Unechter Mehltau und Kirschessigfliege machen Winzern zu schaffen
Gerade in diesem Jahr ist der flächendeckende Befall besonders stark – Die Weinbauern haben sich jedoch frühzeitig vorbereitet

Diese Gutedelrebe ist von Falschem Mehltau befallen. Die Blütenstände sind abgestorben. Foto: dpa
Bergstraße/Wiesloch. (cab) Dieser Pilz heißt Unechter Mehltau. Er ist aber ein echtes Problem für die Winzer. Gerade in diesem Jahr. Die meisten Weinbauregionen schlagen Alarm. Peter Wohlfahrth, Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbands, sprach von flächendeckendem Befall und warnte vor Einbußen bei der Ernte. So schlimm sei es seit Jahrzehnten nicht mehr gewesen, sagte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Mainz. Dagegen scheinen die Weinbauern in der Region vergleichsweise glimpflich davonzukommen. "Sicher wird es Ausfälle geben, aber eigentlich haben es unsere Winzer noch gut im Griff", sagt Harald Weiss, Geschäftsführer der Schriesheimer Winzergenossenschaft (WG).
Wie es zum Befall der Weinberge kommt, lässt sich am Beispiel der Weinstadt an der Badischen Bergstraße gut erklären. Am 28. und 29. Mai fielen hier 107 Liter Regen auf den Quadratmeter. Die Tropfen waren dick und schleuderten die Sporen des Unechten Mehltaus, der im Fachjargon Peronospora heißt, vom Boden an die jungen Blätter der Rebstöcke. Wer in dieser Zeit mit dem Pflanzenschutz nicht hinterher kam, hatte schlechte Karten. Es kam zu Erstinfektionen. So konnte der Pilz während der Blütezeit, die zwei Wochen später begann, die jungen Rispen befallen. Und Blütenstände, die befallen waren, starben ab. Trauben wachsen an diesen Stellen dieses Jahr also nicht mehr. Und das bedeutet weniger Menge im Herbst. Zudem war die Blütezeit lang, zu kalt und auch insgesamt zu feucht. Auch das gefiel dem Pilz, dem höchstens noch eine schön konstante Sommerhitze von Temperaturen um die 30 Grad den Garaus machen könnte: "Aber die hatten wir ja bisher auch nicht", seufzt Winfried Krämer, Aufsichtsratschef der WG. Wie Weiss ist er froh, dass die Winzer ihre Weinberge gut gepflegt und zur rechten Zeit geschützt haben. Sonst sähe es schlimmer aus: "Aber wir kommen mit einem blauen Auge davon."
Von unterschiedlich starkem Befall berichtet auch Curt-Christian Stoffel, Geschäftsführender Vorstand des Winzerkellers Wiesloch. Peronospora trete vereinzelt auf und nur dort intensiver, wo sich die Nässe habe festsetzen können: "Insgesamt ist es nicht dramatisch." Er sieht aber ein ganz anderes Problem auf die Winzer der Region zukommen: "Die Kirschessigfliege wird ja auch noch ein Thema." Deswegen hält er sich mit Prognosen zur diesjährigen Lese zurück. Mit seinem Kollegen Weiss ist er sich jedoch einig, dass es weniger Ertrag geben wird als 2015: "Und es wird sicher kein einfacher Herbst", schätzt Stoffel.
"Ach, erst mal abwarten! 2015 waren wir eben verwöhnt. Wenn wir jetzt noch vier bis sechs Wochen schönes Wetter haben, ist alles vergessen", macht Otto Guthier Mut. Der Geschäftsführer der Bergsträßer Winzer eG im hessischen Heppenheim will den verstärkten Pilzbefall in diesem Jahr aber nicht schön reden: "Das ist schon ein Problem für alle." Totalausfälle muss auch er nicht melden, hier und da jedoch fünf bis zehn Prozent Verlust, wie er schätzt. Empfindlicher für die Erkrankung mit Peronospora sind der Kerner, der Silvaner oder der Müller-Thurgau. Robuster sind da schon der Riesling oder die Burgundersorten. Auf jeden Fall müsste es jetzt endlich eine längere Phase der Wärme und Trockenheit geben und nicht immer wieder diese Schauer, denn, so Guthier: "Bei Regen freut sich der Pilz."



