Bioabfallvergärungsanlage in Sinsheim

Aus Abfall wird "grüne Energie"

In Sinsheim entsteht eine neue Bioabfallvergärungsanlage - rund 45 Millionen Euro werden in das Vorzeigeprojekt investiert

11.04.2017 UPDATE: 12.04.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden

Bioabfälle werden im Rhein-Neckar-Kreis in Bioenergietonnen gesammelt, die den Bürgern kostenlos zur Verfügung stehen. Im Jahr 2015 kamen so rund 47 000 Tonnen an Bioabfällen zusammen. Symbolbild: Thinkstock

Von Stefan Zeeh

Sinsheim. Es ist von einem "historischen Meilenstein in der Geschichte des Rhein-Neckar-Kreises" die Rede, von einem "ambitionierten Vorzeigeprojekt", das dem Landkreis in der Region und weit darüber hinaus Anerkennung, Zuspruch und Beachtung einbringt. Auf die geplante Bioabfallvergärungsanlage in Sinsheim werden bereits jetzt wahre Lobeshymnen angestimmt - obwohl sie erst 2019 in Betrieb gehen soll.

"Das ehrgeizige Leuchtturmprojekt mit einem Investitionsvolumen von rund 45 Millionen Euro stellt zum einen die langfristige Entsorgungssicherheit des Rhein-Neckar-Kreises sicher, zum anderen bringt es die politisch gewollten Ziele wie regionalen Klimaschutz oder autarke regionale Energieversorgung einen entscheidenden Schritt voran", sagt Peter Mülbaier, Geschäftsführer der federführenden AVR UmweltService GmbH.

Peter Mülbaier, Geschäftsführer der AVR UmweltService GmbH.

Nun hat auch der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht für das spektakuläre Vorhaben gegeben. Mit der Entscheidung der Kreisräte, das Unternehmen "Remondis Region Südwest" mit 49 Prozent an der AVR BioTerra GmbH zu beteiligen, fügen sich die Einzelteile nun zu einem großen Ganzen zusammen.

Denn damit hat der Rhein-Neckar-Kreis einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Abfallkreislaufwirtschaft getan, oder wie es Landrat Stefan Dallinger ausdrückte: "Es geht um die Optimierung der Abfallströme". Nachdem der Kreistag der Gründung der AVR BioTerra GmbH vor rund eineinhalb Jahren zugestimmt hatte und damit auch den Bau einer Bioabfallvergärungsanlage auf dem Gelände der Deponie Sinsheim angegangen war, ging man auf die Suche nach einem Partner, der Erfahrung auf diesem Gebiet mitbringt. Aus einer europaweiten Ausschreibung ist nun die Firma Remondis als "Sieger" hervorgegangen, die in Deutschland bereits mehrere Anlagen dieser Art gebaut hat.

Durch Vergärung der im Kreis gesammelten Bioabfälle und des an den verschiedenen AVR-Anlagen gebührenfrei abzugebenden Grünschnitts wird zunächst Rohgas gewonnen, das von der AVR BioGas GmbH zu Bioerdgasqualität aufbereitet wird. Anschließend wird dieses Biogas direkt in das öffentliche Erdgasnetz eingespeist. Mit der MVV Energie AG und den Stadtwerken Sinsheim, die zusammen 49 Prozent der Anteile an der AVR BioGas GmbH halten, hat man auch hier kompetente Partner gefunden. So bringt etwa die MVV Energie AG im Rahmen eines Projektentwicklungs- und Baumanagementvertrags ihre Erfahrung auf dem Gebiet der Biogasaufbereitung und Netzeinspeisung in das Projekt ein.

Ebenfalls einbezogen wird das benachbarte und bisher nicht ganz ausgelastete Biomasseheizkraftwerk der AVR. Die dort produzierte Wärme wird dazu genutzt, die flüssigen Gärreste zu trocknen. Anschließend sollen diese von Landwirten aus der Region Sinsheim auf deren Feldern ausgebracht werden.

Der Baubeginn für die Bioabfallvergärungsanlage ist für Anfang 2018 vorgesehen. Die Fertigstellung ist für Ende 2018 geplant - nach einem Probebetrieb soll in der Anlage ab dem Frühjahr 2019 aus der jährlichen Anlieferung von rund 65.000 Tonnen Biomüll Gas gewonnen werden. Die Anlage soll an sechs Tagen in der Woche im Zweischichtbetrieb gefahren werden, wobei täglich rund 260 Tonnen Biomüll und Grünschnitt verarbeitet werden. Dadurch entstehen in Sinsheim 13 neue Vollzeitarbeitsplätze.

Grundlage des Ganzen ist die Bioenergietonne, die seit 2011 den Einwohnern im Rhein-Neckar-Kreis die Möglichkeit bietet, Küchenabfälle oder Grünschnitt gebührenfrei zu entsorgen. Dabei steigt die Menge jährlich rasant an. Gerade einmal 7000 Tonnen an Gewicht brachte der Biomüll auf die Waage, der im Jahr 2011 in den Bioenergietonnen landete. 2015 waren es bereits rund 47.000 Tonnen, und in den kommenden Jahren sollen 60.000 Tonnen und mehr eingesammelt werden.

Aktuell sind nach Angaben der AVR UmweltService GmbH rund 100.000 Bioenergietonnen im Kreis im Einsatz, und es wird geschätzt, dass es im Laufe der kommenden Monate und Jahre noch deutlich mehr werden. Gründe dafür seien, dass die Bevölkerung im Rhein-Neckar-Kreis stetig ansteigen werde, da die Region ein attraktiver Standort mit gefragten Arbeitsplätzen und einer hoher Lebensqualität sei.

Wenn also zunehmend mehr Kreiseinwohner die Strategie des getrennten Sammelns mittels der Bioenergietonne verinnerlichten, sei der prognostizierte Mengenzuwachs an Bioabfällen sichergestellt. Um die gewünschte Unterstützung der Bevölkerung entsprechend zu fördern, wird die AVR-Gruppe demnächst mit einem extra dafür erarbeiteten Kommunikationskonzept an den Start gehen, das auch das Thema "Verbesserung der Müllqualität" durch konsequentes Trennen beinhaltet.

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