Türkischstämmige Menschen sollen sich typisieren lassen
Viel zu wenige sind in den Registern verzeichnet - Große Aktion am 4. Mai in Mannheim

Mannheim. Mehr als fünf Millionen Menschen sind beim Zentralen Knochenmarkspenderregister in Ulm gemeldet; das Heidelberger Stammzellenregister (HSR) als eine von bundesweit 28 Spenderdateien verzeichnet 60.000 Namen. Was sich zunächst viel anhört, gestaltet sich bei der Suche nach Spendern für an Leukämie oder einem Lymphom erkrankte Patienten jedoch wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Gewebemerkmale zweier fremder Menschen übereinstimmen, reicht derzeit von eins zu 20.000 bis eins zu mehreren Millionen. Eine entscheidende Rolle spielt die Herkunft des Spenders. "Dabei geht es nicht um die Nationalität, sondern um Genetik", erklärte Susanne Bogner bei der gestrigen Pressekonferenz.
Die Geschäftsführerin des Vereins B.L.u.T. (Bürger für Tumorerkrankte) erläuterte, warum am 4. Mai in der Mannheimer Rheingoldhalle (11 bis 18 Uhr) eine Typisierungsaktion speziell für türkischstämmige Stammzellenspender stattfinden wird. Laut Bogner sind zu wenige Menschen aus dieser Gruppe in den Registern verzeichnet.
Der Verein steht als Kooperationspartner an der Seite eines großen Bündnisses aus Einzelpersonen, Vereinen, Verbänden und Organisationen, das gemeinsam zu dieser Aktion aufruft. Gesucht werden Bürger mit türkischer Herkunft im Alter von 18 bis 56 Jahren, die bereit sind, sich knapp zehn Milliliter Blut abnehmen und als Spender registrieren zu lassen. Spender werden kann jeder, der gesund ist.
Schirmherren der Typisierungsaktion sind der türkische Generalkonsul Serhat Aksen sowie die Oberbürgermeister aus Heidelberg und Mannheim, Eckart Würzner und Peter Kurz. Sie unterstützen die vom Leimener Unternehmer Sahin Karaaslan und dem renommierten Krebsforscher Prof. Dr. Anthony Ho, Ärztlicher Direktor an der Medizinischen Klinik V in Heidelberg, angestoßene Kampagne. Karaaslan hat dafür ein großes Netzwerk aktiviert, über das die Einladungen zum Typisierungstermin an die Zielgruppe gebracht werden sollen.
Wie wichtig die Suche "nach der Nadel im Heuhaufen" ist, belegte Ho mit Zahlen: Mit 300 bis 320 Transplantationen von Blutzellen pro Jahr stehe die Abteilung seiner Klinik an der Spitze in Deutschland, vielleicht sogar in Europa. "Bis zu 70 Prozent dieser Transplantationen verlaufen erfolgreich", so Ho. Für deutschstämmige Patienten könne in 85 bis 90 Prozent aller Fälle ein passender Spender gefunden werden.
Bei den türkischstämmigen Patienten liegt die Quote dagegen lediglich bei 50 Prozent. Ändern soll sich das mit der großen Typisierungsaktion, für die Geschäftsführer Mehmet Ali Sen die Rheingoldhalle kostenlos zur Verfügung stellen wird. "Wir wollen die Heilungschancen der türkischstämmigen Kranken verbessern und zugleich einen Beitrag leisten, von dem die gesamte Gesellschaft profitiert", begründete Schirmherr Aksen sein Engagement.
Fi Info: Gesucht werden neben Stammzellenspendern auch Sponsoren, da die Analyse jeder Probe 50 Euro kostet. Der Verein B.L.u.T hat dafür bei der Sparkasse Heidelberg (IBAN: DE83.6725.0020.0009.2238 94; BIC: SOLADES 1 HDB) ein Spendenkonto eingerichtet. Die Ehrenamtlichen werden am 4. Mai Spendenwillige ausführlich informieren und verweisen im Vorfeld auf www.blutev.de, wo es weitere Informationen gibt.