Mannheim

Eine Hommage an den "Bulldog" vor dem Schloss

Landmaschine wurde bei der Firma Lanz erfunden.

13.05.2022 UPDATE: 14.05.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 36 Sekunden
Robust und sparsam: ein Lanz-„Bulldog“ auf einem Feld in der Kurpfalz. Archivfoto: John Deere

Mannheim. (hwz) Die Kurpfälzer Meile der Innovationen vor dem Mannheimer Schloss hat Zuwachs bekommen. Mit einer Ehrentafel würdigt der gleichnamige Verein die Quadratestadt als Geburtsstätte des "Bulldog" und die Verdienste der Unternehmerfamilie Lanz. Um 1900 war Heinrich Lanz durch die weltweite Produktion von Landmaschinen neben Carl Benz Mitbegründer des Industriestandorts Mannheim. Den Grundstein wiederum legte sein Vater, der 1842 eine Mannheimer Filiale des ursprünglich in Friedrichshafen am Bodensee beheimateten Unternehmens gründete.

Heinrich Lanz trat bereits mit 21 Jahren als Teilhaber ein und richtete in einem Gartenhaus in der Schwetzingerstadt eine Reparaturwerkstatt für die von ihm vertriebenen Landmaschinen ein. Nur wenige Bauern konnten sich diese leisten. Doch Lanz schaffte es, mit geschicktem Marketing und günstigen Preisen durch Großeinkauf, ein breites Angebot verschiedener Maschinen und Ersatzteile zu machen, die er bald auch selbst herstellte.

Dafür wurde der Betrieb von der Schwetzinger Straße bis zum Hauptbahnhof erweitert. Ab 1. Januar 1870 führte Heinrich Lanz das Unternehmen unter eigenem Namen, erweiterte die Produktpalette und begann 1879 damit, Dampfdreschmaschinen und Lokomobile zu produzieren. Da eine weitere Expansion nicht möglich war, kaufte er 1888 auf dem Lindenhof Grundstücke, versah sie mit einem Bahngleisanschluss und verlagerte nach und nach die Produktion in die neuen Fabrikanlagen. Lanz, ein Unternehmer mit sozialer Verantwortung, starb am 1. Februar 1905 im Alter von 67 Jahren und erlebte die Eröffnung des von ihm gestifteten Heinrich-Lanz-Krankenhauses im November 1907 nicht mehr mit.

Sohn Karl, der Maschinenbau studierte hatte, übernahm die Firmenleitung und setzte auf Innovationen. "Als er 1916 den jungen Ingenieur Fritz Huber als Konstrukteur einstellte, ahnte er jedoch vermutlich nicht, welch Glücksgriff ihm da gelungen ist", sagte die stellvertretende Vereinsvorsitzende Roswitha Henz-Best bei der Enthüllung der Ehrentafel. Sie schilderte die schwierige wirtschaftliche Lage nach dem Ersten Weltkrieg. Nahrungsmittel waren knapp.

Huber sei es daher wichtig gewesen, dass auch kleine Bauernhöfe sich einen kompakten, sparsamen Traktor leisten können. Er entwickelte einen zwölf PS starken Rohölschlepper mit einzylindrigem Glühkopfmotor, der mit allen flüssigen Kraftstoffen betrieben werden konnte. Der wegen seines Aussehens und seiner Robustheit liebevoll "Bulldog" genannte Schlepper sei zum Inbegriff für Zuverlässigkeit und Sparsamkeit und sogar zum Synonym für Traktoren geworden.

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Nur wenige Monate nach Markteinführung starb Karl Lanz am 18. August 1921 mit nur 48 Jahren. Der Bulldog aber setzt seinen Siegeszug fort. Ab 1929 wurde er mit luftbereiften Rädern ausgestattet und konnte auf dem Acker und der Straße gefahren werden. 1939 gelang Huber die Entwicklung des "Bauern-Bulldog" mit elektrischem Anlasser. Als im Jahre 1960 die Bulldog-Produktion endgültig eingestellt wurde, hatten fast 220.000 Fahrzeuge das Werk verlassen. Vier Jahre zuvor war Lanz von John Deere, dem heute weltgrößten Landtechnikhersteller, übernommen worden.

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