80 neue Straßenbahnen für die Region
Škoda soll erste Züge im Jahr 2021 ausliefern - Über 250 Millionen Euro Auftragsvolumen

Die neuen Straßenbahnen werden auf Basis des Škoda-Typs "ForCity Smart" gebaut, der auch in Helsinki fahren soll. Wie die RNV-Züge letztlich aussehen werden, steht aber noch nicht fest. Erst im Herbst wird es Feinabstimmungen zum Design geben. Foto: Škoda Transportation A. S.
Von Carsten Blaue
Mannheim/Rhein-Neckar. Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) verspricht sich von dem Großauftrag einiges. Die Kunden sollen einen höheren Fahrkomfort genießen und in den Bahnen zeitgemäße Informationssysteme nutzen können. Zudem soll der Betrieb verlässlicher sein.
Vorgaben, die die Unternehmensgruppe Škoda Transportation nach Ansicht der RNV offenbar erfüllen kann. Beim Hersteller von Bussen, Stadt- und Eisenbahnen mit Sitz im tschechischen Pilsen hat der hiesige Nahverkehrsanbieter 80 neue Straßenbahnen bestellt. Das teilte die RNV jetzt mit.
Der Vertrag mit einem Gesamtvolumen von mindestens 250 Millionen Euro wurde in Mannheim unterzeichnet. Die ersten Bahnen des Fahrzeugtyps "Rhein-Neckar-Tram 2020" (RNT2020) sollen den Angaben zufolge im Jahr 2021 ausgeliefert werden. Bis wann der letzte neue Zug der RNV übergeben wird, ist laut Firmensprecher Moritz Feier noch unklar.
Momentan offen ist ebenso, wo die neuen Bahnen untergestellt werden sollen. Zwar suche die RNV in Heidelberg einen neuen Standort für einen Betriebshof. Noch stehe aber nicht fest, wo die Züge später nach Dienstschluss abgestellt werden sollen. Zumal die RNV vielleicht gar nicht so viel neuen Platz braucht.
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Es sei nicht unwahrscheinlich, dass alte Straßenbahnen durch die RNT2020 ersetzt würden. Doch wie lange alte und neue gleichzeitig fahren, sei noch überhaupt nicht klar: "Zudem kommen die neuen Züge ja nicht alle gleichzeitig", so Feier.
Für die Škoda Transportation ist es der größte Exportauftrag in der Firmengeschichte, für die RNV sowie für die Städte Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen ein bedeutender Schritt in der Entwicklung des regionalen Nahverkehrs, wie RNV-Aufsichtsratschef Klaus Dillinger sagte. Die drei Städte, so Dillinger, hätten die Bürgschaft für die Finanzierung des Straßenbahnkaufs übernommen.
Das Land steuert nach RNV-Angaben gut 13 Millionen Euro bei. Der Vertrag beinhaltet zudem die Option zum Kauf weiterer 34 Fahrzeuge - allerdings nur bei entsprechendem Bedarf, wobei die Finanzierung dann noch zu verhandeln wäre.
Basismodelle für die RNT2020 sind Fahrzeuge der Škoda-Produktfamilie "ForCity Smart", die in Finnland produziert werden. Auch die Städte Helsinki und Tampere gehören gegenwärtig zu den Abnehmern. Noch ist aber nicht klar, wie die neuen Bahnen der RNV aussehen werden. Erst im September will der Nahverkehrsanbieter anhand eines begehbaren 1:1-Modells mit Verbänden und Interessenvertretern über Details diskutieren.
Anregungen, zum Beispiel zu Möblierung, Komfort und Alltagstauglichkeit sowie zum Design, sollen noch vor Produktionsbeginn mit Škoda abgestimmt werden. Die Tschechen bekamen nach einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag.
Der Auftrag komme zur rechten Zeit, bemerkte Dillinger gemäß einer Presseerklärung der RNV. Gerade auch für Ludwigshafen. Der Abriss der Hochstraße Nord werde die RNV vor Herausforderungen stellen, die nur mit einer leistungsfähigen Bahn-Flotte zu meistern seien.
In Mannheim stünden mit der Erschließung der ehemaligen US-Flächen bedeutende Stadtentwicklungsprojekte an, bei denen dem Nahverkehr eine Schlüsselrolle zukomme, sagte demnach Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht, der auch für den Nahverkehr zuständig ist.
"Wir werden mit der Konversion attraktiven Wohnraum für über 10.000 Menschen schaffen. Um diese Flächen, allen voran das Benjamin-Franklin-Village, an die Mannheimer Innenstadt anzubinden, brauchen wir nicht nur neue Stadtbahntrassen, sondern auch neue, leistungsfähige Fahrzeuge", so Specht.
Ähnlich ist die Situation in Heidelberg. Hier ist der Nahverkehrsausbau in vollem Gange: "Mit dem ’Mobilitätsnetz Heidelberg’ wollen wir mittelfristig 10.000 neue Fahrgäste hinzugewinnen", sagte Hans-Jürgen Heiß, Heidelbergs Bürgermeister für Konversion und Finanzen: "Erste neue Streckenabschnitte sind fertig und neue Stadtviertel wie die Bahnstadt angebunden. Wir wollen die umweltfreundliche und komfortable Mobilität weiter ausbauen." Auch dafür sollen die neuen RNV-Züge gut sein.