Welche Baumarten halten sich in Städten dauerhaft?
Zeder und Eiche sind gut geeignet - Bäume sind ein Thema der Buga 23

Von Harald Berlinghof
Mannheim. "Wir verlieren gerade die Fichte. Birken und Kiefern gehen auch schnell verloren. Buchen sind ein großes Sorgenkind. Es ist brutal, was da gerade passiert", sagt Klaus Körber und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Körber hat Gartenbau studiert und befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema, welche Baumarten sich in unseren Städten dauerhaft halten können. Kürzlich hat er im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Buga23.Plattform" einen Vortrag gehalten zum Thema "Bäume im Zeichen des Klimawandels".
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Bäume sind für die Bundesgartenschau 2023 in Mannheim ein wichtiges Thema. Im Spinelli-Park etwa werden dauerhaft rund 500 Bäume gepflanzt. Mehr als 2000 weitere werden dort als Schattenspender gesetzt, die nach dem Ende der Bundesgartenschau im Stadtraum Mannheims und im Stadtwald einen festen Standort bekommen sollen.
Seit 2010 werden im Rahmen des Projekts "Stadtgrün 2021 – neue Bäume braucht das Land" auf einem Hitzestandort in Veitshöchheim unter Leitung des Baumexperten Körber Baumarten auf ihre Trocken- und Hitzeresistenz getestet. "Bis über 40 Grad Celsius hat man dort schon gemessen, der Boden ist sehr wasserdurchlässig, und die Regenmengen sind gering", erläutert Körber. 200 bis 300 Baumarten und regionale Sorten hat man dort auf drei Hektar Fläche inzwischen gepflanzt und beobachtet. Schwarzerle, Bergahorn und Birke gehen nicht. Ulme, Feldahorn und die Spät’sche Erle haben sich als geeignet herausgestellt. "Die Ulme ist einer der besten Bäume für die Stadt. Der Gingko kann Hitze vertragen.
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"Das schaffen wir"
Die Cerr-Eiche muss in die Stadt. Und vergesst mir die Esche nicht", so Körber. Auch die Zeder ist ein Favorit für die Nachpflanzung. Nicht nur in der Stadt. "Mit dem Verlust von einigen Baumarten, auch in unseren Wäldern, verlieren wir an Biodiversität", gibt Körber zu bedenken.
Es gibt Baumarten, die hat man früher gepflanzt, und dann sind sie gewachsen. "Heute brauchen sie Betreuung durch Menschen", sagt Körber. In der Stadt sei das leichter zu bewerkstelligen als in Wäldern. "Mit unserem Trinkwasser wird das in Zukunft aber kaum noch zu bewältigen sein. Wir müssen daher vermehrt dazu übergehen, Wasser zu speichern für Trockenzeiten im Sommer", sagt er und gibt sich zuversichtlich: "Das schaffen wir. Das kriegen wir hin."
Man muss deshalb auf die Suche gehen, um Baumarten zu identifizieren, die unsere mittlerweile oft zu heißen und trockenen Sommer tolerieren. Auch wenn es keine heimischen Arten sind. Das geografische Potenzial, aus dem man sich bedienen kann, reicht vom Mittelmeerraum bis nach Teheran. Dort sind heiße Sommer normal, aber auch kalte Winter.
In diesem Zusammenhang sei es falsch zu behaupten, nur einheimische Baumarten würde unsere Insektenvielfalt erhalten. Auch Baumarten, die aus Südeuropa oder Südosteuropa oder gar aus dem Kaukasus zu uns kommen, sind für heimische Insekten attraktiv, wie zwei Studien ergeben haben. Körber und seine Mitarbeiter haben die Wildbienenarten gezählt, die auf der heimischen Sommerlinde und der fremdländischen Silberlinde zu finden waren. Jeweils 50 Bienenarten pro Baumart hat man gezählt.
Die Walnuss ist ein Profiteur der Klimaveränderung. Die Eiche ist einer der besten Bäume. Vor allem die ungarische Eiche ist sehr stadtraumtauglich. "Auch die Platane ist ein toller Stadtbaum. Ihre Zähigkeit ist bewundernswert", sagt Körber. Allerdings machen nicht nur ihr die Schädlinge zu schaffen. Mehltau, Massaria-Pilz, Platanen-Netzwanze, Rußrindenkrankheit, der Borkenkäfer, die Prozessionsspinner: Die Liste der Angreifer ist lang. "Aber die sind nicht die Ursache, sondern nur die Folge der Klimaveränderung. Schädlinge lieben nämlich geschwächte Bäume", erklärt Gartenbau-Experte Klaus Körber. "Und wenn uns die globalisierte Borkenkäfer-Community erreicht, dann wird es erst richtig spannend."



