Eine schlechte Nachricht für private Investoren
Der geforderte Dialog mit Stadt blieb aus, als Konsequenz könnten in Mannheim künftig weniger Neubauten entstehen, befürchtet Bauwirtschaftler Möller

Auf Turley entstehen derzeit rund 200 Wohneinheiten, für die die neue Sozialquote noch nicht gilt. Foto: vaf
Von Julie Dutkowski
Die am Dienstagabend vom Mannheimer Gemeinderat beschlossene Sozialquote für Wohnungen stößt bei Bauunternehmen und Verbänden auf Kritik. Künftig werden Investoren dazu verpflichtet, bei Neubauprojekten mit mindestens zehn Wohnungen künftig 30 Prozent oder mehr als bezahlbaren Wohnraum anzubieten. Das bedeutet: Der Quadratmeter darf höchstens 7,50 Euro Kaltmiete kosten.
"Wir bedauern diese Entscheidung", sagte gestern Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Bauwirtschaft Nordbaden, im RNZ-Gespräch. "Es ist der falsche Ansatz, Dritte zu etwas zu verpflichten, ohne sie dabei zu unterstützen." Möller verweist auf gestiegene Baukosten durch unterschiedliche Auflagen, wie die Energieeinsparungsverordnung oder Brandschutzrichtlinien. "Ein privater Investor wird für eine Miete von 7,50 Euro nicht bauen können."
Im Durchschnitt müsste ein Bauunternehmer zehn bis zwölf Euro Miete verlangen, um noch Gewinn erzielen zu können. Da er das mit der 30-Prozent-Quote nicht schaffen werde, müsste der Investor die restlichen Wohnungen teurer anbieten. "Das wird dann für andere Mieter teuer", so Möller. Er ist sich sicher: "Durch den Beschluss wird keine einzige günstige Wohnung gebaut." Der Verbandschef sieht vielmehr die Stadt in der Pflicht, den sozialen Wohnbau durch ihre Wohnungsbaugesellschaft GBG zu regeln.
Als Konsequenz könnten in Mannheim künftiger weniger Neubauten entstehen, befürchtet Möller. Bis zum Jahr 2025 werden in der Quadratestadt laut einer Prognose rund 10.000 neue Wohnungen benötigt. Dieser Bedarf wird vor allem auf den früheren Flächen der US-Streitkräfte gedeckt.
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Allein im ehemaligen Benjamin Franklin Village entsteht mit "Franklin" derzeit in Käfertal ein Stadtteil für rund 8000 Menschen. Dutzende Privatinvestoren bieten hier Wohnungen und Häuser an. "Wäre die Quote vor zwei Jahren gekommen, weiß ich nicht, ob sich so viele Investoren für die Konversionsflächen interessiert hätten", so Möller.
Auch Heinz Scheidel, geschäftsführender Gesellschafter der Diringer & Scheidel Unternehmensgruppe, zeigte sich gestern enttäuscht. Das Mannheimer Bauunternehmen, das für Q6/Q7 verantwortlich zeichnet und derzeit mit dem Kepler- und dem Glückstein-Quartier Hunderte neue Wohnungen in Mannheim baut, hatte der Stadt einen Runden Tisch vorgeschlagen, an dem Verwaltung, Verbände, Mieter, Eigentümer und Unternehmen zusammen nach Wegen hätten suchen können, um günstigen Wohnraum zu schaffen. "Wir sind enttäuscht darüber, dass der von uns im April vorgeschlagene Dialog, am Runden Tisch gemeinsam nach alternativen Lösungen zu suchen, nicht stattgefunden hat", sagte Scheidel gegenüber der RNZ.
"Dass in Mannheim bezahlbarer Wohnraum in ausreichendem Maß vorhanden sein muss, steht für uns als Mannheimer Familienunternehmen außer Frage", so der Bauunternehmer. "Ein Quotenmodell ist auf einen möglichen Mangel aber keine Antwort, weil es aus unserer Erfahrung an der Praxis und an der Lebenswirklichkeit der Menschen vorbeigeht."



