Mannheim/Heidelberg

Verdreckte Planken sorgen für Ärger

Schutzfilm und Müll auf der Mannheimer Einkaufsmeile - Regelmäßige Reinigung hilft nicht viel

16.07.2019 UPDATE: 17.07.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden

Nach der Sanierung hat die Mannheimer Einkaufsmeile einen neuen hellen Belag. Der deutlich sichtbare Schmutzfilm verärgert jedoch Bürger und Gewerbetreibende. Foto: Gerold

Mannheim/Heidelberg. (alb/hö/oka) Es ist schon grotesk: Da nimmt die Stadt 30 Millionen Euro in die Hand, um die Planken auf Vordermann zu bringen. Und kaum drei Monate nach der Eröffnung Anfang April greift Dario Fontanella tief in die Tasche, damit ein privater Putztrupp vor seinem Eiscafé in O 4 sauber macht. 350 Euro kostet ihn das jedes Mal. Klingt irre, ist aber so.

"Wir können das unseren Gästen nicht zumuten", schimpft Fontanella, "die Stadt reinigt viel zu wenig". Das sehen auch andere Einzelhändler auf den Planken so. Der Glanz ist verflogen, Ernüchterung macht sich breit. Und Dreck. Flecken. Zigarettenkippen haben sich in die Fugen gegraben, ein schmutziger Schleier legt sich über den neuen Belag, der zu Beginn wesentlich heller war. Der Geschäftsführer eines Modeladens ärgert sich darüber, dass der Neueröffnung der Einkaufsstraße Monate des Drecks und Baulärms vorangingen - "und dass es jetzt wieder so schlimm aussieht". Es wundert ihn, warum die Stadt zwischen O 2 und O 3 monatelang ein Probepflaster als Praxistest verlegen ließ. "Da hätte man doch sehen müssen, dass der Belag schneller verdreckt als ein anderer."

Laut Reinigungsplan der Stadt werden die Planken mehrmals am Tag mit Kehrmaschinen gesäubert, Mitarbeiter der Stadtreinigung sind zudem mit Besen und Schaufel am Werk. Die Abfallbehälter werden drei Mal pro Tag, die Unterflurbehälter drei Mal pro Woche mit einem Saugfahrzeug geleert. Ein Serviceteam reinigt bei Bedarf sowohl in den Planken als auch in der gesamten Innenstadt die Stadtmöblierung.

Ekelig: Vor allem die ausgespuckten Kaugummis sind ein Problem auf den Planken. Foto: Gerold

Auch die Nassreinigung steht regelmäßig auf dem Plan. Bereits ab 5 Uhr morgens wird das Pflaster mit einem entsprechenden Fahrzeug gespült. Geschrubbt wird einmal in der Woche ab 6 Uhr. Dazu verwenden die Mitarbeiter der Stadtreinigung entsprechende Fahrzeuge mit Sprühdüsen und rotierenden Schrubbbürsten. Einmal im Monat wird der Schienenbereich nass gereinigt durch Sprühen und Schrubben. Das lässt sich die Stadt einiges kosten: "Für die Reinigung der Planken werden pro Jahr Ausgaben in Höhe von etwa 400.000 Euro veranschlagt", bilanziert ein Stadtsprecher. "Davon entfallen circa 40.000 Euro auf die Nassreinigungsgebühr, die von den Anliegern getragen werden muss. Die übrigen 360.000 Euro kommen aus dem städtischen Haushalt."

Wirklich sichtbar ist dieser Aufwand nicht. Bei dem deutlich helleren Belag fällt der Schutz jetzt stärker auf. Aber vor allem die schwarzen Kaugummiflecken und die weggeworfenen Zigarettenkippen verleihen den Planken ein schmuddeliges Bild. Deshalb appelliere man an die Bürger, ihren anfallenden Müll ordnungsgemäß in den dafür bereitgestellten Abfalleimern zu entsorgen, so der Stadtsprecher. Zudem wurden die Bußgelder drastisch erhöht. Das Wegwerfen eines Zigarettenstummels kostet 75 Euro, bei einem Kaugummi werden gar 100 Euro fällig. Mit einer Plakatkampagne wolle man zusätzlich für das Thema sensibilisieren.

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Doch auch der rege Lieferverkehr auf der Einkaufsmeile ist ein Problem. "Oftmals fahren Fahrzeuge durch gerade gereinigte, noch feuchte Flächen und hinterlassen ihren Reifenabrieb erneut", gab der Stadtsprecher zu bedenken. "Wir werden die Entwicklung genau beobachten und gegebenenfalls nachjustieren, beispielsweise mit einer regelmäßigen Grundreinigung, wie es vor Eröffnung der Planken der Fall war." Auch in Heidelberg ist achtlos weggeworfener Müll ein Problem. Servietten, Kippen und Kaffeebecher werden oft nicht in den dafür vorgesehenen Abfallkörben entsorgt. Allerdings hält sich die Verschmutzung in den Augen der Stadtverwaltung "für die hohe Frequentierung noch in normalem Rahmen".

Die Hauptstraße wird täglich morgens mit einer Kehrmaschine und durch Handreiniger mit Besen, Blasgerät, Freischneider oder Kratzer gesäubert. Größere Flecken werden durch den Hochdruckreiniger der Kehrmaschine beseitigt. Danach erfolgt zweimal täglich eine Leerung der Papierkörbe und eine Beseitigung der größeren Abfälle durch zwei "Kontaktreiniger", die mit einem elektrisch angetriebenen Müllsammelfahrzeug unterwegs sind.

Zwei "Kontaktreiniger" der Heidelberger Dienste beseitigen den Kleinmüll mit einem handgeführten Kehrwagen. Insgesamt werden die fast 90 Papierkörbe mit Ascher in der Hauptstraße montags bis freitags dreimal und an Wochenenden und Feiertagen zweimal täglich geleert. "An den Wochenenden kommen noch verstärkt Flaschen, Glasscherben und Verpackungen von Fast-Food-Läden dazu", erklärt ein Sprecher der Stadt Heidelberg.

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