Stadt Schwetzingen feierte mit großem Festakt 1250. Geburtstag

Eine Hommage von den Bürgern an die Bürger - Ministerpräsident Kretschmann watschte die CSU ab

21.02.2016 UPDATE: 22.02.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 36 Sekunden

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (links daneben Gattin Gerlinde, rechts Oberbürgermeister René Pöltl) trug sich als Erster in das neue Goldene Buch der Stadt Schwetzingen ein, beobachtet von den Mitgliedern des Jubiläumskomitees. Foto: Lenhardt

Von Stefan Kern

Schwetzingen. "Alles Alte, soweit es Anspruch darauf hat, sollen wir lieben, aber für das Neue sollen wir recht eigentlich leben" - dieses Zitat schrieb der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Samstagabend in das neue Goldene Buch der Stadt Schwetzingen. Der Landesvater war zum Festakt ins Rokokotheater gekommen, um der Kurpfalzmetropole zum 1250. Geburtstag zu gratulieren.

Kretschmanns Zeilen zieren die erste Seite des Dokuments; das bisherige Goldene Buche hat kaum noch eine freie Seite. Mächtig stolz zeigte sich Oberbürgermeister René Pöltl. Die lange Geschichte der Spargelstadt sei von großem Erfolg gekrönt, sagte er. Und das ausschließlich dank der Menschen, "die hier lebten und wirkten und ihr Schwetzingen gestalteten - so wie es die Bürger heute hier tun". Tatsächlich hatten sich neben der politischen Prominenz zahlreiche Einwohner in dem stilvollen Ambiente eingefunden.

Ganz zur Freude Pöltls: "Das ist heute kein Fest der oberen Zehntausend, sondern ein Fest von Bürgern für Bürger." Launig moderierte der langjährige Konzertchef der Schwetzinger SWR-Festspiele, Peter Stieber, vor der Schlosskulisse auf Leinwand. Und streichelte dabei die lokalpatriotische Seele. "Dass Schwetzingen nicht Weltkulturerbe geworden ist, war eine Fehlentscheidung des Unesco-Komitees", stellte er unter dem donnernden Applaus der Gäste fest.

Dieser Einschätzung wollte sich Kretschmann zwar so nicht anschließen. Der Ministerpräsident ließ aber durchblicken, dass die Kurfürstliche Residenz den Ansprüchen eines Weltkulturerbes mehr als genüge. Schloss und Garten seien ein außerordentliches Juwel in Baden Württemberg. Überhaupt fühlte sich der Grünen-Politiker im Rokoko-Theater sichtlich wohl. Dabei legte er zu Beginn auch ein Geständnis ab: "Als ich vor vier Jahren das erste Mal hier war, habe ich nur gedacht: Was ist eigentlich passiert, dass du 60 Jahre lang nicht hier warst?"

Auf die aktuelle politische Großwetterlage ging Kretschmann nur kurz ein. Dabei verknüpfte er die Flüchtlingskrise geschickt mit der "inneren Leistung" des Kurfürsten Carl Theodor. "Wenn Europa in dieser Situation scheitern sollte, wäre das eine epochale Katastrophe", stärkte er einmal mehr Kanzlerin Angela Merkel den Rücken.

Und watschte gleichzeitig die CSU-Kollegen unter Zuhilfenahme der Schwetzinger Geschichte genüsslich ab. Er könne sich nicht wirklich einen Weggang nach München vorstellen, so wie es einst Carl Theodor beim Antritt des Wittelsbacher Erbes widerfahren war. "Strauß, Stoiber, Seehofer und dann Kretschmann dazwischen - da treffen Welten aufeinander", sagte der Ministerpräsident. So viel Wahlkampf musste dann doch sein.

Nach dem Ministerpräsidenten durften sich auch die Schwetzinger in das neue Goldene Buch eintragen. Es war eben ein auch ein echtes Bürgerfest. Nicht nur auf dem Papier.

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