Seckenheimer Gotteshaus muss entweiht werden
Gebäude in Seckenheim nicht mehr im Besitz der Katholischen Kirche - Es soll aber weiterhin für Gottesdienste genutzt werden

Da sich das Gotteshaus nicht mehr im Besitz der katholischen Kirche befindet, verlangt das Erzbischöfliche Ordinariat dessen Entweihung. Das Gebäude soll aber weiterhin für Gottesdienste genutzt werden. Foto: vaf
Von Heike Warlich-Zink
In Zeiten von Priestermangel und kleiner werdenden Gemeinden wurden in den letzten Jahren viele Kirchen verkauft und vom neuen Eigentümer umgebaut oder gleich ganz abgerissen. In Seckenheim hat die katholische Pfarrei St. Aegidius ihre Filialkirche "Don Bosco" im Ortsteil Suebenheim nun aufgeben müssen. Direkt angebaut an den 200 Sitz- und 50 Stehplätze umfassenden Kirchenraum befinden sich ein Kindergarten mit Außengelände sowie das Mesnerhaus.
Emotionen schlugen hoch
"Drei katholische Kindergärten waren nicht zu halten, zumal wir einen zum Kinderhaus ausgebaut haben", erklärte Dekan Karl Jung bei einem Pressegespräch. Um den Betrieb des Kindergartens, aber auch des Kirchenraums, für die Zukunft abzusichern, soll nun mit der Entweihung - der sogenannten Profanierung - der nächste Schritt getan werden. Ziel ist es, das Kirchengebäude auch in Zukunft für Pfarreiveranstaltungen wie Konzerte aber auch Andachten und Gottesdienste nutzen zu können.
Jung stellte noch einmal die Ausgangssituation dar, die vor rund drei Jahren die Emotionen in der Pfarrgemeinde durchaus hatte hochschlagen lassen, als bekannt wurde, dass die katholische Gesamtkirchengemeinde Grundstück und Gebäude veräußern wolle. "Der Gesamtkomplex befindet sich mitten in der Wohnbebauung, und es wäre sicher ein Leichtes gewesen, für schnelles Geld an einen Investor zu verkaufen", sagte Jung.
Die Entscheidung fiel jedoch für die Lebenshilfe Mannheim, die dort seit 2013 einen inklusiven Kindergarten betreibt, den derzeit 28 Kinder mit und ohne Behinderung besuchen. "Eine Nutzung im christlichen Geist und ganz in unserem Sinn", wie Jung betonte.
Der neue Eigentümer hat das Grundstück in Erbbaurecht überlassen bekommen und die Gebäude erworben. "Die Kirche haben wir dem Wunsch vieler Gemeindemitglieder entsprechend zurückgemietet", erläuterte Eckhard Berg, der Geschäftsführer der katholischen Gesamtkirchengemeinde, das Vertragskonstrukt, das jedoch rechtlich noch nicht wirksam ist. Da sich das Gotteshaus nicht mehr im Besitz der Kirche befindet, verlangt das Erzbischöfliche Ordinariat zuvor dessen Profanierung.
"Das heißt jedoch nicht, dass wir die Kirche nicht weiterhin für Pfarreiveranstaltungen wie Gottesdienst, Andachten, Konzerte oder Taufen könnten", so Markus Miles, Pfarrer der Seelsorgeeinheit St. Martin, zu der die St. Aegidiusgemeinde gehört.
"Zukunftsfähig bleiben"
Doch zunächst musste der Pfarrgemeinderat der Entweihung zustimmen. "Dabei ist es mir ganz wichtig darzustellen, dass uns nichts verloren geht, sondern wir die vorgegebenen Richtlinien einhalten müssen, um ein zukunftsfähiges Nutzungskonzept für die Kirche überhaupt umsetzen zu können", betonte Miles.
Noch am selben Abend wurde der Pfarrgemeinderat informiert und stellte wie erwartet viele Fragen hinsichtlich der Finanzierung und eventueller baulicher Veränderungen. Nach eineinhalb Stunden regen Austausches votierten die Pfarrgemeinderäte für eine Umwidmung. Das Votum wird nun nach Freiburg weitergegeben, wo letztlich über die Entweihung und damit über die Genehmigung des Vertrags mit der Lebenshilfe entschieden wird.