Schwere Vorwürfe gegen die Rettungs-Leitstelle der Region
Mitarbeiter erhebt massive Vorwürfe gegen die Integrierte Leitstelle Rhein-Neckar in Ladenburg: Zu hohe Arbeitsbelastung, eingehende Notrufe werden nicht schnell genug angenommen und bearbeitet

Heidelberg/Mannheim/Rhein-Neckar. "Inhaltlich ist das nicht verkehrt." Axel Schuh, stellvertretender Kreisbrandmeister, möchte erst gar nichts beschönigen. "Die Mitarbeiter sind sicher überlastet", sagt er gegenüber der RNZ. "Allerdings nicht in dieser Ausprägung", ergänzt Caroline Greiner, Geschäftsführerin des DRK-Kreisverbandes Rhein-Neckar/Heidelberg. "Wir wissen aber um die Problematik."
Schuh und Greiner reagieren mit diesem Eingeständnis auf einen Medienbericht, in dem ein Mitarbeiter der Integrierten Leitstelle Rhein-Neckar in Ladenburg schwere Vorwürfe gegen seinen Arbeitgeber erhebt. Die Arbeitsbelastung sei zu hoch, die eingehenden Notrufe könnten nicht schnell genug angenommen und bearbeitet werden.
Am Abend und am Wochenende sei die Leitstelle unterbesetzt, dies führe zu Verzögerungen bei der Bearbeitung der Anrufe. Die Folge sei, dass Rettungswagen verzögert losgeschickt würden. Dazu sei die technische Ausstattung nicht auf dem aktuellen Stand. Sein Fazit: Was hier passiere, sei lebensgefährlich.
Die Leitstelle in der Römerstadt koordiniert die Einsätze der Rettungsdienste und Freiwilligen Feuerwehren im Rhein-Neckar-Kreis sowie in den Städten Heidelberg und Mannheim. Laut DRK-Homepage versorgt die Leitstelle in einem Gebiet von 1500 Quadratkilometern rund eine Million Einwohner.
Die Stadt Mannheim fordert nun in einer Pressemitteilung eine Untersuchung der Leitstelle in Ladenburg. Die Vorwürfe des Mitarbeiters sollen umfassend aufgeklärt werden, schreibt Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht.
"In medizinischen Notfällen entscheiden oft Sekunden über Leben und Tod. Unnötige Verzögerungen bei Notrufen gefährden die Sicherheit der Menschen in Mannheim und der Region. Daher nehmen wir die jetzt bekannt gewordenen Mängel in der Leitstelle in Ladenburg sehr ernst", betont Specht. "Um die Vorwürfe aufzuklären und die Probleme beseitigen zu können, sei eine umfassende unabhängige Untersuchung der Leistungsfähigkeit der Integrierten Leitstelle Rhein-Neckar nötig, heißt es in dem Schreiben.
Die Stadt Mannheim setze sich dafür ein, dass die Verantwortlichen für die Leitstelle - also die Rettungsorganisationen und die Krankenkassen - die Ergebnisse der Untersuchung und die daraus abgeleiteten Maßnahmen veröffentlichen. Auf diese Weise könne das Vertrauen in die Rettungsleitstelle Rhein-Neckar wieder hergestellt werden.
"Wir haben bereits reagiert", betont Axel Schuh gegenüber der RNZ. So sei im Mai dieses Jahres ein Gutachten in Auftrag gegebenen worden, das die Situation in der Leitstelle genau unter die Lupe nehme.
Das Gutachten liege nun vor, müsse aber noch den zuständigen Gremien bei den Trägern DRK-Kreisverband Rhein-Neckar/Heidelberg, DRK-Kreisverband Mannheim und Rhein-Neckar-Kreis vorgelegt werden. Schuh will der Auswertung durch die Gremien nicht vorgreifen, gibt aber preis, dass man "nachjustieren" müsse. Im Klartext: Beim Personal muss aufgestockt werden.
Auch bei den Hilfsfristen - also die Zeit vom Eingang der Meldung in der Leitstelle bis zur Ankunft von Rettungswagen/Feuerwehr am Einsatzort - müsse man zulegen. "Hier erfüllen wir nicht die gesetzlichen Vorlagen", sagt der stellvertretende Kreisbrandmeister. In Baden-Württemberg seien dies 15 Minuten, die in 95 Prozent der Einsätze erreicht werden müssten. Man liege aber von diesem Wert nicht weit entfernt, betont Schuh.
Vom Rhein-Neckar-Kreis seien zudem mehr "Rettungswagen im Einsatz" zugesagt. "Wir bekommen also mehr Fahrzeuge auf die Straße", sagt Schuh. Erste Auswirkungen auf die Einsätze habe dies Ende des Jahres beziehungsweise Anfang 2015.



