Der "Bundesgärtner" mit Weitblick
Hans-Peter Faas (Heilbronn): "Bundesgartenschauen sind gut für die Stadtentwicklung"

"Bundesgartenschauen bringen den Städten immer einen Mehrwert." Hans-Peter Faas sprudelt über, wenn er über die Bundesgartenschau Heilbronn spricht. Als Geschäftsführer der Bundesgartenschauen in München und Koblenz und jetzt in Heilbronn kennt er das Prozedere und die Prozesse im Vorfeld. Er weiß, dass es Widerstände und Kritiker gibt. Und er weiß, was am Ende bleibt. Aus dem nicht ganz fernen Heilbronn beobachtet er in diesen Tagen, wie die Diskussion in der Quadratestadt läuft. Die RNZ befragte ihn, wie er die Diskussion um die geplante Bundesgartenschau in Mannheim beurteilt.
Die Vorbereitungen für eine Bundesgartenschau nehmen rund zehn Jahre in Anspruch, das ist eine Kraftanstrengung, da kann aber auch viel Reibung aufkommen. Lohnt sich für eine Kommune in der heutigen Zeit ein solcher Kraftakt?
Volkswirtschaftlich ist das immer ein Gewinn, per se. Und auch der Mittelstand profitiert davon, nach dem Abschluss in Koblenz blieben sechzig bis siebzig Prozent der investierten Gelder in der Region, jeder eingesetzte Euro zieht 14 Euro nach sich.
Kann man eine Bundesgartenschau aus rein wirtschaftlicher Sicht betrachten? Schließlich geht es um viele Millionen und auch die Stadt Mannheim hat jede Menge Pflichtaufgaben zu erfüllen.
Man darf eine Bundesgartenschau nicht alleine durch die Brille des Finanzmannes sehen. Bundesgartenschauen sind dazu geeignet, einen hohen Identifikationsschub bei den Menschen in der Stadt auszulösen. Wenn die Menschen dahinter stehen und begreifen, dass es nicht nur um eine sommerlange Veranstaltung geht, sondern dass eine Buga ein Motor zur Stadtentwicklung ist, funktioniert das.
Dennoch gibt es Befürchtungen in der Quadratestadt, dass sich die Stadt finanziell übernimmt, dass ökologischer Schaden angerichtet wird, dass andere Aufgaben liegen bleiben.
Man muss in der Diskussion und der Kommunikation auf die Menschen zugehen, ihre Bedenken ernst nehmen, auch in Heilbronn gibt es Bürger, die sich darum sorgen, dass Fledermäuse darunter leiden, wenn Bäume gefällt werden, dass eine Brücke in ihrer Höhe nicht passt. Und man muss auch wissen, dass die Menschen angesichts einiger problematischer Großprojekte in Deutschland (Red.: Berliner Flughafen oder Stuttgart21) skeptisch geworden sind. Mit diesen Widerständen und Kritikpunkten muss man sich auseinandersetzen, das war auch in Heilbronn der Fall.
Was sagten Sie den Kritikern?
Wir konnten kommunizieren, dass es zwar um ein schönes sommerlanges Fest geht mit einer Außenwirkung, die sich noch Jahre später in den Touristenzahlen bemessen lässt. Dass im Vordergrund aber vor allem die Stadtentwicklung steht: Das ist generell heute so: Bundesgartenschauen sind für die Kommunen die Möglichkeit, ihre Stadt zu entwickeln. Die Buga ist der Motor, der das antreibt.
Können Sie mit dem Blick von außen verstehen, was im Moment in Mannheim passiert, dass die Begeisterung auf sich warten lässt, stattdessen viel Kritik vorgebracht wird. Insbesondere wegen der Einbeziehung des Landeschaftschutzgebietes Feudenheimer Au?
Es könnte sein, dass die Mannheimer noch den schönen Luisenpark von der Bundesgartenschau 1975 im Kopf haben mit vielen Blumenrabatten und einem Zaun drum herum. Davon muss man sich freimachen. Wie bereits gesagt: Bundesgartenschauen von heute sind Mittel zur langfristigen Stadtentwicklung, das muss in der Kommunikation rübergebracht werden.
Wie hat das in Heilbronn funktioniert?
Das hat man hier verstanden. Dort stehen 86 Prozent der Heilbronner hinter ihrer Buga, vielleicht auch, weil sie die erfolgreiche Landesgartenschau von 1985 noch im Kopf haben. Es ist in den letzten Jahren in der öffentlichen Diskussion auch gelungen zu kommunizieren, dass es sich bei den Kosten in Höhe von 141 Millionen Euro nicht um Kosten für die Buga handelt. Das sind Gelder für die Stadtentwicklung, das Fest gibt es obendrauf. Abzüglich der Zuschüsse bleiben 44 Millionen Euro für die Bundesgartenschau, 34 Mio. hofft man durch Eintrittsgelder und Vermietungen hereinzubekommen. Letztendlich bleiben zehn Millionen Eigenanteil für die Stadt. Und wie gesagt, die Aufträge gehen hauptsächlich an mittelständische Firmen in der Region.



