Flüchtlinge kommen in Pfarrhaus unter
Die Mannheimer Gemeinden helfen Menschen aus der Ukraine. Das Lukashaus wird mit Spenden wohnlich gemacht.

Von Jan Millenet
Mannheim. Die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine kennt keine Grenzen. Auch die Gemeinderegion der drei Mannheimer Stadtteile Almenhof, Lindenhof und Neckarau steckt in den Vorbereitungen, um 20 Flüchtlingen eine Unterkunft zu bieten. In Kürze ziehen sie in das Pfarrhaus der Lukasgemeinde im Almenhof ein.
Die Räume im Pfarrhaus, das die Gemeinde seit kurzem Lukashaus nennt, sind noch etwas unsortiert. Hier ein Tisch, dort ein Schrank voller gespendeter Dinge, die Betten noch nicht bezogen, manche Zimmer fast noch leer – aber es wird. "Es befindet sich noch alles im ’Work in progress’-Modus", sagt die Pfarrerin der Matthäusgemeinde, Regina Bauer, während sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Martina Egenlauf-Linner, Pfarrerin der Markus- und Lukasgemeinde, durch das Haus führt. Es wurde zuvor von Pfarrer Günther Welker und seiner Frau bewohnt. Er ist in den Ruhestand gegangen und umgezogen.
"Vor zwei Wochen gab es die Initialzündung für die Hilfsaktion", erklärt Regina Bauer und blickt dabei auf den Mannheimer Kai Michelbach. Der Handwerker und dreifache Vater fasste kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine gemeinsam mit einem befreundeten Kollegen den Entschluss: "Wir müssen etwas unternehmen!" Es folgte eine erste Fahrt mit Hilfsgütern nach Polen. "Das war alles noch unorganisiert", erinnert er sich an chaotische Tage im Nachbarland.
Mit dieser Erfahrung und um konkret und sinnvoll zu helfen, wandte sich Michelbach an Pfarrerin Bauer und die ihm verbundene Matthäusgemeinde in Neckarau. Er bekam sogleich unbürokratische Unterstützung, denn die Gemeinde ist gut vernetzt. Unter anderem mit der polnischen Gemeinde in Bielsko-Biala, die genau nennen konnte, welche Hilfsgüter vor Ort für die Flüchtenden und zur Weiterverteilung ins Kriegsgebiet benötigt werden. Bielsko-Biala befindet sich rund 400 Kilometer von der ukrainischen Stadt Lwiw entfernt.
Auch interessant
Und so stand für Kai Michelbach die zweite Tour nach Polen auf dem Plan. Auf der Rückfahrt nahmen er und seine Mitstreiter neun Menschen aus der Ukraine mit nach Mannheim, hauptsächlich Frauen und Kinder. Sie und weitere Flüchtlinge kommen nun im Pfarrhaus unter, was übrigens eine Idee von "Vormieter" Günther Welker war.
Das Pfarrhaus ist recht groß. Auf fünf Halbgeschossen verteilen sich insgesamt acht Schlafräume, drei Küchen sowie drei große Gemeinderäume, die für Gemeinschaftliches genutzt werden können. Die Möbel, die das Haus wohnlich machen werden, sind laut Pfarrerin Bauer Spenden von Menschen aus der nahen und weiteren Umgebung. Vorangegangen war ein Informationsabend, bei dem sich auch schon zahlreiche Helferinnen und Helfer nicht nur aus den drei benachbarten Stadtteilen Lindenhof, Almenhof und Neckarau meldeten.
"Wir sind überwältigt von der Bereitschaft der Leute, sich konkret mit ihrem Können und ihrer Zeit einzubringen", so Regina Bauer. "Wir fühlen uns solidarisch mit den Menschen aus der Ukraine, und wir helfen aus Dankbarkeit darüber, wie gut es uns selbst geht", sagt Pfarrerin Egenlauf-Linner.
Die Pfarrerinnen wünschen sich, dass die Geflüchteten bald auch am Leben der Stadt teilnehmen. Doch das ist erst der zweite Schritt. "Uns ist wichtig, den Menschen Ruhe zu bieten, damit sie nach den schrecklichen Erlebnissen erst einmal zu sich kommen können", erklärt Bauer. Es gibt aber weitere Pläne. So soll etwa zweimal wöchentlich, dienstags und donnerstags, um 15 Uhr ein Begegnungscafé in der Matthäuskirche stattfinden, zu dem neben den ukrainischen Flüchtlingen auch alle anderen eingeladen sind, die entweder selbst Russisch oder Ukrainisch sprechen oder Interesse an einer Kontaktaufnahme haben. Aktuell sind die geflüchteten Menschen, die demnächst ins Lukashaus ziehen, noch privat untergebracht. Wann genau sie in ihre neue Unterkunft können, das wollten die Helfenden nicht verraten, damit ihnen die nötige Zeit und Ruhe zum Einleben bleibt.