RNZ-Enkel-Aktion

Gruß aus Jordanien nach Baiertal

Julia Schilling aus Leimen arbeitet in der Deutschen Botschaft in Amman - Auch in dem Königreich bestimmt das Coronavirus den Alltag

24.03.2020 UPDATE: 25.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden
Julia Schilling hat in Jordanien für die Nachricht an die Großeltern ihren Bruder Jannis in Köln per Videoanruf „dazu geholt“. Foto: privat

Von Stefan Hagen

Leimen/Wiesloch/Amman. Grüße aus Jordanien an die Großeltern in Wiesloch-Baiertal: Das ist bei der großen Enkel-Aktion der RNZ in puncto Entfernung wohl kaum noch zu toppen. Die Nachricht kommt von Julia Schilling und ihrem Bruder Jannis aus Köln, die Oma Juliane und Opa Johann ganz schrecklich vermissen. Ursprünglich stammen die Geschwister aus Leimen-Gauangelloch, jetzt liegen Hunderte beziehungsweise Tausende Kilometer zwischen ihnen und ihren Lieben.

Für das kommende Wochenende war eigentlich ein Treffen zum Brunch in Wiesloch vereinbart – ein Weihnachtsgeschenk der Großeltern. Das Familientreffen musste jetzt abgesagt werden, Julia Schilling sitzt in Jordanien fest. Sie arbeitet in der Hauptstadt Amman in der Deutschen Botschaft. Dort ist sie unter anderem zuständig für die humanitäre Hilfe, die die Bundesregierung aufgrund des Kriegs in Syrien und der Flüchtlingssituation in der Region zur Verfügung stellt, berichtet sie der RNZ. Derzeit dominiere aber natürlich das Coronavirus größtenteils den Arbeitsalltag.

Blick aus der Wohnung von Julia Schilling auf einen Stadtteil von Amman. Foto: privat

Jordanien sei ein wunderschönes Land, das sich vor allem im Frühjahr, wenn es grünt und blüht, für Reisen ans Rote Meer, ans Tote Meer und in die Wüste eigne. Man sei hier wirtschaftlich sehr auf Touristen angewiesen, und all diese Einnahmen würden derzeit komplett wegbrechen, weiß die Gauangellocherin. Außerdem, fügt sie an, beherberge Jordanien rund 750.000 Flüchtlinge, ein Großteil davon aus Syrien. Es gehe also derzeit nicht nur darum, Infektionsraten und negative sozioökonomische Auswirkungen für die jordanische Bevölkerung gering zu halten – es gehe auch darum, die Versorgung der Flüchtlinge und deren Gesundheit zu gewährleisten.

Da sämtliche Geschäfte in Jordanien wegen der Corona-Pandemie geschlossen wurden, lässt die Regierung mit Linienbussen unter anderem Fladenbrot an die Bevölkerung verteilen. Foto: privat

"Mit Stand 23. März gibt es 127 bestätigte Covid-19-Fälle in Jordanien – auf rund zehn Millionen Einwohner", berichtet Schilling. Die Testkapazitäten seien aber eingeschränkt. Seit dem 15. März seien die Schulen geschlossen, und seit dem 21. März, 7 Uhr, gelte eine strikte Ausgangssperre. "Alle Läden haben geschlossen, auch Supermärkte und Apotheken", sagt Schilling. Seit Dienstag dürfe man sich Medikamente liefern lassen – Fladenbrot und Wasser würden zentral durch die Regierung mit Linienbussen verteilt.

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Mittlerweile seien mehrere Hundert Personen festgenommen worden, die sich nicht an die Ausgangssperre gehalten hätten, macht Schilling deutlich, dass in Jordanien strenge Regeln gelten. Die sonst vollgestopften Straßen seien daher seit Tagen leer. Auch die Bewegungsfreiheit zwischen den zwölf Gouvernoraten Jordaniens sei nicht mehr gegeben. "Der Flughafen von Amman ist am 17. März geschlossen worden, lediglich Rückholflüge und kommerzielle Flüge werden noch durchgeführt", sagt sie. Mehrere Tausend Menschen, die in der vergangenen Woche nach Jordanien zurückgekehrt seien, befänden sich derzeit in 14-tägiger Quarantäne. Teilweise seien dafür Hotels umfunktioniert worden.

Nach ihrem Abitur und Studium in Bayreuth, Bologna und Washington hat Julia Schilling einige Jahre in Berlin im Bundestag, für eine Kinderrechtsorganisation und in der Privatwirtschaft gearbeitet. 2018 hat sie die Diplomatenlaufbahn eingeschlagen – Amman ist ihr erster Auslandsposten.

Sie selbst hofft auf ein baldiges Wiedersehen mit der Familie. Überhaupt denkt sie gerne an die Heimat in der Kurpfalz zurück. "Früher haben wir immer die Sommerferien im Garten in Baiertal und im WieTalBad in Wiesloch verbracht", erinnert sich Schilling, die momentan viel im Homeoffice arbeitet. "Wir konnten bereits per WhatsApp-Video mit unseren Großeltern telefonieren und hoffen derzeit einfach, dass sich die globale Lage in absehbarer Zeit bessert und wir uns bald alle gesund und munter in Baiertal wiedersehen können."

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