Einkaufsstadt Mannheim: "Attraktiv, aber schmutzig"
Mannheim als Einkaufsstadt spitze - Passanten sehen aber Nachholbedarf in Sachen Sauberkeit

Beim Einzelhandel belegte Mannheim mit einer Schulnote 1,9 einen Spitzenplatz unter den vergleichbar großen Städten. Foto: Gerold
Von Volker Endres
Mannheim. Der Mannheimer Einzelhandel ist spitze. Mit einer Schulnote von 1,9 ist die Quadratestadt bundesweiter Klassenbester unter den Städten zwischen 200.000 und 500.000 Einwohnern. Insgesamt hatten sich 120 Städte an der Passantenbefragung des Institutes für Handelsforschung (IFH) in Köln beteiligt, Mannheim trat in seiner Größenordnung in direkte Konkurrenz zu zehn Städten.
Nicht das schon sprichwörtliche "arm, aber sexy", sondern "attraktiv, aber schmutzig", lautet das Gesamtfazit der bundesweit angelegten Studie "Vitale Innenstädte 2016", für das die Mitarbeiter des IFH an zwei Tagen Ende vergangenen September insgesamt 1201 zufällig ausgewählte Passanten an drei Orten in den Quadraten befragt hatten.
Denn während die Einkaufsmöglichkeiten, sehr zur Freude von Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch (CDU), durch die Bank herausragende Bewertungen erhielten, sich beinahe mit denen von Millionenstädten wie Köln und Berlin messen konnten, wurden Sicherheit und Sauberkeit deutlich unterdurchschnittlich bewertet.
Zwar wurde das Sicherheitsgefühl mit der Note 2,9 (gegenüber 3,0 im Jahr 2014) ein wenig besser bewertet. Doch die Beurteilung der Sauberkeit rutschte von 3,4 auf 3,6 ab. Die negative Bewertung der Parkmöglichkeiten - hier erhielt Mannheim nur die Schulnote 3,5 - habe sich nach Meinung von Grötsch seit der Befragung überholt. Schließlich gebe es seit Oktober das Parkhaus in Q6/Q7 mit rund 1300 neuen Parkplätzen.
Überhaupt freute sich Grötsch über die Ergebnisse. "Mit einer Gesamtattraktivität von 2,7 haben wir das Klassenziel locker erreicht. Und wir haben sogar noch Entwicklungspotenzial." Damit meinte er allerdings nicht etwa Verbesserungen in Sachen Sauberkeit, sondern spielte auf den Umbau der Haupteinkaufsstraße Planken an. "Damit sind wir auf einem guten Weg", auch wenn der Bürgermeister einräumte, "dass in Sachen Flair andere Städte Vorteile haben, die wir nicht entscheidend verändern können".Eine Altstadt-Innenstadt mit Fachwerkidyll? "In Mannheim unvorstellbar."
Offenbar spielte Grötsch auf Heidelberg an - das bei der Befragung in der Kategorie der Städte mit 100.000 bis 200.000 Einwohnern mit einer Gesamtnote von 2,0 den ersten Platz belegte.
Dafür habe Mannheim den Handel als großen Pluspunkt, so das Ergebnis der Befragung, nach der sich nicht nur über 80 Prozent der Befragten sehr zufrieden (34,6 Prozent) oder zumindest "eher zufrieden" (46,2 Prozent) über den Einzelhandel äußerten. Damit liegt Mannheim in allen Branchen besser als der Durchschnitt der zehn vergleichbaren Städte.
"Ein Ergebnis der konsequenten Umsetzung unseres Zentrenkonzeptes", freute sich Wolfgang Miodek von der Mannheimer Wirtschaftsförderung. Und auch Manfred Schnabel, Präsident des Handelsverbandes Nordbaden, hatte jede Menge Grund zur Freude: Nach der IFH-Studie halten sich die Passanten nicht nur deutlich länger in Mannheim als in anderen Innenstädten auf, sondern sie sprechen auch dem Onlinehandel in deutlich geringerem Maße zu. Gute Noten also für den Branchenmix. Das Gastronomieangebot in der Stadt wurde mit einer soliden 2,1 bewertet.
Positiv bewerteten alle Beteiligten der Pressekonferenz die Bedeutung der Erreichbarkeit der Innenstadt. "Der Anteil am Umsatz von 44 Prozent der Kunden von außerhalb ist außergewöhnlich groß", sagte IHK Geschäftsführer Axel Nitschke und verwies auf 34 Prozent in Städten vergleichbarer Größenordnung.
"An der Sauberkeit arbeiten wir", versprach Grötsch. Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mannheim-City, sprach von einem großen Defizit, das "nicht nur die Fußgängerzone, sondern die gesamte Innenstadt" betreffe.



