Hier läuteten zum letzten Mal die Glocken

Die evangelische Lukas-Kirche in Weinheim ist entwidmet worden - vermutlich werden ihr noch weitere Gotteshäuser in der Region folgen

17.10.2013 UPDATE: 17.10.2013 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden
'Besonders schmerzlicher Fall des Abschiednehmens': die Kirche der Weinheimer Lukasgemeinde. Foto: Dorn
Von Nicoline Pilz

Weinheim/Mannheim. Dass eine Kirche aufgegeben werden muss, kann mehrere Gründe haben. Wenn eine Gemeinde mit einer anderen fusioniert und ihr Gotteshaus für eine säkulare Nutzung oder gar für einen Abriss aufgeben muss, so ist dies ein "besonders schmerzlicher Fall des Abschiednehmens", wie es in dem Vorwort zu einer achtseitigen Publikation heißt, die die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschland (VELKD) als "Handreichung" zur Entwidmung von Kirchen herausgegeben hat. Ein Fall, der die "besondere Aufmerksamkeit kirchlichen Handelns und einen Ritus brauche, um ihn zu bewältigen".

Für die evangelische Lukasgemeinde in Weinheim trat dieser besonders schmerzliche Verlust ihres Kirchengebäudes jetzt ein: Am vergangenen Sonntag läuteten die Glocken zum letzten Gottesdienst. Mit dessen Ende, so Nordbadens Prälat Traugott Schächtele, sei die Kirche außer Dienst gestellt. Die vertrauten liturgischen Gegenstände, darunter künstlerisch wertvolle Paramente, werde man "in Ehren halten".

Lange hatte sich Lukas gegen die Fusion mit der benachbarten Markusgemeinde gewehrt, der sie im Prinzip vor 36 Jahren entsprungen ist. Bereits 1969 traf der damalige Pfarrer der Markusgemeinde, Johannes Baudis, eine ungewöhnliche Entscheidung, die der Oberkirchenrat in Karlsruhe nachträglich allerdings billigte: Baudis' Gemeinde war ihm zu groß geworden und er zog auf dem Stadtplan in der Weststadt eine Grenzlinie, ernannte einen Ältestenkreis und taufte die neue Gemeinde "evangelische Lukasgemeinde". Mit der beschlossenen Fusion von Markus und Lukas zur "Evangelischen Gemeinde in der Weststadt" ist die "gemütliche Wohnkirche", wie ein Gemeindemitglied im Gottesdienst formulierte, dem Abriss gewidmet. Der Karlsruher Bauträger "Evohaus" plant dort Passivwohnhäuser; eingebunden in die Pläne ist das Pilgerhaus mit einer integrativen Wohngruppe. Angesichts der demografischen Entwicklung und der sinkenden Zahl von Gläubigen wird dieser im Kirchenbezirk Ladenburg-Weinheim bisher einmalige Fall nicht der letzte bleiben.

In Mannheim gab die Jakobusgemeinde im Zuge des Zusammenschlusses mit der Dreifaltigkeitsgemeinde in Sandhofen und der Jonasgemeinde auf der Blumenau ihre (nie so ganz geliebte) Kirche an die Gesamtkirchengemeinde Mannheim zurück: Das ehemalige Gotteshaus firmiert heute unter dem Namen "PX de Dom" als Kulturhaus für Veranstaltungen. In der Trinitatiskirche in G 4 werden seit 2010 keine Gottesdienste mehr gefeiert. Was aus dem Gebäude wird, ist unklar. Einerseits ist über den Abriss der Kirche debattiert worden, andererseits wurde ihr Inneres auch als Orchestersaal für die Musikhochschule ins Spiel gebracht.

Keine Entwidmung, sondern eine thematische Schwerpunktverlagerung, erfuhr die katholische Liebfrauenkirche am Luisenring in Mannheim. Anlässlich des Deutschen Katholikentages wurde sie von einer reinen Pfarrkirche zum Sitz der Jugendkirche "Samuel". Möglich, dass die Kirche in zwei, drei Jahren, wenn sich die größeren Seelsorgeeinheiten gefunden haben, ebenfalls neue Gebäudekonzepte auflegen muss.

Der Mannheimer Stadtdekan Karl Jung teilt dazu mit: "Die Frage der Profanierung [Umwidmung; Anm. d. Red.] von Pfarrkirchen ist bei uns kein Thema. Über Profanierungen kann generell nur der jeweilige Diözesanbischof entscheiden." > Siehe auch Text links

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