien leider überwiegend Leute, die sich nicht mit solcher Musik identifizieren".
Jazzpreisträgerin Alexandra Lehmler sagte, dass solche Fördergelder aber auch den Künstlern anteilmäßig zugute kommen müssten, würden diese doch "teilweise heute noch nicht für Gage, sondern für das Eintrittsgeld an der Tür antreten".