Ein Rabe sorgte für Stromausfall im Mannheimer Hauptbahnhof

Drei Stunden Chaos im Bahnverkehr - etwa 50 Züge im Fernverkehr konnten den Mannheimer Hauptbahnhof stundenlang nicht anfahren

18.08.2015 UPDATE: 19.08.2015 06:00 Uhr 2 Minuten

Geduldsprobe: Für viele Fahrgäste am Mannheimer Hauptbahnhof ging gestern nach dem Stromausfall erst mal gar nichts mehr.

Von Wolf H. Goldschmitt und Peter Wiest

Mannheim. Chaos pur gestern am zweitgrößten Schienenverkehrsknoten Südwestdeutschland: Ein Stromausfall sorgte ab ungefähr 10 Uhr bis in die Mittagsstunden dafür, dass etwa 50 der 238 Züge im Fernverkehr den Hauptbahnhof Mannheim stundenlang nicht anfahren konnten. Besonders beeinträchtigt war zudem der Regionalverkehr; vor allem Verbindungen zwischen Heidelberg und Mannheim waren betroffen.

Eine kaputte Oberleitung vom Frühjahr mit ihren Folgen für die Pendler und die Brandstiftung im ICE Anfang August sind fast vergessen - da hieß es gestern schon wieder: Der Hauptbahnhof im Ausnahmezustand. Zwischen 10 und 13 Uhr ging praktisch nichts mehr an den neun Gleisen. Fast 100 Verspätungen, Ausfälle und Umleitungen von Zügen sorgten mitten in der Ferienzeit für verunsicherte Passagiere und überfordertes Bahnhofpersonal. Der Grund: Ein Kurzschluss an einer Oberleitung im Ostteil des Bahnhofs, der offenbar von einem "großen Vogel" ausgelöst worden war, wie es von Seiten der Bahn dazu zunächst hieß.

Alle Reisenden in Fernzügen aus und nach Stuttgart, Karlsruhe und Frankfurt waren betroffen; auf diesen Strecken kam es zu erheblichen Beeinträchtigungen. Etliche Fernverkehrszüge wurden über Heidelberg umgeleitet. Regionalzüge endeten oder begannen im Mannheimer Hauptbahnhof oder aber in Neckarau, Ludwigshafen und Heidelberg - oder sie fielen zumindest teilweise komplett aus. Der S-Bahn-Verkehr zwischen dem Mannheimer und dem Heidelberger Hauptbahnhof war bis gegen 11 Uhr unterbrochen; danach konnten laut Mitteilung der Bahn zumindest die S 1 und die S 3 wieder auf ihrer gesamten Strecke fahren. Gegen 12.10 Uhr waren schließlich auch die S 2 und die S 4 wieder wie gewohnt unterwegs.

Wie Bahn-Sprecher Peter Kortz gegenüber der RNZ erläuterte, hatte es kurz nach 10 Uhr einen Kurzschluss gegeben, nachdem ein großer Rabe anscheinend seine Flügel so unglücklich ausgebreitet hatte, dass er eine Überbrückung im Bereich zweier 15 000-Volt-Oberleitungern herbeiführte. Das Tier überlebte den Stromstoß, den es dabei erhielt, nicht. Durch das Unglück waren ein Tragseil sowie ein Stück der Oberleitung selbst angebrannt und hingen nach unten durch.

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Zunächst sei der gesamte Mannheimer Hauptbahnhof ohne Elektrizität gewesen, sagte der Sprecher. Nach etwa einer Stunde sei der Strom in Teilen des Gebäudes wieder hergestellt gewesen. Gegen 13 Uhr gab die Deutsche Bahn schließlich Entwarnung und alle Strecken wieder frei.

Bereits im März dieses Jahres hatte ein Vogel im gleichen Bahnhofsteil eine Oberleitung berührt und einen Stromausfall herbeigeführt, was damals zu noch erheblicheren Zugausfällen führte, da die Oberleitung komplett herabgefallen war. Dass jetzt innerhalb relativ kurzer Zeit erneut solch ein Vorfall passierte, sei "im Prinzip wirklich purer Zufall", sagte Kortz: "Das ist einfach Pech; da kann man nicht dagegen machen".

Auch Anfang August war der Hauptbahnhof Mannheim in die Schlagzeilen geraten. Damals mussten wegen einer Brandstiftung in der Zugtoilette eines ICE’s rund 250 Passagiere in der Quadratestadt den Zug unfreiwillig verlassen. Vier Zugbegleiter wurden wegen des Verdachts auf Rauchgasvergiftung behandelt; die Passagiere konnten ihre Fahrt mit einem Ersatzzug fortsetzen.

Wie sich später herausstellte, hatte der Mann, der den Brand in dem ICE in Mannheim gelegt hatte, sich danach als Bundespolizist ausgegeben, um angeblich bei den Löscharbeiten zu helfen. Doch anstelle zu löschen, hatte der inzwischen verhaftete 32-jährige Wohnsitzlose das zurückgelassene Gepäck der evakuierten Fahrgäste durchstöbert und ihnen daraus Handys, Geldbeutel und Schmuck gestohlen.

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