Wie gefährlich ist der Mannheimer Hauptbahnhof?
Bundespolizei und Bahn halten sich mit konkreten Aussagen zurück. Die neue Videotechnik wird im Frühjahr 2015 aufgebaut.

Mannheim. Ist der Mannheimer Hauptbahnhof ein Kriminalitätsschwerpunkt und gehört wegen potenzieller Terrorgefahr zu den gefährlichsten in Deutschland, wie in einem Medienbericht vermutet wird? Das wollten gestern weder die Bahn noch die Bundespolizei bestätigen. Sicher ist, dass der Hauptbahnhof mit einer neuen Videotechnik ausgestattet wird. Nach Angaben einer Bahnsprecherin werden die Kameras bereits im Frühjahr nächsten Jahres angebracht.
Doch warum Mannheim? Wie sieht die Sicherheitslage im Hauptbahnhof mit Blick auf Kriminalitätsdelikte und eine mögliche Terrorgefahr aus? Diese beiden und weitere konkrete Fragen der RNZ ließ die Pressestelle des in Potsdam sitzenden Bundespolizeipräsidiums gestern unbeantwortet. Nur so viel: "Bei der Einstufung der Bahnhöfe in Gefährdungskategorien handelt es sich um vertrauliche Informationen, zu denen die Bundespolizei sich grundsätzlich nicht im Detail äußert", hieß es in einem vierseitigen und sehr allgemein formulierten Antwortschreiben. Ähnlich zurückhaltend blieb die Bahnsprecherin.
Ihren Angaben zufolge hätten das Bundesinnenministerium, die Bahn und die Bundespolizei im Sommer 2013 vereinbart, die Videotechnik an zehn Bahnhöfen zu modernisieren und auszubauen. In den kommenden sechs Jahren sollen rund 36 Millionen Euro in ein gemeinsames Programm fließen. Darüber hinaus würden 24 Millionen Euro in die Weiterentwicklung der sogenannten 3-S-Zentralen - das steht für Service, Sicherheit und Sauberkeit - in den Bahnhöfen investiert. Dass die Quadratestadt schon im Frühjahr an der Reihe ist, könnte indes daran liegen, dass in dieser Zeit auch noch die Arbeiten für den neuen Bahnsteig F laufen und man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen will.
"Unsinn", sagte ein Bahninsider auf die Frage, ob der Mannheimer Hauptbahnhof besonders anfällig für einen Terroranschlag sei. Ein anderer meinte, die Fahrgäste könnten sich dort sicher fühlen. Zu meiden gelte es lediglich die "Borelli-Grotte" - eine Unterführung zwischen Bahnhof und Innenstadt, in der es in den vergangenen Jahren zu einigen Straftaten kam.
Die Bahn will mit Hilfe der Videoüberwachung die "Betriebsabläufe" unter die Lupe nehmen und zum Beispiel schauen, ob und wo Fahrgäste angepöbelt werden. Einen gewaltbereiten und oft im Affekt handelnden Täter könne allerdings keine Kamera abhalten, heißt es in einer Stellungnahme. Immerhin könnten die Kamerabilder den Behörden wichtige Beweise bei der Strafverfolgung liefern. Laut Bahn sind derzeit 4800 Kameras an rund 640 Bahnhöfen im Einsatz. Weitere 18.000 seien in Regional- und S-Bahnen installiert.
Für die Gefahrenabwehr in den Bahnhöfen zuständig ist die Bundespolizei. "Bundesweit haben wir 2000 Beamte zu wenig vor Ort", beklagte der Bundesvizechef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, im RNZ-Gespräch. Das von Bahn und Bund aufgelegte Videoüberwachungsprogramm nannte er einen "Tropfen auf den heißen Stein". Denn, so Radek: "Die 36 Millionen Euro stehen doch in überhaupt keinem Verhältnis zu den zwei Milliarden Bahnkunden im Jahr." Die angeblich von der Bundespolizei geforderten Investitionen in Höhe von 250 Millionen Euro seien hingegen eine "angebrachte Summe".
Radek sprach von schlecht ausgeleuchteten "Angsträumen" in zahlreichen Bahnhöfen und davon, dass die Gewalt gegenüber Bundespolizisten zugenommen habe. "Die Täter schlagen zum Teil völlig unvermittelt zu", sagte er. Der Mannheimer GdP-Chef Thomas Mohr hält die Videoüberwachung für sinnvoll. Man müsse allerdings darauf achten, dass sich Kriminalitätsschwerpunkte nicht verlagerten. Das sei in der Vergangenheit in Mannheim der Fall gewesen, als Kameras zeitlich befristet auf dem Markt- oder Paradeplatz installiert waren.



