Rhein-Neckar-Kreis: Wann kommt die digitale Revolution ins Klassenzimmer?

Im Berufsschulzentrum Wiesloch wurde über die "intelligente Vernetzung" im Bildungsbereich diskutiert - Wissen soll dadurch leichter verfügbar werden

22.02.2016 UPDATE: 23.02.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Wie digital darf Bildung sein? Zwei Schüler lernen mit Tablet-Computern. Foto: Stratenschulte

Sabine Hebbelmann

Wiesloch/Rhein-Neckar. Auch vor den Klassenzimmern der Region soll die neue smarte Computerwelt nicht haltmachen. Und so tourt gerade die Veranstaltung "Digital ist besser?! Chancen und Herausforderungen Intelligenter Vernetzung im Bildungsbereich" der Bundesregierung durch die Lande. Im Rhein-Neckar-Kreis, genauer gesagt im Berufsschulzentrum Wiesloch, machte sie Station und bot Vorträge und Workshops zum Thema.

Die Bandbreite und das Potenzial der Vernetzung sind schon am Publikum ablesbar. Neben Ralph Schlusche vom Verband Metropolregion Rhein-Neckar und Landrat Stefan Dallinger sind Vertreter der Wirtschaftsförderung und Schulleiter, Bürgermeister und Informatiklehrer, Vertreter von SMV und Unternehmen, Schulsekretärinnen und Kreisräte versammelt. Dallinger sieht das "Silicon Rhinevalley" als wichtiger IT-Standort mit der Initiative "smart county" und Günther Oettinger als EU-Kommissar auf einem guten Weg, und Schlusche betont die Bedeutung der Bildung für lebenslanges Lernen und auch für die Integration.

Es gehe nicht einfach nur darum, technische Geräte anzuschaffen oder Breitbandkabel zu verlegen, erläutert Thilo Zelt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Seine Botschaft, mit der er sich ausdrücklich auch an kleine und mittlere Unternehmen wendet, lautet zusammengefasst in etwa so: Die Digitalisierung erfasst alle Lebensbereiche, daher muss, wer am Puls der Zeit und damit konkurrenzfähig bleiben will, die Digitalisierung seinerseits vorantreiben.

Der Bildungsbereich - einschließlich der Schulverwaltung - soll einen vollständigen digitalen Transformationsprozess durchlaufen. Alles soll besser vernetzt und Wissen leichter verfügbar werden.

Ein IT-Dienstleister berichtet, er wolle künftig eine "Bildungscloud" für alle schulischen Belange anbieten, vom Erstellen von Stundenplänen über Lerninhalte bis hin zur Verwaltung von Zeugnissen und anderen Schülerdaten - bequem auch von zu Hause aus abrufbar.

In Amerika ist man da schon weiter. Als beispielhaft nennt Zelt unter anderem die New Yorker "School of One", ein Lernprogramm für Mathematik, das anhand von Online-Tests und computerbasierten Algorithmen individuelle Lernpläne erstellt.

Und was sagen die Lehrer zu den smarten Plänen? IT und Technologie sollten eine Hilfe sein und dem Lernen dienen, formuliert es jemand erfrischend einfach. Die angepriesenen IT-Lösungen werden hinterfragt: nach ihrem Mehrwert, nach den Kosten, die sie verursachen, und nicht zuletzt nach dem Datenschutz. Wie man vermeidet, dass arme Schulen gegenüber reichen abgehängt werden, will ein Pädagoge wissen.

Ein anderer sagt, er wolle "nur" schnelleres Internet, und zwar so schnell wie möglich. Dass sich in der Lehrerbildung in Bezug auf IT in jüngster Zeit Einiges getan habe, davon sollten nicht nur die jungen Kollegen profitieren, so eine weitere Stellungnahme.

Sie selbst habe noch Lochkarten programmiert und sehe die Gefahr, "dass wir nur noch anwenderbezogene Kompetenzen schulen", sagt eine Schulleiterin. Whiteboards findet sie entsprechend nicht so gut, da sie dem Frontalunterricht Vorschub leisteten. Stattdessen bevorzuge sie Tablets für ein individuelleres Lernen. Gegenüber rein anwendungsbezogener IT-Nutzung werden kreative Ansätze wie Game Design, also die Konzeption von Spielwelt, Regeln und Charakteren durch die Schüler selbst, als pädagogisch wertvoller angesehen.

Und dann gibt es da noch ein ganz großes "Spiel": Die Wieslocher Schulleiter Reinhard Müller und Jürgen Becker sprechen für die fünf beruflichen Schulstandorte im Rhein-Neckar-Kreis, die - gefördert von der Landesregierung - mit ihren unterschiedlichen Kompetenzen gemeinsam eine "Lernfabrik 4.0" entwickeln und die Produktion eines global agierenden Konzerns nachahmen wollen. Hier sollen die Schüler über eine Cloud standortübergreifend zusammenarbeiten und für die digitale Zukunft in der Industrie fit gemacht werden.

Unter dem Motto "Bildung gemeinsam gestalten" veranstaltet die Metropolregion Rhein-Neckar im Sommer den Bildungsgipfel "Edu-action". Er besteht aus dem "Tag der Impulse" am 1. Juli im Mannheimer Rosengarten und aus dem "Tag der Erfahrungen" am 2. Juli dezentral in der Rhein Neckar Region.

Weitere Infos unter www.edu-action.de

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