Reilinger Charlie Weibel war mit "Kind von de Kurpfalz" erfolgreich
Der 66-Jährige drückt seine Verbundenheit zum Kurpfälzischen in seinen Liedern aus. Dafür wurde er nun mit einem Preis geehrt.

Von Hans-Joachim Of
Reilingen/Rhein-Neckar. Charly Weibel hat Victor Hugos Satz "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist" bis in die letzte Faser seines Körpers verinnerlicht. Mehr noch: Als leidenschaftlicher Mundartsänger hat der Songpoet den Kurpfälzer Dialekt durch seine Lieder und Platten bis weit über die Region hinaus bekannt gemacht. Jetzt wurde der 66-Jährige mit der Botschaft überrascht, dass er beim aktuellen, überregionalen Mundartwettbewerb "De gnitze Griffel", der alljährlich vom Arbeitskreis Heimatpflege des Regierungspräsidiums Karlsruhe ausgeschrieben wird, mit dem Lied "Kind von de Kurpfalz" den zweiten Preis errungen hat. "Ich kann mein Glück kaum fassen", sagt Weibel.
Nachdem er in diesem Jahr bereits als Sieger des Mundartwettbewerbs "Dannstadter Höhe" hervorging, kommentiert der Barde in seiner eigenen Schbrooch die Auszeichnung mit "Mähna gäid wirklich net". In dem prämierten Lied heißt es: "Ich bin ä Kind von de Kurpfalz. Do kumm isch her, un do will isch immer sei. Wuannerschd kähnd isch gohned lehwe und ich bass oh net wuannerschd nei".
Und weiter: "Links un rechts vom Rhein, do wäschst alles un gedeiht. Do wachse Schbargel und Kartoffel, un do gibt’s lauter gscheide Leid. Oh zu trinke gibt’s bei uns genung. Mir hewwe Bier, mir hewwe Wei. En de Kurpfalz do gibt’s alles. Es kähnd gohned schähner sei!". Charly Weibel weiß: "Die Kurpfalz existierte von 1085 bis 1803 und hat somit eine längere Geschichte als die daraus resultierenden neuen Gebiete wie Baden." Das Besondere an der Kurpfalz sei, dass sie nicht wie heute durch den Rhein durch andere Regionen getrennt war, sondern sowohl rechts- als auch linksrheinische Gebiete beinhaltete. Dies sei auch der Grund, warum heute das sogenannte "Kurpfälzisch" der einzige rechts- und linksrheinische Dialekt ist.
Meine Verbundenheit zu dieser Sprache drückt sich auch in meinen Liedern aus. Daher war es naheliegend, ein Lied über die Kurpfalz zu schreiben", lässt Weibel wissen. Im März dieses Jahres entstand der Text und im Mai hatte er den neuen Song eingereicht.
Mit 14 Jahren erlaubte ihm die Mutter den Erwerb einer akustischen Gitarre vom Versandhaus Neckermann. Nachdem er sich einige Akkorde selbst beigebracht hatte, war klar, dass es fortan kein Halten mehr geben sollte.
Karl-Georg Weibel, den alle, seit ihm die Englischlehrerin damals diesen Namen verpasste, nur Charly nennen, hatte "Blut geleckt". Die Musik, das Jonglieren mit Tönen und Klängen, sowie selbst verfasste Texte, sollten fortan zur liebsten Freizeitbeschäftigung des zweifachen Familienvaters mit den Töchtern Kim und Vera werden, der bis zur Pensionierung in Reilingen als "Schutzmann" arbeitete.
Nach dem beim Publikum bestens angenommenen Silberling "Johr um Johr" (2015) und dem drei Jahre später veröffentlichten Langspielwerk "Irgendwu bisch du" hatte der leidenschaftliche Sänger und Gitarrist zuletzt 2021 ein neues Album mit dem Titel "En eschde Mann" aufgenommen. "Natürlich mit Mundartliedern, direkt un mitten aus em Lehwe." Instrumente und Gesang waren an etlichen Abenden im Studio der befreundeten Formation "The Scones – Little Kurpfalz-Coverband" in Walldorf eingespielt worden. Die beiden Saitenkünstler Helmut Dörr aus Wiesloch und der Walldorfer Jürgen Köhler hatten das Werk, das 13 Stücke beinhaltet und einmal mehr "Mudderschbrooch" in Reinkultur bietet, veredelt.
Weibel hatte die neuen Songs zum Schmunzeln, Mitsummen und Mitsingen komponiert. So wie im Titelstück, wo ein echter Mann, der nach Schweiß und Leder riecht, besungen wird. Und der allerdings "koin Schnaps" sondern "Oijerlikör" trinkt. Weibel verrät auch, was man als Frau wohl "Fa uff Afrigoh" anzieht.
Und warum Mundart? "Hier kann ich mich am Besten ausdrücken. Hier ist mein Bezug zur Heimat, zur Region", so Weibel. "Als Musiker hat man den unschätzbaren Vorteil, dass man sich vieles förmlich von der Seele schreiben kann." Wer es nicht weiß: Bereits im Jahr 2000 gewann er beim Mundartwettbewerb "De gnitze Griffel" in der Sparte "Lied" den ersten Platz.
Seine nachfolgende Maxi-CD wurde in Kurpfälzisch und Englisch aufgenommen. "Die Melodien stammten noch aus der Jezebel’s Tower-Zeit", lässt der Kurpfälzer Mundartdichter wissen. Charly Weibel ist nämlich alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Als Frontmann der bis über Baden und die Kurpfalz hinaus bekannten Rockband "Jezebel’s Tower" schrieb er ein Stück Musikgeschichte. Die Formation nahm in der Zeit von 1992 bis 2003 fünf gefeierte Rock-Alben auf, deren Songs im Radio rauf und runter gespielt wurden. Legendär waren die damaligen Radio-Regenbogen-Partys mit teilweise über 30.000 Besuchern. 1995 traten sie in Rumänien sogar im Vorprogramm von Heavy Metal-Flaggschiff Iron Maiden auf. "Wir hatten elf sehr schöne und erfolgreiche Jahre, die im Grunde mein ganzes Leben verändert haben", sagt Charly Weibel im Rückblick.
Und dann verrät er abschließend, dass auf Initiative des früheren Gitarristen Matze Wurm wieder einige Stücke von "Jezebel’s Tower" reanimiert, in modernes Gewand gepackt und neu produziert wurden. Doch damit nicht genug: Vor nicht allzu langer Zeit hat er mit dem Walldorfer Jürgen Köhler und dem aus Wiesloch stammenden weiteren Gitarristen Gregor Weisbarth eine neue Band namens "The Echo" gegründet.
"Wir schreiben eigene Songs und sind schon bald auf den Bühnen der Region zu erleben", teilt Charly Weibel abschließend mit.