Mannheim

Jugendschutzprojekt baut Suchtpräventionsarbeit aus

Zwar geht das "Komasaufen" zurück, dafür nimmt der "Mischkonsum" zu. Ein Problem für Rettungskräfte, die bei Bewusstlosen oft nicht wissen, welche Substanzen diese genommen haben.

23.05.2022 UPDATE: 24.05.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 40 Sekunden

Symbolfoto: Franziska Gabbert/dpa

Mannheim. (hwz) Wenn am kommenden Wochenende Stadtfest gefeiert wird, dann sind sie wieder unterwegs: die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer – genannt Peers – des Jugendschutz-Projekts "Hart am Limit" (Halt). Sie sprechen nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene an, sondern Festbesucher aller Altersgruppen, um zur Einhaltung des Jugendschutzes zu mahnen und die Jugendlichen zu einem verantwortungsbewussten Alkoholkonsum zu motivieren. Die Initiative ist bereits seit 2008 auf Festen in der Quadratestadt unterwegs, aber nun kann die Präventionsarbeit dank einer finanziellen Förderung ausgebaut werden.

Koordinator der Halt-Aktionen ist Timo Kläser, der Beauftragte für Suchtprophylaxe im städtischen Fachbereich Jugend- und Gesundheitsamt. Er tut dies in enger Abstimmung mit der Fachstelle Sucht im Baden-Württembergischen Landesverband für Prävention und Rehabilitation gGmbH (BWLV) und weiteren Kooperationspartnern wie dem Polizeipräsidium Mannheim.

Der BWLV finanziert in Abstimmung mit Kläser bis Ende 2022 eine Projektstelle, die mit dem Sozialarbeiter Tobias Neuhof besetzt wurde. Damit will man dem Problem entgegenwirken, dass 13 Prozent der 16- bis 29-Jährigen in einer von der Kaufmännischen Krankenkasse in Auftrag gegebenen Umfrage angegeben haben, zur Stressregulation seit Beginn der Pandemie mehr zu trinken. Viele fühlten sich durch die Kontaktbeschränkungen isoliert, was das Suchtverhalten begünstigen kann.

"Das sogenannte Komasaufen ist zwar rückläufig, dafür haben wir es vermehrt mit einem Mischkonsum zu tun", weiß Neuhof. Für Rettungskräfte besonders herausfordernd, weil sie im Fall einer Bewusstlosigkeit des Patienten nicht wissen, mit welchen Substanzen sie es zu tun haben.

Neuhof hat Soziale Arbeit studiert und sich schon während des Studiums bei Halt engagiert. Er kennt die lokalen Akteure und hat nun zusammen mit Kläser das bestehende Netzwerk reaktiviert und möchte weitere Partner gewinnen. "Es ist wichtig, nach dem Ende der Pandemie die Kräfte und Initiativen der Alkoholprävention zu bündeln", sagt der 35-Jährige. Bei einem ersten Treffen wurden Ideen für Projekte gesammelt: Alkoholtestkäufe, Infostände oder Veranstaltungen an Schulen. Diskutiert wurde auch, wie man Politik, Vereine, Handel oder Veranstalter besser einbinden kann.

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Neuhof will zudem den wissenschaftlich fundierten Präventionsworkshop "Tom & Lisa" zum Thema Alkohol für Schulklassen und Eltern als festen Bestandteil an Schulen umsetzen. Außerdem wird auf Instagram eine Social-Media-Kampagne zum Thema Suchtprävention gestartet.

Aktuell helfen die BWLV-Projektmittel. "Doch wir bräuchten unbefristete Stellen", sagt Kläser. Nicht minder wichtig sind die Ehrenamtlichen für Aktionen beim Stadtfest. Die "Halt"-Peers sollten leicht mit Menschen in Kontakt treten können und eine gefestigte Einstellung zu gemäßigtem Alkoholkonsum haben. Im Gegenzug werden eine mehrstündige Schulung und neben der Aufwandsentschädigung ein Zertifikat über die ehrenamtliche Tätigkeit geboten.

Info: Wer zwischen 18 und 30 Jahre alt ist und bei "Halt" mitarbeiten möchte, kann sich per E-Mail an 58.bfs@mannheim.de bei der Stadtverwaltung melden.

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