Wandertipp

Am schönen Apfelbach klapperten einst neun Mühlen

Unterwegs im Odenwald zwischen Großsachsen, Heiligkreuz und Oberflockenbach - In diesem Bereich gibt es unzählige Wandermöglichkeiten

31.03.2017 UPDATE: 02.04.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Blick ins Apfelbachtal bei Großsachsen und ins Innere einer der dortigen, inzwischen stillgelegten Mühlen. Fotos: Kreutzer

Von Robert Brenner

Weinheim/Großsachsen. Wer auf Schusters Rappen den Odenwald erforscht, für den sind Orte wie Heiligkreuz, Ritten-, Ritsch- und Rippenweier sowie Oberflockenbach längst Begriffe für eine noch intakte Natur und einen unverwechselbaren Menschenschlag.

Bei den genannten Orten handelt es sich um ehemalige Bauern- und Handwerkerdörfer, die um 1975 ihre Selbstständigkeit verloren und nun zur Großen Kreisstadt Weinheim gehören. Wie in so vielen Tälern der Region ist in den genannten Orten ein relativ kleines Bächlein mit dem Namen "Apfelbach" für die Oberflächen-Entwässerung dieser Oden- wald-Region zuständig. Immerhin kann der "Steinberg" oberhalb von Rippenweier mit 428 Höhenmetern aufwarten, was dazu führt, dass bei Starkregen aus dem kleinen Bächlein ein wahrer Sturzbach wird.

Sicher kann sich die jüngere Generation wohl kaum vorstellen, dass es zwischen Großsachsen und Heiligkreuz einst neun Mühlen gab, von denen derzeit nur noch eine, nämlich die ehemalige "Spitzer-Mühle" in Betrieb ist. Diese liegt unterhalb der stillgelegten Kunz-Mühle. Das Mühlrad der Spitzermühle wird übrigens bis auf den heutigen Tag noch immer per Wasserkraft angetrieben.

Bei "Heiligkreuz" hat es begonnen, das ehemalige "Neun-Mühlental", wobei die Hessenmühle den Anfang machte. Ihr folgten die Klosa-, Kunz-, Spitzer-, Böckle-, Haassche-, Schröder-, Merkel- und die Dorfspitzer-Mühle.

Der Oberflockenbacher Heimatforscher Gerhard Schmitt vermutet, dass es am "Rittenweirer-Mühlenbuckel" sogar noch eine zehnte Mühle im "Apfelbachtal" gegeben hat - wie sonst sollte schließlich das Gewann "Mühlenbuckel" entstanden sein? Weiter gilt es zu erwähnen, dass in den "Apfelbachtal-Mühlen" längst nicht nur Korn gemahlen wurde, schließlich gab es auch Ölmühlen, wo man aus dem heimischen Rapsanbau Speiseöl gewann. Außerdem war die Wasserkraft auch für den Antrieb eines Sägewerks zuständig.

Natürlich gibt es in diesem, einst sehr belebten "Mühlenviertel", auch einige Sehenswürdigkeiten, wobei die aus dem Jahr 1242 stammende Kirche in Heiligkreuz mit ihrem gotischen Chor zu den ältesten und interessantesten Gotteshäusern unserer Region zählt. Außerdem gab es in dieser Idylle auch drei unterirdische Stollen, in denen neben zahlreichen Mineralien vor allem Kupferkies abgebaut wurde.

Wer sich bei den ungeahnten Wandermöglichkeiten in Richtung Oberflockenbach begibt, wird schon in Form von Hinweisschildern auf den bekannten "Bildstock" aufmerksam gemacht, in dessen direkter Umgebung der Quellbereich des Apfelbachs liegt. Da an dieser markanten Stelle der Weg vom Mutterkloster Worms zum Zisterzienserkloster Schönau vorbei führte, wurde bereits im Mittelalter ein "Bildstock" als Orientierungsmerkmal und Richtungsweiser errichtet.

Hierzu ist zu bemerken, dass dieser Bildstock die Jahrhunderte nicht überdauerte, was die katholische Frauengemeinschaft Oberflockenbach-Rippenweier im Jahre 1997 veranlasst hat, im gotischen Stil einen neuen "Marienbildstock", errichten zu lassen. Für den einzigen Bildstock nördlich der Alpen wurde bei der Weihe sogar der päpstliche Segen verlesen.

Die vorderen Odenwälder sind zwar ein bodenständiger und verträglicher Menschenschlag, aber sie besitzen auch ein gerüttelt Maß an Spitzbubigkeit, vermischt mit unverkennbarer Bauernschläue.

Doch der Frohsinn und das Gesellige sind für die Menschen wichtige Indikatoren, die den Alltag bestimmen und das Leben im Apfelbachtal lebens- und liebenswert machen.

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