Gibt es bald keine Brezelstände mehr in den Mannheimer Planken?

Die Stadt Mannheim will im Rahmen der Erneuerung der Fußgängerzone zeitgemäße Brezelhäuschen haben - Brezelunternehmer droht mit Abwanderung

12.02.2016 UPDATE: 13.02.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden

Verschwinden die traditionellen Brezelhäuschen bald aus den Planken? Die Stadt setzt bei der geplanten Neugestaltung der Fußgängerzone auf ein modernes Erscheinungsbild. Fotos: vaf

Von Gerhard Bühler

In Mannheim sorgen derzeit die traditionsreichen Brezelhäuschen in den Planken für Aufregung. Im Zuge der geplanten Neugestaltung der Fußgängerzone sollen sich künftig auch die Brezel-Verkaufsstände in einem zeitgemäßen Erscheinungsbild präsentieren. Der Besitzer der beiden Mannheimer Brezelbäckereien "Golden Brezel" und "Ams", die seit Kurzem zusammengehören, fürchtet hohe Kosten für die neuen Häuschen und droht damit, die Brezelstände in der Fußgängerzone notfalls zu schließen.

Schon seit Längerem plant die Stadt, ihre Fußgängerzone und wichtigste Einkaufsstraße Planken grundlegend neu zu gestalten. Vorgesehen ist eine umfassende Modernisierung mit dem Einbau eines neuen Bodenbelags, neuen Haltestellen, neuer Beleuchtung, neuem Grünkonzept einschließlich der Erneuerung des so genannten "Stadtmobiliars". Gemeint ist alles, was herumsteht: Werbetafeln, Papierkörbe, Hinweisschilder und vieles mehr. Dazu gehören auch die Brezelhäuschen.

"Es kann nicht sein, dass wir dort alles erneuern, aber die in die Jahre gekommenen Brezelbuden wieder hingestellt werden", macht Klaus Elliger, Chef der Stadtplanung, deutlich. Da so ein Verkaufsstand vielem gerecht werden muss und schwieriger zu konstruieren sei als gemeinhin angenommen, habe sich die Stadt damals für einen Wettbewerb zum Finden eines neuen Brezelhäuschens entschieden, betonte Elliger. Zum Sieger wurde 2013 von einer Jury das Büro Hirner & Riehl Architekten aus München gekürt, mit einem drei mal drei Meter großen Würfel - die Idee der Anlehnung an die Mannheimer Quadrate fand auch bei der Vorstellung im zuständigen Gemeinderatsausschuss Anklang. "Die Brezelstand-Betreiber haben wir bewusst nicht gefragt, was sie sich wünschen, weil wir ein einheitliches Häuschen wollten für ganz Mannheim, egal welche Firma den Stand nun gerade pachtet", begründet Elliger die Vorgehensweise.

Vehementen Widerstand gegen die Einführung des neu entworfenen Brezelhäuschens kündigt nun jedoch der Unternehmer Wolfgang Bohatsch an, dem die Mannheimer Bäckerbetriebe "Golden Brezel" und seit 2015 auch der traditionsreiche Mannheimer Brezelhersteller "Ams" gehören. "Ich finde es unmöglich, was da einer von der Stadt entschieden hat. Das Flair der alten Häuschen geht verloren", glaubt Bohatsch, "dass auch die Bevölkerung das nicht will". Bei einer Besprechung mit den Standbetreibern sei eine Zahl von 80.000 Euro für ein Häuschen genannt worden, dies sei nicht tragbar. "Ich werde diese Häuschen definitiv nicht übernehmen", kündigt er unter diesen Umständen die Schließung seiner Brezelbuden in den Planken an. In seiner Brezelfabrik könne er pro Tag bis zu 80.000 der nachgefragten Biobrezeln herstellen. Den Standort Mannheim brauche er nicht.

Die heftige Reaktion des Brezel-Unternehmers kann Elliger nicht ganz nachvollziehen: "Den Schätzpreis von 80.000 Euro haben die Architekten für den Bau des Prototyps genannt. Das sind keine belastbaren Zahlen oder Endpreise." Am liebsten wäre ihm ohnehin, wenn die städtische Großmarkt GmbH alle Häuschen zusammen bestellen und dann vermieten würde. Allerdings werde im Gegensatz zu manchen bisherigen Buden schon ein wertigerer Eindruck angestrebt. Das neue Modell aus Aluminiumplatten sei kein Billigmodell, gibt Elliger zu.

Zum Brezelhäuschen-Streit meldete sich inzwischen die CDU zu Wort. "Es kann doch nicht sein, dass man den Firmen ein fertiges Konzept für die Verkaufsstände präsentiert und sie zwingen will, dieses umzusetzen, ohne sie vorher nach ihren Bedürfnissen und auch Ideen gefragt zu haben", wundert sich CDU-Fraktionschef Carsten Südmersen. "Wenn die Brezelstände verschwinden würden, wäre das ein großer Verlust für die Planken. Brezeln gehören zur Kurpfälzer Tradition und so soll es bleiben", betont CDU-Stadträtin Marianne Seitz.

Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Version des Artikels hieß es, der Architekten-Entwurf des Brezelhäuschens aus dem Jahr 2013 habe ein Volumen von drei Kubikmeter. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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