"Da sind absolute Profis am Werk"
Die Anrufe von "falschen Polizisten" im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim nehmen dramatisch zu

Ein Plakat der nordrhein-westfälischen Polizei warnt vor "falschen Polizisten". Foto: Gerten
Von Stefan Hagen
Rhein-Neckar. Sie kennen keinerlei Skrupel und zocken ihre meist älteren Opfer gnadenlos ab. Dazu missbrauchen die Täter auch noch das Vertrauen der Bürger in den Staat, indem sie sich am Telefon als Polizisten ausgeben. Und leider haben sie mit dieser Betrugsmasche immer wieder Erfolg, wie ein aktueller Fall aus Sinsheim zeigt.
Hier klingelte am Montagabend gegen 19 Uhr bei einer 64-Jährigen das Telefon. Am Apparat: Ein Polizeibeamter, wie der unbekannte Anrufer vorgab. Und er hat aus seiner Sicht Glück: Sein potenzielles Opfer legt nicht auf, sondern lässt sich in ein Gespräch verwickeln. Der Fisch zappelt am Haken.
Die nun folgende Vorgehensweise sei fast immer gleich, heißt es im Polizeibericht an diesem Tag. Mit ihrer erfundenen Geschichte würden die falschen Polizisten bei ihren Opfern den Eindruck erwecken, dass diese bald von Einbrechern heimgesucht würden, die es auf ihr Bargeld und ihre Wertsachen abgesehen hätten.
Die falschen Polizisten gaukeln vor, dass Geld und Wertsachen weder zu Hause noch auf der Bank sicher seien. Schließlich kündigen sie an, einen Polizisten in Zivil vorbei zu schicken, der Geld und Wertsachen zur sicheren Verwahrung abholen werde. Im Sinsheimer Fall wurde das Opfer über mehrere Stunden am Telefon unter Druck gesetzt, bevor es dem angeblichen Polizisten zwischen 23 und 23.30 Uhr Bargeld und Schmuck im Wert von mehreren Tausend Euro aushändigte. Erst am Dienstagmorgen wurde der Betrug als solcher erkannt und die echte Polizei informiert.
Im Bereich des Polizeipräsidiums Mannheim treiben diese "falschen Polizisten" seit geraumer Zeit verstärkt ihr Unwesen. "Es gab sogar schon einmal rund 30 solcher Anrufe an einem Tag", sagt Christoph Kunkel. Und dies seien mit Sicherheit keine Einzeltäter, betont der Polizeisprecher. Man gehe davon aus, dass es sich um Gruppierungen handelt.
Die betrügerischen Anrufe kämen überwiegend aus Call-Centern - "meist aus Polen", merkt Kunkel an. "Da sind absolute Profis am Werk", weiß der Beamte. Die Täter würden sehr gut Deutsch sprechen und seien äußerst erfahren. "Die könnten wohl auch gut im Verkauf arbeiten", spielt Kunkel auf das Talent dieser Verbrecher an, ihre Opfer über einen längeren Zeitraum zu "beschäftigen". So würden sie verhindern, dass sich die Angerufenen bei der Polizei rückversichern, ob der Anruf auch authentisch sei. Dann werde der "Abholer" bestellt, der noch während des Gesprächs auftauche, um Geld und Schmuck "in Sicherheit zu bringen".
"Die Polizei würde am Telefon niemals um Geldbeträge oder Wertsachen bitten", stellt Kunkel nochmals klar. "Lassen Sie sich am Telefon nicht unter Druck setzen. Geben Sie Betrügern keine Chance, legen Sie einfach den Hörer auf", rät der Polizeibeamte.



