Fröhlich und friedlich gefeiert
Trotz Baustelle kamen mehr als 250.000 Menschen

In der Mannheimer Innenstadt herrschte überall gelöste Stimmung. Fotos: Gerold
Von Volker Endres
Mannheim. Weder Baustelle noch hochsommerliche Hitze halten die Mannheimer vom Stadtfestbesuch ab. Organisatoren und Standbetreiber zogen ein zufriedenes Fazit zur 27. Festmeile unter besonderen Voraussetzungen. Bis Sonntagabend erwartete man insgesamt zwischen 250.000 und 300.000 Besucher "Nach den Problemen im Vorfeld hätte ich nicht gedacht, dass es so reibungslos funktioniert", räumte Organisator Thomas Sprengel ein.
Waldhoffans in blauschwarzer Kleidung prägten gestern Vormittag das Bild rund um den Wasserturm. Sie tranken sich Mut für das anstehende Relegationsspiel ihres SVW an, waren dabei ausgelassen und standen damit beinahe sinnbildlich für alle Festbesucher, denn das Stadtfest war nicht nur ungewöhnlich warm, sondern auch überaus friedlich.
Es habe sogar das Angebot gegeben, in Ludwigshafen zu feiern, verriet Sprengel. "Aber das war für uns natürlich keine Option", schmunzelte er. Stattdessen feierten die Mannheimer eben ein zweigeteiltes Fest. Die Stände rund um den Wasserturm waren unverändert, aber die Verbindung zu den Planken war unterbrochen. Zwischen den Quadraten O 7 und P 7 war lediglich die bestehende Baugrube gesichert. Ansonsten waren alle Tätigkeiten eingestellt und durch Bühnen oder Verpflegungsstände zugebaut und überdeckt. Dafür musste der Kunsthandwerkermarkt aus den Planken auf den Paradeplatz weichen.
Eine gute Lösung, waren sich alle einig. "Das hat zu einer entspannten Atmosphäre auf dem Platz beigetragen", so Sprengel. Das sah auch Besucherin Yvonne Frank aus Mannheim so. "Als die Stände noch in der Fußgängerzone waren, war es ein viel größeres Gedränge", so die 27-Jährige. Dafür präsentierte sich das Fest zwischen P6/O6 und dem Paradeplatz kompakter, zusammenhängender. "Von uns aus hat man überhaupt keine Baustelle gesehen", schmunzelte Bert Siegelmann als Betreiber der Bühne am Paradeplatz.
Das lag nicht nur am Platz selbst, sondern auch an der Menschenmenge, die an den drei Veranstaltungstagen vor der Bühne stand. Höhepunkt war dabei einmal mehr das Projekt von Jason Wright, der die Menschen mit lokalen Künstlern aber auch Studenten aus der Popakademie wieder mühelos in Bewegung versetzt hatte. Auch die Kulturnetzbühne erwies sich an allen drei Tagen als echter Magnet. Überhaupt prägte Harmonie das Bild. Die Rettungsdienste meldeten über drei Tage keinen einzigen Alkoholfall. Mit 68 Hilfeleistungen verlebten sie ebenso ruhige Tage, wie auch die Polizei, die durch Baustelle, Waldhofspiel am Sonntag und der generellen Sicherheitslage besonders gefordert war. "Aus unserer Sicht war es eines der ruhigsten Stadtfeste in meiner Dienstzeit", meldete Thomas Freytag, einer der erfahrensten Polizisten auf der Festmeile. Zwei Körperverletzungsdelikte und eine Gewahrsamsnahme sprechen eine deutliche Sprache.
Ähnliches meldete auch der Sicherheitsdienst für die abschließende Party im Schneckenhof, wo noch Stunden, nachdem auf den Planken die Lichter ausgegangen waren, weitergefeiert wurde. "Es war ausgelassen, aber sehr friedlich. Wir hatten keinen einzigen Einsatz." Die am Fest beteiligten Fasnachtsvereine waren ebenfalls zufrieden - zumindest den Umständen entsprechend. Am meisten litten die Löwenjäger aus Käfertal, die nun schon im zweiten Jahr nicht in gewohntem Umfang direkt am Plankenkopf mitfeiern konnten. "Aber wir sind froh, dass überhaupt noch ein Platz für uns gefunden wurde, und wir hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder mit Blick zum Wasserturm stehen", so der Vorsitzende Bernd Nauwartat.
Und so warf Thomas Sprengel zum Abschluss den Blick schon auf das kommende Jahr. "Wir werden sicher wieder feiern und wir haben mit dem letzten Maiwochenende auch schon einen Termin - nur die Form für das Fest müssen wir uns jetzt noch überlegen", denn auch im kommenden Jahr sind die Planken noch eine Baustelle.



