Der Corona-Trend ist gefährlich
Entscheidende Tage: Die Inzidenz steigt wieder - Stadtverwaltung plant Testoffensive mit den Betrieben

Von Olivia Kaiser
Mannheim. Die Kurve zeigt wieder nach oben. Seit etwa zwei Wochen nimmt die Zahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, wieder zu. Das machte Peter Schäfer, der Leiter des Gesundheitsamts, bei seinem Bericht in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses deutlich. 67 neue Infektionen vermeldete er. Damit ist die Sieben-Tage-Inzidenz zwar gegenüber Montag wieder etwas gesunken und liegt bei 92, doch Schäfer sieht Zeichen einer Trendwende. 40 Prozent der registrierten Fälle würden von einer Mutation des Coronavirus hervorgerufen.
Auch die Zahl der Menschen, die stationär behandelt werden, steigt. Derzeit befinden sich 22 an Covid-19 erkrankte Personen in einer Isolierstation eines der drei Krankenhäuser, 18 auf einer Intensivstation. "Das sind mehr als in der vergangenen Woche", bilanzierte Schäfer. "Das könnte ein Zeichen sein, dass die Zahlen weiter steigen werden. In diesem Zusammenhang betonte der Leiter des Gesundheitsamts, wie wichtig die Einhaltung der Hygieneregeln sei.
Doch er hatte auch gute Nachrichten: Am Dienstag gab es keinen Todesfall, und derzeit gibt es keine Fälle bei Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen. "Das hängt klar mit den Impfungen zusammen", so Schäfer. Momentan machen die mobilen Teams weitere Runden durch die Heime, die Impfbereitschaft sei gestiegen – vor allem beim Personal. Zudem gebe es sehr wenig Fälle von Influenza oder Erkältungskrankheiten.
Die neue Corona-Verordnung stand im Zentrum des Berichts von Oberbürgermeister Peter Kurz. Mannheim befindet sich derzeit in der Spanne zwischen 50 und 100. Deshalb dürfen Einzelhändler mit einem entsprechenden Sicherheitskonzept Kunden empfangen und die Museen öffnen. Die Öffnung des Luisenparks ist für Samstag geplant. "Falls Mannheim drei Tage in Folge einen Wert über 100 aufweist, dann müssen wir am übernächsten Tag die Öffnungen zurücknehmen", gab Kurz zu bedenken.
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Doch nicht allein die Zahlen sind entscheidend, sondern auch das Infektionsgeschehen. "Sind die Cluster beherrschbar? Das ist eine Frage, die wir jeden Tag wieder neu bewerten", betonte der OB. "Wenn die Zahlen sich dauerhaft erhöhen, dann bedeutet das, dass es mit der Nachverfolgung allein nicht mehr getan ist." Viel hänge davon ab, wie sich das Infektionsgeschehen in den nächsten Tagen entwickelt.
Umso mehr appellierte der Rathauschef an die Bürger, medizinische Masken zu tragen, das sei "extrem wirkungsvoll". Die Maskenpflicht in Mannheim wurde aufgrund der steigenden Temperaturen und zu erwartenden Menschenansammlungen an beliebten Plätzen erweitert – unter anderem muss nun um den Wasserturm und am Wochenende am Stephanienufer Maske getragen werden. Ausgenommen sind die Waldgebiete der Stadt.
Man müsse auch bedenken, inwieweit Polizei und Ordnungsdienst die Maskenpflicht kontrollieren könnten, erklärte Sicherheitsdezernent Christian Specht und versicherte: "Wir werfen alles auf die Straße, was wir haben." Eine nächtliche Ausgangsbeschränkung ist laut Kurz derzeit nicht in Planung, allerdings könne man nicht ausschließen, dass sie bei einer entsprechenden Pandemie-Entwicklung nochmals zum Tragen komme.
Bereits 50.000 erstgeimpft
Etwa 50.000 Menschen sind mittlerweile geimpft, 18.600 haben bereits ihre zweite Dosis erhalten. Wie viele Mannheimer geimpft seien, könne man nicht sagen, da auch Auswärtige Termine in der Maimarkthalle wahrnehmen. Circa 900 Menschen bekommen pro Tag eine Dosis, die Zahl soll allerdings erhöht und die Öffnungszeiten erweitert werden – wenn genug Impfstoff da ist. Momentan sind laut OB drei Impfstoffe vorhanden: Biontech/Pfizer, Moderna und in kleineren Mengen Astra-Zeneca. "Wir erwarten auch den Impfstoff von Johnson & Johnson", so Peter Kurz. Da bei diesem Impfserum nur eine Spitze nötig ist, eigne er sich sehr gut für das mobile Impfen.
In Sachen Schnelltests bestehen viele Unklarheiten. Dies betrifft die praktische Durchführung sowie die valide Erfassung der Testergebnisse, damit anhand eines negativen Ergebnisses bestimmte Dinge möglich sind – zum Beispiel ein Besuch kultureller Veranstaltungen. Darüber müsse man sich jetzt schon Gedanken machen, betonte SPD-Stadtrat Thorsten Riehle und warb für eine digitale Strategie.
Derzeit arbeite man an einer Testoffensive in den Betrieben, informierte Peter Kurz. Diesbezüglich hätten Gespräche mit der IHK und einigen Gewerkschaften stattgefunden. In Schulen und Kitas habe man mit den kontrollierten Selbsttestungen mittlerweile gute Erfahrungen gemacht. "Man darf sich allerdings durch ein negatives Testergebnis nicht in falscher Sicherheit wiegen", betonte Peter Kurz. "Die Hygieneregeln müssen unbedingt weiterhin beachtet werden."



