Nikolas Löbels Stadtrat-Karriere endete glanzlos in 30 Sekunden
Eine Findungskommission soll nach Löbels Masken-Skandal einen neuen Bundestagskandidaten suchen.

Nikolas Löbel. Archivfoto: Gerold
Mannheim. (alb) 30 Sekunden – dann endet die einst glanzvolle Karriere von Nikolas Löbel am Dienstag auch als Stadtrat. Glanzlos, nüchtern. Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) verabschiedet den über seine Maskendeals gestolperten, nicht anwesenden Ex-Bundestagsabgeordneten aus dem Gremium. Dann ruft er den nächsten Punkt auf.
So schnell kann die Mannheimer CDU nicht zur Tagesordnung zurückkehren. Sie wird wohl noch lange an dem Skandal zu knabbern haben und muss zwei knifflige Personalfragen lösen. Wer wird Löbels Nachfolger als Bundestagskandidat und als Kreisverbandschef? In dieser schweren Zeit müsste die Partei eigentlich Geschlossenheit zeigen. Doch es rumort weiter in der CDU, alte Gräben brechen auf.
Nach RNZ-Informationen haben die vier Parteigranden Egon Jüttner (Löbels Vorgänger im Bundestag und dessen Intimfeind), die früheren Stadträte Konrad Schlichter und Roland Hartung sowie der frühere Bürgermeister Rolf Schmidt in einem Schreiben den sofortigen Rücktritt des gesamten Kreisvorstands gefordert.
Doch diesen Gefallen tat die Parteispitze den verdienten CDU-Senioren nicht. Das Vorstandsteam legte in seiner Sitzung am Montagabend stattdessen einstimmig einen Fahrplan für die personelle Neuausrichtung der Mannheimer Christdemokraten fest.
Eine eingesetzte Findungskommission soll einen neuen Bundestagskandidaten suchen. Die "Task Force" besteht aus Lennart Christ (Vorsitzender der Jungen Union), Kultur- und Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch, den Stadträten Martina Herrdegen und Claudius Kranz sowie Vorstandsmitglied Christian Hötting und Bezirksbeirätin Antje Siebler.
Auch interessant
Zwei Namen fehlen auf der Liste: Katharina Funck, die kommissarische Kreisvorsitzende, und ihr Stellvertreter Egon Manz. Schriftführer Christian Stalf sagte, die beiden würden unabhängig von der Kommission ihre Netzwerke für die Kandidatensuche nutzen. Funck selbst schließt eine Bewerbung als Bundestagsabgeordnete nicht aus. Sie denke darüber beziehungsweise über das Amt der Parteichefin nach, richtete Stalf der RNZ aus. Mit Funck könnte der CDU im Bundestagswahlkampf ein kluger Schachzug gelingen. Die SPD und die Grünen schicken zwei starke, junge Stadträtinnen ins Rennen – so wie auch Funck eine ist.
Wenn es die Pandemie-Lage zulässt, will die CDU bei einer Mitgliederversammlung den gesamten Kreisvorstand neu wählen lassen. Diese solle als Präsenzveranstaltung abgehalten werden und falle nicht unter die Regelungen der Corona-Verordnung des Landes. Indes hat der amtierende Vorstand alle Verträge mit Löbels Wahlkreisbüro und seiner Ein-Mann-GmbH gekündigt. Damit wird die Geschäftsstelle für den Kreisverband aber zu groß und zu unwirtschaftlich. Deshalb will die Parteispitze den Mietvertrag mit dem privaten Eigentümer kündigen und sich nach neuen, kleineren Räumlichkeiten umschauen.



