Miramar-Missbrauchsprozess

Angeklagter bat um nicht-öffentliches Geständnis

51-Jähriger küsste Kinder auf den Po - Scharfe Sicherheitsvorkehrungen - Öffentlichkeit phasenweise ausgeschlossen

26.11.2018 UPDATE: 27.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden

Das Freizeitbad Miramar in Weinheim: Hier soll der Angeklagte seine beiden Opfer immer wieder getroffen haben. Jetzt wird das Geschehen juristisch aufgearbeitet. Der Prozess wird am 4. Dezember fortgesetzt, Beobachter sind nur zu Beginn und dann phasenweise zugelassen. Foto: Dorn

Von Philipp Weber

Mannheim/Weinheim. Der Angeklagte betritt als einer der Letzten den Saal. Die Pressefotografen haben den Raum zu diesem Zeitpunkt schon verlassen müssen. Der 51-Jährige läuft an den Zuschauersitzen vorbei, erreicht den Bereich für Prozessbeteiligte - und nimmt an der Seite seines Verteidigers Maximilian Endler Platz. Er trägt Jackett, schwarze Hose, Brille. Als der Vorsitzende Richter Joachim Bock erste Angaben zur Person abfragt, antwortet er mit fester Stimme.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit gesteht der gelernte Dachdecker später, in einem Freizeitbad zwei Kinder sexuell missbraucht zu haben. Auch sein Verteidiger bestätigt auf Anfrage dieser Zeitung, dass sein Mandant ein Geständnis abgelegt hat. Bei dem Bad handelt es sich nach den Recherchen der RNZ und weiterer Medien um das Miramar.

Es ist ein aufsehenerregender Prozess, der am Montagmorgen vor der siebten Strafkammer des Landgerichts Mannheim beginnt. Eine Vielzahl von Medienvertretern ist in das Justizgebäude im Quadrat A1 gekommen. Schon am ersten Verhandlungstag gibt es scharfe Sicherheitsvorkehrungen. Wer den Saal betreten will, muss einen Metalldetektor passieren und wird danach vom Wachpersonal abgetastet. Handys müssen in den Schließfächern im Eingangsbereich bleiben.

Die Prozessbeobachter durchlaufen dieses Prozedere mehrfach: Bereits im Vorfeld hat Richter Bock angekündigt, dass die Öffentlichkeit phasenweise ausgeschlossen werden könnte. So kommt es dann auch. Strafverteidiger Endler fordert im Namen seines Mandanten zunächst, die Zuschauer von dem gesamten Prozess auszuschließen. Staatsanwältin Simone Velte-Kircher plädiert dagegen dafür, abschnittsweise vorzugehen. Dem schließt sich die Kammer an.

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Er habe nicht allein die Persönlichkeitsrechte seines Mandanten und die der Kinder im Blick, erklärt Verteidiger Endler später der RNZ. "Den Antrag habe ich gestellt, weil es Angeklagten erfahrungsgemäß schwerfällt, über Vorwürfe wie die hier im Raum stehenden zu sprechen, wenn Zuhörer im Gerichtssaal sitzen." Er mache es seinem Mandanten dadurch leichter, und das tue auch dem Verfahren gut.

Die Vorwürfe wiegen schwer: Die Staatsanwaltschaft wirft dem 51-jährigen Deutschen vor, 18 Taten an zwei acht beziehungsweise neun Jahre alten Kindern begangen zu haben. Der geschiedene, im Raum Koblenz lebende Mann soll darüber hinaus Unterwasseraufnahmen von unbekleideten Kindern angefertigt haben. Außerdem soll er kinderpornografische Schriften besessen haben.

Genaueres erfahren die Prozessbeobachter nicht: Schon die Verlesung der Anklageschrift findet zum Teil ohne die Öffentlichkeit statt, da die detaillierte Schilderung der Vorwürfe die Intimsphäre der mutmaßlichen Opfer und die des Verdächtigen berührt. Öffentlich trägt Staatsanwältin Velte-Kircher lediglich die rechtliche Einschätzung ihrer Behörde vor - und einen Vorfall, der anders gelagert ist.

So soll der heute 51-Jährige am späten Abend des Zweiten Weihnachtsfeiertags 2016 - wohl nach einem Besuch im Miramar - das Nummernschild eines Lkw abgeschraubt und an sein Auto angebracht haben. Laut Staatsanwaltschaft tankte er an einer Rastanlage in Hirschberg und brachte das fremde Nummernschild dann wieder zu dem Lastwagen zurück: ein klassischer Tankbetrug. Außerdem haben die Ermittler bei dem 51-Jährigen eine Unterwasserkamera, ein iPhone, vier Speicherkarten und einen PC sichergestellt.

Ein Polizeibeamter sagt am Montag zudem aus, er sei im März 2017 in das Bad gerufen worden, weil ein Mann Kinder auf den Po geküsst habe. Der damalige Verdächtige und der heutige Angeklagte seien identisch. Diese Feststellung deckt sich auch mit früheren Medienrecherchen.

Die Verhandlung wird am Dienstag, 4. Dezember, 9 Uhr, fortgesetzt. Direkt zu Beginn seien Beobachter zugelassen, dann wieder nur phasenweise, so Richter Bock gegenüber der RNZ. Laut bisheriger Planung soll das Urteil am Donnerstag, 13. Dezember, ergehen. Das Geständnis zeichnet sich indessen früh ab: Richter Bock fragt den Angeklagten am Montagmorgen, ob er sich äußern wolle - und ob er dies nicht-öffentlich tun will. Der 51-Jährige antwortet mit fester Stimme: "Ich bitte darum."

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