Steht das Geothermiekraftwerk in Brühl vor dem Aus?

"GeoEnergy" ist ins vorläufige Insolvenzverfahren eingetreten - Wie es mit dem Projekt in Brühl weitergeht, ist derzeit unklar

15.04.2015 UPDATE: 16.04.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Proteste der Bürger: In Brühl ist das Geothermieprojekt höchst umstritten (unten). Foto: Lenhardt

Von Stefan Kern

Brühl. Geothermie und Brühl, das scheint einfach nicht zu passen. Politischer Streit, Proteste der Bürger, seit vielen Monaten geht auf der Baustelle für das Geothermiekraftwerk überhaupt nichts mehr. Und diese Untätigkeit hat die Firma "GeoEnergy" wohl nun in eine finanzielle Schieflage gebracht.

Schon vor einigen Tagen "ist ,GeoEnergy’ in die vorläufige Insolvenz eingetreten", sagte der Geschäftsführer des Karlsruher Unternehmens, Friedrich H. Bill. Damit sei über die Zukunft des Kraftwerkprojekts aber noch nicht das letzte Wort gesprochen.

Denn "GeoEnergy" als Generalunternehmer halte nur den Auftrag für den Kraftwerksbau. Die Rechte und Lizenzen hätten andere Firmen inne - und diese seien von der vorläufigen Insolvenz bisher nicht betroffen. Darüber hinaus sei es eben ein vorläufiges Verfahren.

Soll heißen, dass der Insolvenzverwalter die momentane wirtschaftliche Situation des Unternehmens prüft und anschließend über Weiterbetrieb oder Insolvenz entscheidet. Und erst dann seien belastbare Aussagen über die Zukunft des Projekts möglich. Zum einen könne der Insolvenzverwalter alternative Investoren suchen, und falls das nicht gelinge, das Projekt geordnet abwickeln. Bei Letzterem ist Bürgermeister Ralf Göck vor allem wichtig, dass die Gemeinde finanziell nicht belastet wird. "Meine Aufgabe ist es, Schaden von Brühl fernzuhalten." Hierbei geht es vor allem um den Rückbau des Bohrgeländes, mit seinem 3000 Meter tiefen Loch, in seinen ursprünglichen Zustand.

Auch interessant
: Brühl: Streit um Geothermie neu entbrannt
: Geothermie in Brühl: Das Vertrauen ist aufgebraucht
: Erdwärme in Landau: Seit einem Jahr herrscht Stillstand

Für dieses Jahr bestehe, so Göck, noch eine Rückbauversicherung - falls sich das Verfahren jedoch hinziehe und alle Entscheidungen hinsichtlich einer Insolvenz erst im kommenden Jahr gefällt würden, wolle er darauf drängen, dass die Versicherung auch für das kommende Jahr bezahlt werde. "Die Gemeinde darf auf den Kosten eines Rückbaus auf keinen Fall sitzen bleiben." Was mit den seit Monaten ausstehenden Strafpachtzahlungen für das Zusatzgelände geschieht, wird ebenfalls das laufende Verfahren zeigen. Entscheidend für Göck ist, dass jetzt alle Beteiligten kühlen Kopf bewahren. Nicht, dass das Herbeireden einer Insolvenz juristisch relevant werde.

Auch die "Bürgerinitiative Tiefe Geothermie Brühl/Ketsch" hält sich mit Bewertungen zurück. "Was das alles bedeutet, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen", sagt Thomas Gaisbauer von der BI. "Da müssen nun die Experten ran."

 

Hintergrund

Ihren Anfang nahm die Brühler Geothermie-Geschichte im Jahr 2008. Damals gab der Technische Ausschuss mit großer Mehrheit, dem Karlsruher Unternehmen "GeoEnergy GmbH" sein Einvernehmen für den Bau eines Geothermiekraftwerks zur Stromproduktion auf der südlichen Gemarkungsgrenze.

Wenige Monate nach dieser Entscheidung kam es bei einem Geothermieprojekt in Landau zu kleineren Erdstößen, die möglicherweise einige Häuser beschädigten.

Dieses Ereignis löste massiven Widerstand in der Brühler Bevölkerung aus und drehte auch die bisher große Zustimmung im Gemeinderat in eine breite Ablehnung.

Trotzdem begannen unter großen Protesten einer mittlerweile gegründeten "Bürgerinitiative Tiefengeothermie Brühl/Ketsch" 2012 die Bohrarbeiten. Ein Jahr später erreichte das Unternehmen mit einer ersten Bohrung die Zieltiefe von 3000 Metern. Anschließende Tests bezüglich Wassertemperatur und Druck verliefen laut "GeoEnergy" Erfolg versprechend.

 Im gleichen Jahr reichte der Gemeinderat mit großer Mehrheit eine Räumungsklage gegen "GeoEnergy" für das gepachtete Zusatzgelände ein, das die Firma längst hätte zurückgeben müssen. Da sich die Bauarbeiten jedoch massiv verzögerten, ist das bis heute nicht geschehen.

2014 gab das Landgericht der Gemeinde Recht und ordnete eine Räumung an. Wogegen das Unternehmen Widerspruch einlegte. Ein Urteil steht noch aus. Seit dem Frühjahr 2014 ruhen die Arbeiten. stek

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.