Das ist die Kriminalstatistik 2022 für die Region
Es gibt immer mehr Diebstahl- und Sexualdelikten, Telefonbetrüger hingegen gehen meist leer aus. Die Gesamtzahl der Straftaten insgesamt sei unter Vor-Corona-Niveau.

Mannheim. (cab) Der Vergleich hinkt gewaltig. Spiegelt man die Zahl der Straftaten des vergangenen Jahres im Einflussbereich des Polizeipräsidiums Mannheim mit 2021, dann sind die Anstiege deutlich. 2021 galten aber noch die Corona-Einschränkungen, die auch die Kriminalität eindämmten – und der Polizeistatistik für Heidelberg, Mannheim und den Rhein-Neckar-Kreis historisch niedrige Zahlen bescherten. Um 2022 einzuordnen, zieht die Polizei daher lieber das Jahr 2019 heran – das letzte ohne Maßnahmen vor der Pandemie. Und da ist die Tendenz deutlich fallend. Das geht aus der Kriminalitätsstatistik hervor, die das Präsidium am Freitag schriftlich vorgelegt hat. Auf eine Pressekonferenz wurde wieder verzichtet.
> Die Kriminalitätsentwicklung. Insgesamt 65.118 Straftaten wurden 2022 registriert, gut 9800 mehr als im Vorjahr, aber knapp 5000 weniger als 2019. In Heidelberg fiel die Zahl im Vergleich zu 2019 um 12,8 Prozent auf 12.750, in Mannheim um 4,9 Prozent auf 29.772 und im Rhein-Neckar-Kreis um 6,5 Prozent auf 22.596 erfasste Delikte. Die Aufklärungsquote sank um 2,9 Prozent im Vergleich zu 2021 auf 57,5 Prozent. Über ein Drittel aller Straftaten sind Eigentumsdelikte. Die positive Entwicklung spiegelt sich zudem nicht in allen Bereichen wider. Diebe schlugen häufiger zu, und auch die Zahl der Sexualstraftaten stieg deutlich. Gleiches gilt für die Gewalt unter Partnern. Bei der Cyberkriminalität geht das Polizeipräsidium von einer hohen Dunkelziffer aus. Bei der Gewalt gegen Polizisten spricht die Statistik von einem "hohen Niveau" – oder 481 erfassten Fällen (zwei weniger als 2019).
Grafik: Polizeipräsidium Mannheim:
> Mord und Totschlag. Elf Morddelikte gab es vergangenes Jahr in der Region, bei acht davon blieb es beim Versuch. Um Totschlag handelte es sich in 26 weiteren Fällen. Alle Straftaten, bei denen Menschen ums Leben kamen, wurden aufgeklärt.
> Sexualstraftaten. Hier sieht das Polizeipräsidium in seiner Arbeit besonderen Handlungs- und Präventionsbedarf. Die Zahlen steigen deutlich, was dem Landestrend entspricht. Bei den 1272 registrierten Fällen (plus 58,4 Prozent im Vergleich zu 2019) handelte es sich überwiegend um die Verbreitung pornografischer Schriften (596) und um Kinderpornografie (487) – von der Verbreitung bis hin zum Erwerb, Besitz oder zur Produktion.
Die Polizei sieht einen Grund für die Anstiege im unbedarften Umgang junger Menschen mit digitalen Medien, seien es Apps oder Internet- und Messengerdienste. Über ein Drittel aller Tatverdächtigen sind Kinder, Jugendliche oder Heranwachsende.
> Diebstahl und Einbrüche. Hier schlägt sich für die Polizei das Ende der Corona-Maßnahmen besonders nieder. Der Einzelhandel war keinen Einschränkungen mehr unterworfen, die Geschäfte waren wieder auf. Also konnten die Täter häufiger zuschlagen. Auch so erklärt das Präsidium den sprunghaften Anstieg der Ladendiebstähle um fast 95 Prozent auf 5610 Taten im Vorjahresvergleich. Mehr als verdoppelt hat sich die Zahl der Diebstähle von Motorrädern und Mopeds.
Im Ganzen stieg die Zahl der Eigentumsdelikte um 42,6 Prozent – im Vergleich zu 2019 stagnierte sie jedoch. Und auch die Wohnungseinbrüche verzeichneten nur einen leichten Anstieg. Das Polizeipräsidium sieht Erfolge seiner Informationsarbeit. Häuser und Wohnungen sind sicherer geworden. So scheiterten über 40 Prozent aller 458 Einbruchsdelikte beim Versuch. Zudem ermittelten die Beamten hier 94 Verdächtige – laut Mannheimer Präsidium ein Top-Wert im landesweiten Vergleich.
> Telefonbetrug. Angebliche Polizisten am Telefon, der Enkeltrick und Schockanrufe: Die Maschen der Telefonbetrüger sind inzwischen bekannt. Das schlägt sich in der Statistik nieder. Über 99 Prozent aller Betrugsversuche scheitern laut der Polizeibilanz. So sank auch die Schadenssumme signifikant auf 50.000 Euro – ein Zehntel im Vergleich zu 2021. Bemerkenswert: Das Polizeipräsidium Mannheim weist in der Polizeilichen Kriminalstatistik die höchsten Fallzahlen für betrügerische Anrufe falscher Polizisten aus dem Inland auf. Bei Anrufen aus dem Ausland liegt der Präsidiumsbereich auf Rang sechs. Insgesamt wurden 1296 Fälle erfasst.
> Häusliche Gewalt. Sie heißt inzwischen "Partnergewalt" in Ehen, Beziehungen oder nach der Trennung. 1036 der 1431 registrierten Fälle im Jahr 2022 waren Körperverletzungen, 205 waren Bedrohungen. Immer mehr Opfer seien bereit, die Taten anzuzeigen, so die Polizei. Ein Hoffnungsschimmer ist, dass nahezu alle aufgeklärt wurden.
