Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft reißt Gebäude ab

Alte Wohnblocks in der Neckarstadt-Ost müssen weichen  - Mieter mussten umziehen

09.02.2017 UPDATE: 10.02.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 36 Sekunden

Die Wohnblocks in der Kinzigstraße stammen aus den 50er Jahren. Weil eine Sanierung zu teuer ist, wird abgerissen. Foto: vaf

Mannheim. (ger) Die Wohnungen der städtischen Baugesellschaft GBG sind in die Jahre gekommen. Um den Bestand zu verjüngen oder durch Neubauten zu ersetzen, werden nun nach und nach Gebäude abgerissen. Nicht immer stößt das Unternehmen damit auf Verständnis. Zuletzt, vergangenen Juli, veranstalteten Aktivisten der Linken und die Initiative "FairMieten" eine Protestdemo mit rund 100 Teilnehmern. Der Grund: Sie sind gegen den Abriss der vier großen "Mietskasernen" in der Neckarstadt-Ost. An den Plänen der GBG änderten die Proteste allerdings nichts.

In Reih und Glied standen die vier Wohnblocks aus den 1950er Jahren zwischen Kinzig- und Carl-Benz-Straße. Dazwischen gibt es größere Grünflächen. Die 128 Ein- und Zweizimmerwohnungen waren im Schnitt 45 Quadratmeter groß. Geheizt wurde noch mit Zimmeröfen, es gab winzige Bäder, Elektrik und Leitungen waren noch auf dem Stand der 1950er Jahre.

Andere Wohnblocks in angrenzenden Straßen hat die GBG kernsaniert, informiert Unternehmenssprecher Christian Franke bei einem Vor-Ort-Termin. Bei den vier Wohngebäuden an der Carl-Benz-Straße sei eine Sanierung jedoch nicht wirtschaftlich. "Auch bei der Vollsanierung bleiben Decken, Tragwände und andere alte Bausubstanz erhalten, die den heutigen Standards etwa beim Schallschutz nicht genügen", erklärt GBG-Baufachmann Gerald Wendel.

Dazu verlängere sich trotz ähnlicher Kosten wie beim Neubau die Lebensdauer des Gebäudes nicht in gleichem Maße. "Der Wohnungsbestand der GBG ist im Schnitt 50 Jahre alt, wir müssen auch in die Verjüngung investieren", betont Franke. Das Problem: In den Wohnblocks wohnen viele ältere Menschen zu relativ geringen Mieten. Neubaumieten - sie kosten in der Regel mehr als zehn Euro pro Quadratmeter - können sie sich nicht leisten. Welchen Protest solch ein Neubauprojekt auslösen kann und wie es sich zum politischen Zankapfel entwickelt, hat die GBG auch schon beim Abriss des Adolf-Damaschke-Rings in Feudenheim kennengelernt (wir berichteten).

"Im Unterschied zu dort konnten wir hier allen Mietern, die das wollten, eine andere Wohnung in der Nähe aus unserem Bestand in der Neckarstadt anbieten", erläutert Franke. So sei der große Protest der Bewohner ausgeblieben. Von 69 dort verbliebenen Mietern zogen 80 Prozent innerhalb der Neckarstadt um, der Rest zog in andere Stadtteile.

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Die Abbrucharbeiten im Innern der Häuser laufen nun. Allerdings mit Atemmaske und Schutzanzug. Wegen "kritischer" Materialien, wie Fensterbänken aus asbesthaltigem Faserzement, ist ein Gutachter eingeschaltet. "Asbest war der Wunderwerkstoff der 50er/60er Jahre", erklärt Gerd Theobald vom Gutachterbüro RT Consult.

Bis Juli soll die Fläche frei sein. Denn ab August soll der Bau des Neubauprojekts mit sechs Häusern und 90 barrierearmen Wohnungen nach Niedrigenergiestandard beginnen. Die großzügige Grünfläche zwischen den Häusern soll erhalten bleiben.

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