Warum wollen viele junge Eltern nicht mehr radeln?
Eine Internetumfrage in Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis geht dieser Frage nach - Die Teilnahme ist noch bis Ende des Monats möglich

Zum Proberadeln wird auch in Sinsheim und Schwetzingen eingeladen. Foto: heb
Rhein-Neckar. (heb) Tim ist gerade ein Jahr alt geworden. Sein Vater hat ihn im Fahrradanhänger mit zum Weststadtfest in Heidelberg genommen, wo seine Mutter Hannah Eberhardt mit dem Darmstädter Büro "Verkehrslösungen" einen Stand betreibt. "Ganz viele junge Eltern steigen nach der Geburt vom Fahrrad auf ein anderes Verkehrsmittel um", weiß die Geografin. Warum das so ist und was sich ändern müsste, damit junge Eltern dem umweltfreundlichen Verkehrsmittel treu bleiben, das versucht sie aktuell mit der Internetumfrage "Radfahren in der Schwangerschaft und mit Baby" herauszufinden. Gefördert wird die Umfrage vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Über 10.000 Flyer mit Informationen über die Umfrage hat ihr Darmstädter Büro an 290 Adressen, vor allem Kinderärzte, Kliniken, Hebammen und Fahrradhändler in Heidelberg, dem Rhein-Neckar- und Neckar-Odenwald-Kreis verschickt. Bisher kamen 560 Fragebögen zurück. Noch bis zum 30. September kann der Fragebogen von Eltern mit Kindern im Alter bis zu zwei Jahren unter www.fahrrad-und-familie.de ausgefüllt werden. Hier gibt es auch weitere Informationen zum Beispiel über Termine zum Proberadeln mit Kind.
Die Auswertung wird noch bis Ende des Jahres dauern, doch schon jetzt kann Eberhardt Auskunft über häufige Themen und Fragestellungen geben. Demnach schrecken viele Eltern vor der Anschaffung eines Anhängers zurück - entweder aus Kostengründen oder weil sie keine Abstellmöglichkeit haben. Manche würden gerne einen Anhänger ausleihen. Eberhardt selbst wohnt im Heidelberger Stadtteil Bergheim und kann den Anhänger nur auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Freien parken. Trotz Schutzüberzug sagt sie: "Ideal ist das nicht." Die Investition sieht sie weniger als Problem. Wenn man den Anhänger auch als Kinderwagen benutzt, könne man sich den Kauf eines Buggys sparen.
Viele Eltern forderten bessere Radwege. Und manche trauten sich grundsätzlich nicht, ihr Kind mit dem Rad zu transportieren. "Ist das nicht schlecht für die Wirbelsäule?", fragten sie. Eberhardt hat mit Ärzten und Herstellern gesprochen, die Anhänger und Babyhängematten entwickelt haben, und kann Entwarnung geben. In einer Babyhängematte, die im Fahrradanhänger oder auf dem Lastenrad montiert werden kann, könnten schon sehr kleine Kinder rückenschonend transportiert werden.
Ein Auto-Kindersitz sei da keineswegs immer besser. Erlaubt sei der Transport mit dem Rad von Geburt an, generell empfiehlt Eberhardt aber ein Alter von drei Monaten aufwärts. Bei Anhängern sollte man darauf achten, dass die Federung auf das Gewicht des Kindes einstellbar ist oder sich automatisch einstellt. Hinsichtlich der zahlreichen verschiedenen Modelle von Fahrradanhängern, Lastenrädern und Kindersitzen, die es inzwischen gibt, gibt es von Seiten der Polizei keine Bedenken.
Info: Die nächsten Termine zum Proberadeln und Ausprobieren von Kinderanhängern und Lastenrädern zur Babymitnahme: an diesem Sonntag von 9 bis 17 Uhr bei der GRN Klinik Sinsheim und am 7. Oktober von 14 bis 17 Uhr bei der GRN Klinik Schwetzingen.



