"Schwimmfix" bringt die Politik ins Schwimmen

Manfred Lautenschlägers Projekt gibt es jetzt auch in Mannheim und Mauer - aber das Land zeigt keinerlei Interesse, sich zu beteiligen

04.09.2013 UPDATE: 04.09.2013 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden
Schüler der Karlsruher Hans-Thoma-Schule bedankten sich gestern mit einem von den dortigen 'Schwimmfix'-Kindern angefertigten Bild bei Stifter Manfred Lautenschläger (3. von rechts). Mit im Bild von links Heidelbergs OB Eckart Würzner, Mannheims OB Peter Kurz, Mauers Bürgermeister John Ehret und Klaus Reichle vom Sport-Institut. Foto: Helmut Pfeifer
Von Peter Wiest

Wiesloch. Es ist eine Zahl, die nicht nur Manfred Lautenschläger nach wie vor mit ungläubigem Kopfschütteln zur Kenntnis nimmt: Die Nichtschwimmer-Rate bei Grundschülern in Deutschland liegt bei über 34 Prozent. Und Klaus Reichle vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg setzt sogar noch eins drauf: "Nach den uns vorliegenden Zahlen sind es noch viel mehr, die nicht schwimmen können", sagt er.



Das allerdings kann man ändern - wie durch Manfred Lautenschlägers "Schwimmfix"-Projekt (siehe "Hintergrund") in Heidelberg bewiesen wird. Der MLP-Gründer hat es über seine Stiftung bereits vor acht Jahren ins Leben gerufen. "Auslöser war für mich damals, als ich erfuhr, dass allein im ersten Halbjahr 2005 über 300 Menschen in Deutschland ertrunken waren", sagt er.

In Heidelberg wurde danach "Schwimmfix" gestartet - und der Rest ist eine Erfolgs-Geschichte. Über 2000 Kindern wurde im Rahmen des "Schwimmfix"-Programms seither das Schwimmen beigebracht, schildert der Stifter - und dadurch die Nichtschwimmer-Quote bei Schülern bis zur vierten Klasse in der Stadt auf derzeit immerhin nur noch neun Prozent gesenkt.

Ähnliche Erfolgszahlen kann man mittlerweile auch in Karlsruhe vorweisen, wo es "Schwimmfix" seit drei Jahren gibt. Und deshalb soll das Projekt jetzt nach und nach ausgeweitet werden. "Am besten wäre es, wenn es so was wie Schwimmfix in ganz Deutschland geben würde", sagt Manfred Lautenschläger. Dafür allerdings wäre es dann unabdingbar, dass auch die Politik mitziehen würde: "Denn das kann meine Stiftung natürlich nicht leisten". Deshalb hat Lautenschläger schon vor zwei Jahren versucht, bei der Politik ein Bewusstsein zu schaffen für den Nichtschwimmer-Notstand im Land, und diesbezüglich beim Kultusministerium vorgesprochen. Das Ergebnis allerdings hat den Stifter dann ziemlich desillusioniert. "Man hat uns am Anfang alles Mögliche in Aussicht gestellt", sagt er, "aber das alles sind leider bis heute lediglich Lippenbekenntnisse geblieben; konkret getan hat sich grad überhaupt nichts". Dabei sei es doch wirklich auch Aufgabe der öffentlichen Hand, sich um so etwas zu kümmern, so Lautenschläger sichtlich erregt: "Dass es dafür kein Bewusstsein gibt, ist einfach jammerschade".

Um so mehr allerdings scheinen sich Städte und Kommunen gerade der hiesigen Region bewusst zu sein, wie dringend notwendig es ist, dass Jungen und Mädchen möglichst frühzeitig schwimmen lernen. Deshalb haben jetzt auch die Stadt Mannheim und die Gemeinde Mauer die Aufnahme ins "Schwimmfix"-Programm beantragt - mit Erfolg. So wird in beiden Gemeinden nach den Sommerferien erstmals für Grundschüler intensivierter Unterricht nach der "Schwimmfix"-Methode angeboten - gefördert von Lautenschlägers Stiftung, wofür sich gestern Mannheims OB Peter Kurz und Mauers Bürgermeister John Ehret ausdrücklich bedankten.

Die Enttäuschung darüber, dass die Politik bisher nicht mit ins Boot zu holen war, hält Manfred Lautenschläger übrigens nicht davon ab, das "Schwimmfix"-Programm zumindest in der Metropolregion Rhein-Neckar künftig bei Bedarf doch noch weiter auszuweiten. Denn auch wenn es nicht für ganz Deutschland reicht: "Für einige Städte und Gemeinden aus der hiesigen Region sind durchaus noch Mittel vorhanden".

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