Flüchtlingstumulte in Benjamin-Franklin-Village nach Wassermangel
Um die Lage zu beruhigen, waren rund 50 Beamte im Einsatz - Nahe gelegene B 38 wird zudem immer mehr zur Gefahr

Rund 800 Asylbewerber werden derzeit in Benjamin-Franklin-Village untergebracht. Archivfoto: Gerold
dut. Offenbar, weil es Probleme bei der Getränkeausgabe gegeben hat, ist es am Dienstagvormittag in der Flüchtlingsunterkunft in Benjamin-Franklin-Village in Käfertal zu "tumultartigen Zuständen" gekommen, teilte die Polizei gestern mit. Um die Lage zu beruhigen, waren rund 50 Beamte im Einsatz, auch Reiter und Hundeführer waren dabei.
Kern der Ausschreitungen waren drei Bewohner der Unterkunft, die wegen eines Arztbesuches ihre Tagesration Wasser nicht erhalten hatten. Nach Auskunft der Polizei schlossen sich 50 weitere Personen an, um von den Mitarbeitern der Unterkunft lautstark Getränke einzufordern.
Rund 200 weitere Personen beteiligten sich an den Protesten. Dabei sei auch versucht worden, das Getränkelager aufzubrechen. Die Stimmung sei "aggressiv" gewesen. Verletzt wurde niemand. Zwei der drei Rädelsführer wurden in Gewahrsam genommen. Sie sollten noch am gleichen Tag in die Landeserstaufnahmestelle nach Karlsruhe verlegt werden.
Es sei zu "Engpässen" bei der Lieferung von Wasserflaschen gekommen, erklärte das für die Flüchtlingsunterbringung zuständige Regierungspräsidium in Karlsruhe auf Nachfrage. Die Männer erhalten regulär zwei Liter Wasser pro Tag, bei Hitze auch mehr. "Eine Knappheit darf in der Form nicht vorkommen", sagte ein Sprecher. Man habe geklärt, dass es das zukünftig nicht mehr geben werde. Nach 30 Minuten hätten Ersatzgetränke angeboten werden können.
Auf dem ehemaligen US-Areal leben derzeit rund 1300 Flüchtlinge. Rund 1100 bleiben nur wenige Tage in der bedarfsorientierten Landeserstaufnahmestelle (BEA), dann werden sie an andere Kommunen verteilt. Weitere 200 Flüchtlinge sind Asylbewerber, die seit Monaten auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten.
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Die Stadt appellierte gestern erneut an das Land, die Gesamtzahl der Flüchtlinge auf maximal 1000 Personen zu begrenzen und forderte, eine verantwortliche Leitung in der BEA einzusetzen. Es sei "dringend geboten, dass das Land diese Aufgabe wahrnimmt", hieß es.
Unterdessen wird die nahe gelegene Bundesstraße 38 immer mehr zur Gefahr für die Bewohner. Wie die Verwaltung gestern mitteilte, kam es in der Vergangenheit bereits zu Gefahrensituationen, weil Fußgänger den Zubringer zur Schnellstraße querten. Nach einer Ortsbegehung seien nun Konsequenzen gezogen worden.
So wurde der Zubringer mit Tempo 30 ausgeschildert; zusätzlich werde ein Schild "Fußgänger" angebracht. Ein Absperrgitter soll an besonders gefährlichen Stellen das Überqueren der Straße blockieren. Ein Schild am Ausgang von "Franklin" soll sichere Fußwege aufzeigen außerdem werde der den Bewohnern ausgehändigte Wegeplan überarbeitet.



