Corona-Abstrichzentrum in Schwetzingen ist seit Mittwoch in Betrieb
Esarum das Gesundheitsamt gerade Schwetzingen als Standort für die mobile Teststation ausgewählt hat

Von Anna Manceron
Schwetzingen. Drei vermummte Gestalten warten auf den Fahrer des schwarzen Seat, der seinen Wagen in die Einfahrt vor dem Schwetzinger Stadion lenkt. Ihre Schutzanzüge bedecken den ganzen Körper – von der Stirn bis zum Knöchel. Was dann noch hervorlugt, wird von Latexhandschuhen und Mundschutz verdeckt. Nur die Augen bleiben frei. Wollten die Drei in diesem Outfit eine Bank überfallen, sie würden vermutlich keine Spuren hinterlassen. Doch was sie von dem Autofahrer wollen, ist kein Geld, sondern eine Speichelprobe.
Der Seat-Fahrer ist derjenige, der am Mittwochmorgen das neue Corona-Abstrichzentrum in Schwetzingen einweiht. Allerdings handelt es sich um einen Testfahrer, die "echten" Patienten kommen noch. Bei der Containeranlage, die das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises binnen einer Woche hochgezogen hat, handelt es sich um ein sogenanntes "Drive-In"-Testcenter. Es ist das erste seiner Art in der Region. Potenzielle Infizierte können dort vorfahren und sich auf das Coronavirus testen lassen, ohne ihr Auto zu verlassen.
Um dorthin zu gelangen, muss der Seat-Fahrer aber erst einmal an der Security vorbei. Und die winkt nur jene durch, die eine Erlaubnis vom Gesundheitsamt haben. Spontan vorbeikommen ist also nicht drin. Denn: "Das ist kein Selbstbedienungsladen, sondern Diagnostik auf hohem medizinischem Niveau", erklärt Professor Daniel Rost, Chefarzt der Inneren Medizin II an der GRN-Klinik Schwetzingen. Er ist an diesem Morgen ebenfalls vor Ort und betont: "Wir müssen verantwortungsvoll mit unseren Ressourcen umgehen." Ohnehin sei die Quote der positiven Testergebnisse in Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis vergleichsweise niedrig. "Die allermeisten sind Verdachtsfälle und erweisen sich als negativ", sagt er. "Wir rechnen damit, dass etwa 95 von 100 Personen negativ getestet werden."
Wer sich testen lassen will, ruft zunächst beim Gesundheitsamt an. Getestet werden aber nur diejenigen, die Symptome zeigen und sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben oder Kontakt zu einem Infizierten hatten. Für den Test erhält der Anrufer einen Strichcode, den er dann der Security vor Ort zeigt. Der Seat-Fahrer hat das schon hinter sich. Weiter geht’s zur Aufnahme, wo seine Gesundheitskarte eingelesen wird. Dann erst beginnt der Abstrich.
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Als der Wagen vor dem weißen Container zum Stehen kommt, tritt einer der Vermummten an das geöffnete Wagenfenster. "Bitte einmal den Mund weit aufmachen und die Zunge rausstrecken", fordert er den Fahrer auf. Mit einem Wattestäbchen streicht der Mann über die Wangeninnenseite. Dann verschwindet das Stäbchen in einem Plastikröhrchen. Die fertigen Proben werden später zur Analyse in die Uniklinik nach Heidelberg gebracht. Für den Testfahrer endet die Prozedur an dieser Stelle, er kann weiter fahren. Die echten Patienten aber bekommen vorher noch einen Link mit auf den Weg, über den sie das Ergebnis ihres Tests im Internet abrufen können.
Viel Zeit einplanen muss man für den "Drive-In" nicht. "Die Durchfahrt dauert nur fünf Minuten", erklärt Kreissprecherin Silke Hartmann. Insgesamt können in dem neuen Abstrichzentrum 100 Autos pro Tag abgefertigt werden. Das medizinische Personal kommt von der GRN-Klinik Schwetzingen und einer privaten Leihfirma. Auch Medizinstudenten helfen freiwillig aus – unter ärztlicher Anleitung. Im Einsatz sind jeweils vier Security-Männer, drei Mitarbeiter zur Aufnahme und drei für den Abstrich sowie ein Arzt und ein Desinfektor.
Und warum hat das Gesundheitsamt gerade Schwetzingen als Standort für die mobile Teststation ausgewählt? "Wir haben ein Gelände mit einer verlässlichen Internetverbindung gesucht", erklärt Hartmann. "Außerdem gibt es keine direkten Anwohner, und die örtliche GRN-Klinik ist in der Nähe." Deren Leiterin Katharina Elbs sieht ihr Haus für den Notfall gut aufgestellt. "Wir haben 13 Intensivbetten und zehn Beatmungsplätze", berichtet sie. "Wenn nötig, können wir die Anzahl der Beatmungsplätze sofort verdoppeln."
Info: Wer sich am "Drive-In"-Schalter testen lassen möchte, muss vorher beim Gesundheitsamt einen Termin unter der Telefonnummer 06221 / 522 18 81 vereinbaren. Die Hotline ist täglich von 7.30 bis 19 Uhr geschaltet. Das Abstrichzentrum in Schwetzingen ist jeden Tag von 9 bis 16 Uhr geöffnet.



