Sternekoch Tristan Brandt verlässt überraschend den Engelhorn-Konzern
Der ausgezeichnete Koch will sich nach dem "Opus V" in Mannheim selbstständig machen - Tod des Förderers Richard Engelhorn war Einschnitt

Von Carsten Blaue
Mannheim. Nach knapp sieben Jahren gehen Engelhorn und Sternekoch Tristan Brandt getrennter Wege. Laut einer Mitteilung des Mannheimer Familienunternehmens wird Brandt ab 30. Mai nicht mehr Chefkoch des Gourmetrestaurants "Opus V" sein. Die Trennung erfolge "im besten gegenseitigen Einvernehmen", hieß es darin. Richard Engelhorn hatte den damals 27-jährigen Brandt im August 2013 auf Empfehlung von Harald Wohlfahrt nach Mannheim geholt. Im ersten Jahr nach der Eröffnung des "Opus V" im Modehaus erhielt Brandt seinen ersten Michelin-Stern, im Jahr 2016 folgte der zweite. Damals war Brandt der jüngste Zwei-Sterne-Koch in Deutschland. Jetzt hat er gekündigt. Das teilte der Geschäftsführende Gesellschafter des Mode-Unternehmens, Fabian Engelhorn, am Mittwoch auf RNZ-Anfrage mit. Brandt bestätigte das.
"In den vergangenen Monaten hat sich herausgestellt, dass Tristan Brandt beabsichtigt, sich selbstständig machen zu wollen", so Engelhorn. "Dem werden wir nicht im Wege stehen. Ich bin gespannt, was er in Zukunft vorhat." Da ließ sich Brandt noch nicht in die Karten schauen. Am Telefon sagte er auf RNZ-Anfrage: "Lassen Sie sich überraschen! Ich habe immer Ideen und Visionen." Noch suche er aber nach einer passenden Location für sein neues Konzept – in Mannheim. "Ich werde der Region also verbunden bleiben", versprach Brandt. Nach sieben Jahren sei es ein "logischer Schritt", auf eigenen Füßen stehen zu wollen, sagte der Spitzenkoch. Ein Beweggrund mag auch gewesen sein, dass sein Förderer Richard Engelhorn nicht mehr lebt.
Dieser hatte sich im Jahr 2006 einen Traum erfüllt und mit dem "Le Corange" im Modehaus das erste Gourmetrestaurant eröffnet, das heute unter Chefkoch Igor Yakushchenko ein Michelin-Stern ziert. Mit Brandt folgte das "Opus V". Dem aufstrebenden Talent schenkte Richard Engelhorn damals sein Vertrauen. Er starb am 11. Juli vergangenen Jahres im Alter von 80 Jahren. "Das war für mich ein sehr großer Einschnitt", gestand Brandt: "Er hat mich gefördert und gefordert."
Im Ganzen kommt Brandts Abschied also nicht ganz überraschend. Aber die Entscheidung, dass er nur noch bis zum Wochenende im "Opus V" kocht, sei dann doch kurzfristig und für ihn schneller als geplant gefallen, sagte er. Brandt war nicht nur Chefkoch, sondern auch Geschäftsführer der Engelhorn Gastro GmbH mit insgesamt fünf Restaurants, drei Bars und einer Chocolaterie. Diese Aufgabe hat jetzt Fabian Engelhorn zusätzlich übernommen. Bei der Nachfolgeregelung für Brandt verspürt er keine Eile. Man sei auf der Suche, "aber wir haben da keinen Zeitdruck". Der Anspruch ist aber klar: "Das ’Opus V’ soll Sterne-Gastronomie bleiben."
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Zunächst sollen Executive Sous Chef Dominik Paul und das Köche-Team das Niveau sichern und den Betrieb aufrecht erhalten. Das Vertrauen von Fabian Engelhorn haben sie: "Die können das alle perfekt. Und meistens ist der Mann dahinter ja genauso gut wie der Mann vorne auf der Brücke", sagte er.
Zurzeit sind bei Engelhorn das " Opus V", das "Le Corange" und der Dachgarten geöffnet. Noch geschlossen ist die "Faces Lounge", weil hier der Mindestabstand schwer einzuhalten ist. Das gilt im Innenbereich auch für das "Coq au vin". Also ist nur der Außenbereich geöffnet.