So werden die neuen Planken bewertet
Umfrage: Passanten begutachten die frisch sanierten Planken und erzählen, was sie mit Mannheims großer Einkaufsstraße verbinden

Helles Pflaster, moderne Beleuchtung und barrierefreie Haltestellen gibt es auf den neuen Planken. Fotos: Gerold (1)/Partner (5)
Von Marco Partner
Mannheim. Das Geklopfe, Getöse und Gebrumme auf den Planken hat ein Ende. Seit März 2017 wird die große Einkaufsstraße Mannheims, die sich vom Wasserturm bis zum Paradeplatz erstreckt, saniert. Nun aber soll am Samstag alles picobello fertig und sauber sein. Doch wie finden die Passanten eigentlich die neu gestalte Flaniermeile? Und was verbinden sie mit ihr? Die RNZ hat nachgefragt.

Rudolf und Ilse Siegel
Ilse und Rudolf Siegel aus Stockstadt genießen die Mittagssonne auf dem Paradeplatz - und die Ruhe. "Sie wirken noch viel breiter - und irgendwie auch freundlicher", sagt der 79-Jährige über die Planken, die er bereits seit vielen Dekaden mehrmals im Jahr gern besucht. "Die Steine sind’s, sie sind heller als die alten", bemerkt seine Frau Ilse (72). Aber auch die barrierefreien Haltestellen, neu Gleise und Beleuchtung sowie moderne Sitzgelegenheiten lassen ihrer Meinung nach die beliebteste Fußgängerzone der Region in einem neuen Glanz erstrahlen. Mannheim, das bedeutet für das hessische Ehepaar Erholung im Luisenpark, gemütlich durch Geschäfte schlendern, fein Essen gehen und Freunde besuchen. Ob alte oder neue Planken, wirklich geändert habe sich dadurch für sie nichts.

Borbála Német
Borbála Német findet die Veränderung nicht besonders groß, aber doch spürbar: "Es wirkt alles homogener und einheitlicher", sagt die 38-jährige Mannheimerin, die direkt in den Quadraten wohnt. Die alten Linden jedoch, die der Sanierung zum Opfer fielen, vermisst sie jetzt schon. Auch wenn adäquat neue Bäume gepflanzt wurden, hätte sie sich mehr Grün- statt Grauflächen gewünscht. Ansonsten ist es das viele Licht, das sie an den Planken reizt. Der weite Blick, der sich vom Paradeplatz bis zum Wasserturm erstreckt. "Sonst sind die Straßen in den Quadraten eher eng und schattig", betont sie.

Cora Ignatowitz
Cora Ignatowitz versorgt tagein, tagaus ihre Kundschaft mitten auf den Planken mit frischer Ware. Die 58-Jährige betreibt einen der typischen Brezelstände, die das Bild der Mannheimer Fußgängerzone prägen. Die zweijährige Sanierungsphase spürte sie also am eigenen Leib. "Es war eine schwierige Zeit. Mit Lärm, Staub, sehr nervenaufreibend", erklärt sie. Da zeitweise auch der öffentliche Verkehr lahmgelegt war, wurde ihr der Weg zur Arbeit erschwert. "Aber jetzt rollt es wieder", zeigt sie sich mit der neuen Optik zufrieden - warnt aber zugleich davor, dass aufgrund des neuen Gleisbetts Straßenbahnfahrer wie Passanten gleichermaßen gefordert sind. "Es bimmelt ständig, früher war es ruhiger", macht Cora Ignatowitz schon einen entscheidenden Unterschied aus.
Auch interessant

Uwe Plitt
Uwe Plitt sitzt er auf einer der neuen Sitzbänke - und beobachtet das geschäftige Treiben zwischen Bäcker und Buchladen. "Es ist heller und freundlicher", so der 77-Jährige aus Blumenau, "hoffen wir, dass es auch so bleibt." Achtlos weggeworfene Zigarettenstummel oder ausgespucktes Kaugummi: Dass solche Alltagsvergehen künftig mit einem Bußgeld bestraft werden, heißt er für gut. Und hofft, dass die Planken dank ihrer Metamorphose an altem Charme zurückgewinnen - und in naher Zukunft auch die Breite Straße mit ihrem Marktplatz in Angriff genommen wird. "Heute gibt es viel zu viele Mobilfunkläden, alles ist austauschbar geworden", weckt er das legendäre Kaffeehaus Kossenhaschen in Erinnerung, dass er als kleiner Junge besuchte.

Markus Sprengler
Markus Sprengler stimmt zu, dass die Erneuerung von Belag und Optik nicht gleich zu einem neuen Kaufvergnügen führen. "Der kleine Einzelhandel hat es heute schwer gegen all die Ketten, der individuelle Charakter der Innenstadt geht dadurch verloren", bedauert der Gastronom. Viele Geschäfte hat der 53-Jährige in den Planken schon öffnen und schließen sehen. "Mein Lieblingscafé aber, das ich schon seit über 30 Jahren besuche, ist immer noch da", zeigt er auf, dass die gerade einmal 800 Meter langen Shoppingmeile auch von Beständigkeit und Vertrautheit lebt. Auch in Zeiten starker, optischer Veränderung.
Info: Zur Einweihung am 6. und 7. April werden die Planken festlich geschmückt. Es gibt musikalische und kulinarische Sonderaktionen, am verkaufsoffenen Sonntag haben die Läden von 13 bis 18 Uhr geöffnet.