Um 10.08 Uhr stand das Leben plötzlich still
Ein Stromausfall hat die Römerstadt gestern für rund anderthalb Stunden praktisch lahmgelegt - Auch Edingen-Neckarhausen war betroffen

Kreisbrandmeister Udo Dentz (mit Handy) beantwortete Fragen besorgter Bürger. "Ochsenwirt" Heinz Jäger machte sich Sorgen um seinen Fleischkäse, der beim Stromausfall gerade im Ofen brutzelte. Fotos: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg/Edingen-Neckarhausen. Freitag, 10.08 Uhr in Ladenburg. Hunderte Telefongespräche werden plötzlich unterbrochen, Küchenherde funktionieren nicht mehr, Geldautomaten brechen die Ausgabe der Scheine ab, Lampen gehen aus. Ein Stromausfall hat am Freitag die Römerstadt und Teile von Edingen-Neckarhausen lahmgelegt. In den betroffenen Gebieten herrschte Ausnahmezustand. Ein Sprecher des Stromversorgers EnBW bestätigte der RNZ, dass es einen technischen Defekt im 20.000- Volt-Mittelspannungsnetz gab, der erst um 11.41 Uhr behoben war. Ein Bagger habe in einem Ladenburger Neubaugebiet eine Stromleitung beschädigt, teilte die Polizei mit.
Die Arbeit der Integrierten Leitstelle Rhein-Neckar in der Trajanstraße war vom Stromausfall nicht beeinträchtigt. "Wenn der Strom ausfällt, springt sofort das Notstromaggregat an", erläutert Kreisbrandmeister Udo Dentz. Alle Notfallanrufe konnten ohne Verzögerung entgegengenommen werden. Auch im benachbarten Alten- und Pflegeheim am Waldpark gibt es ein Notstromaggregat, das allerdings nur für die Beleuchtung vorgesehen ist. "Die Küche bleibt heute kalt. Wir servieren den Bewohnern Leberwurstbrot", sagte Hauswirtschaftsleiterin Christa Weber. Die Pflegeabteilung habe sich auf den Stromausfall eingestellt. Alle Türen wurden geöffnet, denn auch die Alarmlichter auf den Gängen funktionierten nicht mehr. Für die Bewohner habe keine Gefahr bestanden.
Unaufgeregt ging es in der Stadtverwaltung zu. Personalchefin Silvia Steffan verteilte Kerzen. Vor dem Rathaus wurden Witze gemacht. "Jetzt geht denen endlich mal ein Licht auf", sagte ein Bürger augenzwinkernd, der sein Anliegen nächste Woche noch einmal vortragen wird. Viel Arbeit kam nach dem Stromausfall auf die Handwerker zu. Viele Heizungsanlagen sprangen nicht mehr an, so dass der Notdienst der Firma Heid im Dauereinsatz war. "Die Kunden brauchen natürlich warmes Wasser. Alteneinrichtungen und Familien mit Kindern wurden bevorzugt bedient", sagte Kundendienstleiter Christof Heckele. Menschen, die Geld in den Banken abheben wollten, hatten ebenfalls schlechte Karten. "Mist, jetzt muss ich meinen Einkauf verschieben", ärgerte sich eine Kundin.
Im Einkaufszentrum konnten teilweise Geschäfte getätigt werden, hier war ebenfalls ein Notstromaggregat im Einsatz. In der Altstadt blieben viele Geschäfte jedoch dunkel - der Verkauf wurde eingestellt. Pause hatte auch der "Ochsenwirt", Heinz Jäger. Er war gerade dabei, Fleischkäse zu verarbeiten, als von jetzt auf nachher der Kutter still stand. "Eine Katastrophe", rief der Ochsenwirt, denn auch der Garofen funktionierte nicht mehr. "So etwas habe ich noch nicht erlebt", meinte Jäger, der den Fleischkäse dann doch noch retten konnte.
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Er strahlte danach so hell wie die Lampen, die um 11.41 Uhr wieder funktionierten. Zuvor saß der Rentner-Stammtisch im Gasthaus zwei Stunden im Dunkeln. "Weniger getrunken haben wir aber nicht", lachten die Männer, die die außergewöhnliche Atmosphäre genossen.
Letztendlich waren alle erleichtert, als der Schaden endlich repariert war. Die Menschen in Edingen-Neckarhausen mussten sich ein wenig länger gedulden. "Man merkt erst wie abhängig man von der Elektrizität ist, wenn der Strom ausfällt", brachte es die Geschäftsführerin der Firma Heid, Ursula Breusch, auf den Punkt.