Die Sehnsucht nach alten KfZ-Schildern wächst

Sinsheim/Buchen. Sinsheimer wollen "SNH"- und Buchener das "BCH"-Kennzeichen zurück. Die betroffenen Landräte sind davon wenig begeistert

18.02.2012 UPDATE: 18.02.2012 09:42 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Von Alexander Albrecht und Martin Weis

Sinsheim/Buchen. Ist es Nostalgie? Identitätsstiftend? Oder ein Beitrag zum regionalen Marketing? Viele Baden-Württemberger sehnen sich nach alten KfZ-Kennzeichen zurück. Das ist jetzt sogar statistisch belegt. Die Hochschule Heilbronn befragte rund 2000 Autofahrern in zehn Städten. Mehr als 70 Prozent wünschten sich die Wiedereinführung der alten Kennzeichen.

Auch den Sinsheimern wurde vom Team des Volkswirtschafts-Professors Ralf Borchert auf den Zahn gefühlt. 64 Prozent der Befragten wollten das "SNH"-Kennzeichen wiederhaben, 25 Prozent stimmten dagegen. Erstaunlich: Unter den Befürwortern waren die 16- bis 30-Jährigen am stärksten vertreten. Kürzlich ist das Thema im Hauptausschuss des Sinsheimer Gemeinderats debattiert worden.

Und siehe da: Überraschend einhellig stimmte das Gremium der Wiedereinführung des Kennzeichens zu. Beck sieht in der breiten Zustimmung zu "SNH" eine "sehr positive Neigung zur Stadt". Dessen Imagegewinn in den vergangenen Jahren lasse sich in einem "zunehmenden Selbstbewusstsein bezüglich der Marke Sinsheim festmachen".

Mittlerweile gibt es sogar ein Städtebündnis, die "Gmünder Erklärung", die von 13 Kommunen in Baden-Würrttemberg unterzeichnet worden ist. Darunter ist auch Buchen. Dort hatte im Zuge der Kreisrefrom 1973 das "BCH"- dem "MOS"-Schild weichen müssen. Ob dem alten Kennzeichen nach wie vor viele Menschen nachtrauern? "Die Schilder stärken jedenfalls die Identifikation der Bürger mit ihrem Heimatort", ist der Buchener Bürgermeister Roland Burger überzeugt. Der Landrat des Neckar-Odenwald-Kreises, Achim Brötel, ist von der Initiative wenig begeistert.

Stefan Dallinger ebenfalls nicht. "Das HD-Kennzeichen für den Rhein-Neckar-Kreis hat sich aus meiner Sicht bewährt. Einerseits habe ich Verständnis für solche Wünsche, andererseits würde eine teilweise ,Rolle rückwärts' dem gewachsenen Regionalbewusstsein entgegenstehen, fürchtet der Landrat des Rhein-Neckar-Kreises. Zudem sollte den Mitarbeitern in den Zulassungsstellen kein zusätzlicher Verwaltungsaufwand entstehen. 1973 hat sich der Rhein-Neckar-Kreis aus den drei Landkreisen Heidelberg mit "HD", Mannheim mit "MA" und teilweise Sinsheim mit "SNH" gebildet.

Das damals in der Diskussion stehende Schild "RN" für Rhein-Neckar lehnte das Bundesverkehrsministerium ab. Die lange Buchstabenkombination "RNK" ist schlicht zu viel für die zum Teil immer kleiner werdenden Autonummernschilder.

Nach Angaben des Landratsamts sind im Rhein-Neckar-Kreis noch rund 220 Fahrzeuge - hauptsächlich Traktoren - mit dem "SNH"-Schild unterwegs. Weitere 200 kommen hinzu in Gebieten, die früher zum Landkreis Sinsheim gehört haben, konkret in den Kreisen Karlsruhe und Heilbronn.

Fraglich ist, ob nur die Menschen in den Städten Interesse an den Alt-Kennzeichen haben oder auch die Menschen in den umliegenden Gemeinden. Dass Eschelbronner, Reichartshausener oder Neckarbischofsheimer "SNH" zurückhaben wollen, gilt als eher unwahrscheinlich. Ähnlich sieht es in Buchen aus.

Inzwischen sind es 200 Kreisstädte in Deutschland, die die alten Zeiten wieder aufleben lassen wollen. Am Zug ist nun der Bund. Er kann die Sache zentral regeln. Oder gar nicht tätig werden. Oder die Länder einschalten. Die dann wiederum die Städte darum bitten können, entsprechende Anträge zu stellen. Mit einer Entscheidung des Bundes wird Mitte nächsten Monats gerechnet.

Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) will sich dem Anliegen der Städte nach Angaben eines Sprechers nicht verschließen. Wichtig sei allerdings, dass der Städtetag (für die Wiedereinführung alter Schilder) und der Landkreistag (dagegen) zu einer gemeinsamen Position finden.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.