Lärm in Hockenheim: Camper und Autobahn nerven am meisten
Die Teilnehmer des Lärmspaziergangs am Hockenheimring waren sich einig: Der Lärm kommt nicht von der Rennstrecke.

Den Dauergeräuschpegel der Autobahn empfinden viele Teilnehmer unzumutbar. Foto: len
Von Harald Berlinghof
Hockenheim. "Das ständige Bum-Bum bis weit nach Mitternacht auf den Campingplätzen ist das Problem. Da nutzt es auch nichts, die Fenster zu schließen. Das geht durch", meint ein Betroffener beim dritten Hockenheimer Lärmspaziergang, der am Hockenheimring vor dem Motor-Sport-Museum startete. "Von den Konzerten am Ring haben wir kaum was gehört. Von AC/DC gar nichts und von den Böhsen Onkelz letztes Jahr nur ein bisschen was", meint Uwe Walter.
Sein Problem und das seiner Familie ist die Autobahn. "Dieses ständige Trapp-Trapp, Trapp-Trapp der Lastwagenräder, die über die Betonrillen auf der Autobahn rasen, stört extrem", unterstützt ihn ein anderer "Lärm-Spaziergänger".
Rund 25 Hockenheimer Bürger hatten sich zum dritten Lärmspaziergang eingefunden. Auch beim zweiten Lärmspaziergang hatte man den Hockenheimring als Lärmquelle im Visier. Doch dabei hatte man festgestellt, dass am Ring an diesem Tag gar keine Veranstaltung stattfand. So war die Forderung aufgekommen, einen dritten Rundgang zu diesem Thema zu machen. Und dieses Mal waren auf dem Ring Trainingsfahrten des Porsche Sports Cup angesagt.
"Der Hockenheimring hat seit dem Umbau eine Betriebsgenehmigung mit Auflagen. Allerdings bleibt die Hockenheimring GmbH freiwillig sogar unterhalb dieser Vorgaben. Vor 9 Uhr finden keine Veranstaltungen statt. Wir dürften früher. Auch die Mittagspause wird verlängert eingehalten", so Oberbürgermeister Dieter Gummer.
Es gebe vier Messstellen für Lärmemissionen, zwei innerhalb des Rings und zwei außerhalb, so Klaus Schwenninger, Leiter Technik und Betrieb am Ring. Die Veranstaltungen werden in Lärmklassen von A bis D eingeteilt. "A ist etwa die Formel-1. D sind straßenzugelassene Fahrzeuge. Von denen hören sie gar nichts."
"Die Veranstaltungen am Ring sind nicht das Problem, sondern die Camper und die Autobahn", sind sich die Gekommenen weitgehend einig. Der Dauergeräuschpegel der höher gelegenen Autobahn wird von vielen als unzumutbar angesehen. Rebecca Blum vom Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) hat einen schweren Stand. Doch sie muss den Betroffenen sagen, dass große Lärmschutzwände entlang der Autobahn nur bei Um- und Neubauten genehmigt werden.
Und der Versuch, eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 100 durchzusetzen, sei an der übergeordneten Behörde gescheitert. Man habe es versucht, betont sie. Als Gegenargumente würden der Verkehrsfluss und die Sicherheit angeführt. "Weil eine Autobahn eben zum Autofahren da ist", sagt sie. "Warum geht das mit Schutzwänden aber in Speyer und bei uns nicht?", fragt einer erbost. Dazu hat die Vertreterin des RP auch keine Erklärung anzubieten.
Die Gruppe bewegt sich unter Leitung von Bettina Bachmeier vom Beratungsbüro Konsalt weiter in Richtung Nordring und Dresdner Straße. Die akustische Begleitung des Autobahnlärms ist allgegenwärtig. "Der Schall geht von der erhöhten Autobahn durch die Baumkronen und wird an den Häuserwänden reflektiert. Die Reihenhäuser wirken wie ein Schallverstärker", versucht einer der Anwohner eine Erklärung.
Einer der Gekommenen will mit seinem Handy 80 Dezibel hier gemessen haben. Das kann Enrico Dittrich vom Büro Genest & Partner nicht glauben. Die Berechnungen seines Büros kommen da zu ganz anderen Ergebnissen. "Und die Berechnungen liegen immer höher als die tatsächlich gemessenen Werte", sagt er.
OB Gummer weist noch einmal darauf hin, dass am 30. Juni in der Stadthalle ein Erörterungstermin mit der Bahn angesetzt sei. 700 Änderungsvorschläge müssten dabei abgehandelt werden. Die Öffentlichkeit ist dabei zunächst aber nicht zugelassen. Der Versammlungsleiter könnte diese auf Antrag dann aber zulassen.



