Der Luchs soll wieder Pfälzer werden
Jetzt wurden drei Tiere aus der Slowakei freigelassen - Keine Gefahr für Menschen

Historischer Moment: Drei Luchse verließen im Pfälzerwald die Käfige. Foto: Schuch
Von Stephen Wolf
Waldleiningen. Die erste Erkenntnis hat das Projekt bereits nach wenigen Sekunden gebracht: Kaja, Luna und Lucky sind extrem flink. Kaum in der neuen Heimat angekommen, sind die drei Luchse schon zwischen den Bäumen des Pfälzerwalds verschwunden. Kurz zuvor hatten Vertreter der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz die beiden Weibchen und das Männchen aus der Slowakei nach Rheinland-Pfalz gebracht.
Dass es sich bei den scheuen Tieren nicht etwa um Schmusetiere, sondern um echte Jäger handelt, wurde durch das laute Knurren deutlich, das aus den drei Käfigen drang. Die Katzen sind sozusagen Pioniere, die in den kommenden Jahren für Nachwuchs sorgen sollen. Ob und wie sich die Tiere hier zurechtfinden, ist noch offen.
Insgesamt, so schätzt der Naturschutzbund (Nabu), gibt es in Deutschland etwa 70 Luchse. Das jüngste Auswilderungs-Projekt im Harz liegt schon 14 Jahre zurück. Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) betont, nach der Ausrottung durch den Menschen sei die Wiederansiedlung eine Bereicherung für die Natur und das Ökosystem.
"Die Fachleute gehen davon aus, dass wir hier in der Region Bedingungen haben, die es etwa 45 Tieren erlauben, sich wieder langfristig anzusiedeln", sagt die Ministerin. Allerdings müsse man auch sehen, dass die Luchse sehr empfindliche Tiere sind. So sterben etwa 50 Prozent schon bei der Geburt. Der Mensch müsse die extrem scheuen Tiere nicht fürchten. In den kommenden sechs Jahren sollen insgesamt 20 Luchse aus den Karpaten und der Schweiz gefangen werden, sodass diese wiederum im Pfälzerwald ausgewildert werden könnten.
Wenn alles klappt und sich die Tiere fortpflanzen, werde sich das auch auf das ökologische Gleichgewicht auswirken. Vor allem Schalenwild stehe auf dem Speiseplan der Katzen, die so groß wie ein Schäferhund werden können. Die Rehe dürften in der Region einen Beuteanteil von etwa 90 Prozent ausmachen, schätzen Experten. Insofern sorge der Lauer- und Überraschungsjäger auf pelzigen Pfoten dafür, dass sich schwache Tiere nicht weiter vermehrten.
Der Pfälzerwald gilt nicht nur wegen seines Reichtums an Beutetieren als gut geeignet für die Wiederansiedlung der Luchse. Dort dürften auch Wanderkorridore entstehen, die wiederum ins Nachbarland Frankreich führen. Um diese Wege zu erforschen, haben die Katzen auch jeweils Halsbänder angelegt bekommen, die via GPS-Ortung Aufschluss über ihr Bewegungsprofil geben.



