Wie das Uniklinikum Mannheim auf den Hygieneskandal reagiert
Es ist ein Neuaufbau auf vielen Ebenen

> Führungswechsel: Der Klinikaufsichtsratschef und Mannheimer OB Peter Kurz setzt große Hoffnungen in die neue Doppelspitze: "Sie vereint höchsten medizinischen und wirtschaftlichen Sachverstand, internes Know-how und den offenen Blick eines Externen." Wenz genießt nach RNZ-Informationen großes Vertrauen bei den Krankenhausärzten. Mit seiner Berufung wird auch dem Wunsch des Dekans der Medizinischen Fakultät, Uwe Bicker, Rechnung getragen. Er hatte sich für einen Arzt an der Klinikspitze ausgesprochen.
> Hygienekommission: Ein Gremium aus sechs unabhängigen Experten arbeitet den Skandal auf. Die Fachleute sollen klären, wie es zu den Hygienemängeln kommen konnte und wie sich die Organisation des Klinikums verändern muss. Ein erster Zwischenbericht soll noch vor Weihnachten dem Aufsichtsrat vorgelegt werden. Klinikmitarbeiter können bei einer Hotline anrufen und der Kommission Hinweise geben. Ein Arzt hatte der RNZ gegenüber jedoch Zweifel angemeldet, dass sich viele Mediziner oder Pflegekräfte melden, denn es herrsche im Krankenhaus ein "Klima der Angst".
> Neue OP-Instrumente: Das Klinikum ersetzt nach eigenen Angaben etwa zwei Drittel des Operationsbestecks durch neues. "Allerdings hat der Mannheimer Skandal weite Kreise gezogen, und wir sind nicht die einzigen, die momentan neues Material beschaffen", sprach Geschäftsführer Jörg Blattmann Lieferengpässe an. In den letzten Jahren seien fällige Investitionen versäumt worden.
> Umstrukturierung: Die Klinik hat ein Umbauprogramm aufgelegt, mit dem der Prozess der Reinigung und Desinfektion des OP-Bestecks komplett neu organisiert wird. Die sogenannte Sterilgutaufbereitung ist jetzt der Geschäftsführung zugeordnet und wird zentralisiert.
> Bessere Kommunikation: Von Mitarbeitern über ein internes Internetforum gemeldete Hinweise zu Hygienemissständen sollen in der Organisation versackt sein und die Klinikleitung beziehungsweise den Aufsichtsrat nicht erreicht haben. Damit sich das nicht wiederholt, wollen Blattmann und Wenz die Stelle eines Risikomanagers schaffen, die direkt bei der Krankenhausführung angesiedelt ist. Dieser soll mit einer "unabhängigen Sichtweise" alle Prozesse und Abteilungen durchleuchten. Bislang hatten sich mehrere Klinikmitarbeiter quasi ehrenamtlich und neben dem Tagesgeschäft um das Beschwerdemanagement gekümmert. Generell soll das Personal stärker eingebunden werden und sich Chefärzte mit der Krankenhausleitung häufiger austauschen.



